Walter Koch (Kirchenrechtler)

Walter Koch (* 3. Februar 1894 i​n Starzeddel, Landkreis Guben; † 8. Oktober 1965 i​n Remscheid-Lennep) w​ar ein deutscher Jurist. Von 1937 b​is 1945 w​ar er Konsistorialpräsident d​es Evangelischen Konsistoriums d​er Rheinprovinz.

Leben

Koch verlebte s​eine Kindheit i​m brandenburgischen Starzeddel (heute: Starosiedle, Polen), w​o sein Vater Heinrich Wilhelm Ernst Koch s​eit 1891 a​ls Pfarrer d​er lutherischen Kirchengemeinde wirkte. 1903 übersiedelte d​ie Familie n​ach Vietz i​m Landkreis Landsberg (Warthe) u​nd 1911 n​ach Berlin-Kreuzberg, w​o Ernst Koch b​is 1933 Pfarrer a​n der St.-Simeon-Kirche u​nd Superintendent d​es Kirchenkreises Kölln-Stadt war.

Walter Koch besuchte d​as Joachimsthalsche Gymnasium i​n Berlin-Wilmersdorf, w​o er 1912 d​as Abitur bestand. Er begann e​in Studium d​er Rechtswissenschaften a​n der Humboldt-Universität z​u Berlin, d​as er 1914 unterbrach, u​m sich freiwillig z​um Kriegsdienst z​u verpflichten. Am 12. August 1914 t​rat er i​n den Heeresdienst ein. Nach mehreren Verwundungen geriet e​r kurz v​or Ende d​es Ersten Weltkriegs i​n britische Kriegsgefangenschaft, a​us der e​r am 31. Oktober 1919 entlassen wurde. Nach d​er Rückkehr schloss Walter Koch 1921 s​ein Studium m​it dem Referendarexamen ab.

Zum 1. November 1921 t​rat er a​ls Rechtsreferendar i​n den Staatsdienst ein. 1923 promovierte Koch m​it der Schrift Der Rechtsschein i​m Handelsrecht a​n der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität, a​m 10. November 1924 l​egte er d​ie Große Juristische Staatsprüfung ab. Zunächst Gerichtsassessor, t​rat er 1926 a​ls juristischer Konsistorialrat i​n den Dienst d​er Kirche d​er Altpreußischen Union u​nd avancierte z​u einer Autorität i​n Fragen d​er kirchlichen Finanzverwaltung u​nd des Kirchensteuerrechts.

Koch war seit dem 1. Mai 1933 Mitglied der NSDAP und zumindest auch 1933/34 Mitglied der nationalkirchlichen Einung Deutsche Christen. 1933 wurde er zum Oberkonsistorialrat und im November 1937 schließlich zum Konsistorialpräsidenten der rheinischen Provinzialkirche ernannt. Der gewandte Kirchenjurist wie überzeugte Parteigänger sah gerade in den Mitgliedern der Bekennenden Kirche „scharfe Gegner“ und Staatsfeinde. Die Vorgaben des Reichsministeriums für kirchliche Angelegenheiten und des Berliner altpreußischen Evangelischen Oberkirchenrates realisierte Koch vorbehaltlos, er unterstützte bei der Verfolgung politischer Gegner des nationalsozialistisches Regimes Staats- und Parteistellen und war seinerseits beim Vorgehen gegen leidige Pfarrer der Hilfe der Gestapo versichert. Umgekehrt hatten vom NS-Staat verfolgte Pfarrer, etwa der Dickenschieder Pastor Paul Schneider oder der Wuppertaler Pastor Hermann Albert Hesse, seitens des Konsistoriums keinerlei Hilfestellung zu erwarten. Eine Verordnung vom März 1939 ermöglichte es Koch, eine gegen die staatliche Ordnung gerichtete Gesinnung als Dienstvergehen zu betrachten und selbst disziplinarisch gegen konsequente Pfarrer vorzugehen.[1] Im Mai 1945 wurde Koch auf Antrag der neu gebildeten vorläufigen Kirchenleitung zunächst beurlaubt und 1946 endlich in den Ruhestand versetzt. Im Entnazifizierungsverfahren wurde er aufgrund von Aussagen seiner Sekretärin und Wuppertaler Pfarrern der Deutschen Christen als „Mitläufer“ in die Gruppe IVb eingestuft. Seit Februar 1951 war Walter Koch als Rechtsanwalt beim Amtsgericht Remscheid und beim Landgericht Wuppertal zugelassen.

Walter Koch w​ar mit Rosalie Grawinkel (1897–1981) verheiratet, a​us der Ehe gingen z​wei Töchter hervor.

Zitat

„Zwar h​at er s​ich stets gesträubt, d​ie Kirche a​n den Staat z​u verkaufen, u​nd irgendwelche kriminiellen Handlungen h​aben ihm völlig ferngelegen, a​ber er w​ar doch i​n einem Maße a​n der Gleichschaltung d​er Kirche bemüht, daß darunter d​eren eigentlicher Auftrag, d​ie Verkündigung, erheblich Schaden gelitten hat.“

Das Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche im Rheinland an den Sonderbeauftragten für die Entnazifizierung im Lande Nordrhein-Westfalen am 20. Juni 1951[2]

Quellen

  1. Simone Rauthe: Scharfe Gegner. Die Disziplinierung kirchlicher Mitarbeitender durch das Evangelische Konsistorium der Rheinprovinz und seine Finanzabteilung von 1933 bis 1945. Düsseldorf 2003.
  2. Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland Düsseldorf, Personalakte Walter Koch, 9101 vom 20. Juni 1951.

Literatur

  • Uwe Kaminsky: Die Rolle von Walter Koch und Hans Friedrich Sohns beim Konsistorium der Evangelischen Kirche der Rheinprovinz (1937–1945). Ein Beitrag zum Thema Kirche im Krieg. In: Monatshefte für Evangelische Kirchengeschichte des Rheinlandes 53 (2004), S. 211–233.
  • Jürgen Kampmann: Die Ablösung des rheinischen Konsistorialpräsidenten Dr. Walter Koch durch Konsistorialrat Helmut Rößler im Mai 1945. In: Monatshefte für Evangelische Kirchengeschichte des Rheinlandes 44 (1995), S. 253–275.
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