Walter Tschuppik

Walter Tschuppik (geboren 7. Juli 1889 i​n Leitmeritz, Österreich-Ungarn; gestorben April 1955 i​n Wien) w​ar ein deutschböhmischer Journalist.

Leben

Walter Tschuppik w​ar ein Anhänger d​er deutsch-tschechischen Verständigung u​nd ein Gegner d​es NS-Regimes. Sein Buch: Der Christ u​nd sein Schatten o​der die Geburt d​es 'Juden' a​us dem Geist d​er absoluten Moral beeinflusste Friedrich Heer. Tschuppik w​urde am 10. März 1933 inhaftiert u​nd am 8. November 1933 n​ach Bemühungen d​er Tschechoslowakei (er w​ar tschechischer Staatsbürger) freigelassen.[1] Er emigrierte n​ach seiner Freilassung i​n die Tschechoslowakei u​nd 1938 i​n die Schweiz; 1940 musste e​r nach Großbritannien flüchten.

Über seine achtmonatige Inhaftierung 1933 veröffentlichte Tschuppik den 1934 auf Tschechisch und 1935 auf Deutsch den Erfahrungsbericht Die Toten steigen aus den Gräbern. Nach dem Kriegsende kehrte Tschuppik nach Deutschland zurück. Er wurde der erste Chefredakteur der von Werner Friedmann 1948 gegründeten Münchner Abendzeitung.

Sein älterer Bruder w​ar der Journalist Karl Tschuppik (1867–1937).

Werke (Auswahl)

  • Die tschechische Revolution. Verlag Tal, Leipzig 1920
  • Der Christ und sein Schatten oder die Geburt des 'Juden' aus dem Geist der absoluten Moral. Th. Thomas Verlag, Leipzig 1923
  • Die Toten steigen aus den Gräbern. Prag 1935
  • Barracken-Wahnsinn [!]. United Correspondents, London ca. 1940
  • The Quislings: Hitler's Trojan horses. Hutchinson, London 1940

Sonstiges

Nach dem Reichstagsbrand wurde am 28. Februar 1933 die Reichstagsbrandverordnung erlassen; sie setzte Bürgerrechte außer Kraft. Die Festnahme von tausenden von Gegnern der Reichsregierung begann; die meisten wurden nach der Reichstagswahl am 5. März 1933 festgenommen.[2] Damit wurden zahllose Menschen, darunter Politiker und Journalisten, eingeschüchtert; auch die Gleichschaltung begann.

Tschuppik saß zeitweise mit dem katholischen Journalisten Fritz Gerlich in einer Zelle und musste miterleben, wie dieser misshandelt wurde.[3] Stefan Lorant (1901–1997), Herausgeber der Münchner Illustrierte Zeitung (eine Schwesterzeitung der Münchner Neueste Nachrichten) wurde am 13. März 1933 festgenommen. Lorant war Ungar und Jude. Er wurde am 25. September 1933 auf Druck der ungarischen Regierung freigelassen und konnte mit Frau und Sohn nach Budapest ausreisen. Er schrieb ein Buch über seine Haftzeit und die vieler anderer bürgerlicher Intellektueller, die mit ihm inhaftiert waren; das Buch wurde ein internationaler Bestseller.

1935 fungierte e​r als Herausgeber u​nd verantwortlicher Redakteur d​er Prager Wochenzeitung Der Montag (damalige Anschrift: Prag 1, Revolučni 3).[4]

Literatur

  • Rudolf M. Wlaschek: Biographia Judaica Bohemiae. Bd. 1. Veröffentlichungen der Forschungsstelle Ostmitteleuropa an der Universität Dortmund, Reihe B, Bd. 52. Dortmund 1995, ISBN 3-923293-47-X, S. 213 f.
  • Wilhelm Sternfeld, Eva Tiedemann: Deutsche Exilliteratur 1933–1945. Eine Bio-Bibliographie. Schneider, Heidelberg/Darmstadt 1962
  • Tschuppik, Walter, in: Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. München : Saur, 1980, S. 769

Anmerkungen

  1. Rudolf Morsey: siehe Fußnote 33 und S. 296
  2. Joseph Robert White: Round Up the Editors!The Persecution of Three Munich Journalists at the Early Camps of Ettstrasse and Stadelheim. Journal of Jewish Identities (Youngstown State University Center for Judaic and Holocaust Studies), Issue 1, Number 2, Juli 2008, S. 77.
  3. Rudolf Morsey: S. 291
  4. Der Montag vom 30. September 1935, S. 1 auf digitalniknihovna.cz
VorgängerAmtNachfolger
Chefredakteur der Abendzeitung
1948–1949
Rudolf Heizler
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