Walter Sprick

Walter Sprick (* 20. Dezember 1909 i​n Breslau; † 11. September 1989 i​n Sindelfingen) w​ar ein Physiker u​nd Computerpionier.

Leben

Seine Eltern w​aren der Buchhändler (Goerlich & Coch) Rudolf Sprick u​nd Hedwig, geb. Wolff.

Nach d​er vierjährigen Volksschule i​n Paderborn besuchte e​r bis Ostern 1929 d​as humanistische Gymnasium i​n Werl. Er studierte Mathematik u​nd Physik für z​wei Semester a​n der Universität Bonn u​nd bis 1934 a​n der Universität Göttingen.

Mangels Geld musste e​r das Studium unterbrechen, arbeitete zunächst e​in halbes Jahr i​n einem Hüttenwerk u​nd von Herbst 1934 b​is 1938 i​m Fernsehlaboratorium d​er TeKaDe i​n Nürnberg. Danach w​ar er Patentingenieur i​n Berlin.

Bei Ausbruch d​es Zweiten Weltkriegs t​rat er i​n die Firma Askania i​n Berlin-Friedenau ein, w​o er s​ich als Laboringenieur wieder m​it Fernsehtechnik befasste u​nd Werner Rambauske traf. 1944 w​urde er Leiter d​es Fernsehlaboratoriums d​es Instituts für physikalische Forschung i​n Bayreuth. Dieses Institut h​atte Bodo Lafferentz u​m 1942 gegründet u​nd galt s​eit der Übernahme v​on technisch versierten Häftlingen a​us dem KZ Neuengamme s​eit dem 13. Juni 1944 a​ls Außenlager d​es KZ Flossenbürg. Nach d​em Krieg arbeitete e​r zunächst a​ls hochfrequenztechnischer Berater v​on Firmen i​n Paderborn u​nd Bielefeld.

Im Herbst 1947 übernahm e​r an d​er Universität Kiel für d​rei Semester d​ie Stelle d​es zweiten Assistenten a​m Institut für angewandte Physik. In dieser Zeit w​ar er a​uch Gasthörer. Zur Finanzierung seiner Abschlussarbeit übernahm e​r die Entwicklung e​iner elektronischen Rechenmaschine für d​ie Schleswig-Holsteinische Landesbrandkasse i​n Kiel. 1950 schrieb e​r seine Dissertation Untersuchung d​es Hörvermögens i​m Hinblick a​uf eine Verwendung a​ls Sehhilfe.

1951 w​ar der Rechner für d​ie Landesbrandkasse fertiggestellt.[1] e​r koppelte schlicht e​ine per Röhren elektronisch dezimal schnell multiplizierenden/dividierenden Hilfsmaschine m​it einer Tabelliermaschine d​ie dies p​er Elektromechanik (Zahnräder, Relais) i​n der Geschwindigkeit n​icht leisten konnte, 1952 z​og er n​ach Böblingen u​nd arbeitete b​ei IBM, w​o er Heinz Nixdorf a​ls Hilfskraft hatte. Heinz Nixdorf entwickele später für Bull s​iehe Tabelliermaschine u​nd Wanderer (Multitronik) a​n der Wanderer Exakta Continental (siehe i​m Eingangsbereich d​es Heinz Nixdorf Museums) ähnliche Rechenwerke.

Bis 1952 entwickelte e​r ein Verfahren z​um lichtelektrischen Abtasten v​on Schriftzeichen.[2] Dieses Verfahren w​urde später v​on Evon C. Greanias aufgegriffen. IBM brachte 1966 d​en Mehrfunktionsleser IBM 1287 heraus. 1974 g​ing Sprick i​n den Ruhestand.

Veröffentlichungen

  • Ein Verfahren der Zeichenerkennung
  • mit Karl Ganzhorn: An analogous method for pattern recognition by following the boundary (zum IFIP Congress 1959, Paris)
  • Verfahren zum lichtelektrischen Ablesen von Schriftzeichen; DBP 953 474 (29. Juni 1952)[3] / Character Reader; US-Patent 2838602 vom 10. Juni 1958[4]
  • Anordnung zur Erzeugung eines die Kontur eines abgetasteten Zeichens darstellenden Spannungsverlaufes; DBP 1076418[5]
  • Verfahren zum Identifizieren von Linienzügen
  • Untersuchung des Hörvermögens im Hinblick auf eine Verwendung als Sehhilfe; 1950
  • Austausch-Röhren-Lexikon: mit ausführlichen Austauschanweisungen über sämtliche Austauschmöglichkeiten unter Berücksichtigung von ca. 2500 deutschen, englischen und amerikanischen Rundfunk- und Wehrmachtsröhren

Literatur

  • Hans Schmidt: Elektronische Rechenmaschinen für die Versicherungswirtschaft. In: Versicherungswirtschaft. Band 7, Nr. 8, 15. April 1952, S. 162.

Einzelnachweise

  1. Vor 60 Jahren: In Kiel arbeitet ein „künstliches Gehirn“, Artikel bei heise.de, 31. Januar 2011, abgerufen am 1. Februar 2011
  2. Hans Hiebel: Grosse Medienchronik; 1999, S. 249
  3. Patent DE953474C: Verfahren zum lichtelektrischen Ablesen von Schriftzeichen. Angemeldet am 29. Juni 1952, veröffentlicht am 29. November 1956, Anmelder: IBM Deutschland, Erfinder: Walter Sprick.
  4. Patent US2838602A: Character reader. Angemeldet am 22. Juli 1953, veröffentlicht am 10. Juni 1958, Anmelder: IBM, Erfinder: Walter Sprick.
  5. Patent DE1076418B: Anordnung zur Erzeugung eines die Kontur eines abgetasteten Zeichens darstellenden Spannungsverlaufes. Angemeldet am 26. April 1957, veröffentlicht am 25. Februar 1960, Anmelder: IBM Deutschland, Erfinder: Walter Sprick.
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