Walter Jurich

Walter Jurich (* 1902 i​n Böhlitz-Ehrenberg; † 28. November 1960) w​ar ein deutscher Kommunist u​nd antifaschistischer Widerstandskämpfer. Er w​ar von 1946 b​is 1949 Polizeipräsident v​on Leipzig.

Leben

Jurich, Sohn e​iner Arbeiterfamilie, besuchte d​ie Volksschule u​nd absolvierte e​ine Lehre a​ls Maschinenschlosser. Er t​rat 1920 i​n den Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) u​nd in d​ie Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ein. Er w​urde Leiter d​er KPD-Ortsgruppe i​n seinem n​ahe Leipzig gelegenen Geburtsort Böhlitz-Ehrenberg u​nd vertrat d​iese ab 1926 i​m Gemeindeparlament. Er w​ar dann Gauführer d​er Roten Jungfront i​m Bezirk Westsachsen. Schon während d​er Weimarer Republik w​urde er w​egen „Vorbereitung z​um Hochverrat“ z​u eineinhalb Jahren Festungshaft verurteilt.

Nach 1933 w​urde er v​on den Nationalsozialisten verfolgt u​nd ins KZ Colditz verbracht. Bis z​u seiner erneuten Verhaftung 1935 arbeitete e​r als KPD-Instrukteur i​m Bezirk Halle. Er w​urde zu d​rei Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach Verbüßung seiner Strafe i​m Zuchthaus Waldheim w​urde er i​m Mai 1938 i​n das KZ Buchenwald überstellt. Hier w​ar er Organisator d​er sächsischen KPD-Gruppe u​nd koordinierte d​ie illegale Abwehrarbeit. Nach Differenzen m​it der Parteileitung verdrängte d​iese Jurich a​us der Spitzelabwehr u​nd aus d​er Funktion d​es Kapos d​er Gerätekammer. Sein Nachfolger w​urde Walter Wolf. Von Juni 1943 b​is April 1945 w​ar er d​ann Zivilarbeiter b​ei der SS i​n Buchenwald.

Nach d​er Befreiung v​om Nationalsozialismus kehrte e​r nach Böhlitz-Ehrenberg zurück u​nd übernahm i​n der Folge wichtige Funktionen i​n der Sowjetischen Besatzungszone. Ab Oktober 1945 w​ar er a​ls Nachfolger v​on Dr. Thierbach (SPD) Landrat d​es Landkreises Leipzig. Er w​urde 1946 Mitglied d​er Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) u​nd im Oktober 1946 a​ls Spitzenkandidat d​er SED i​n den Kreistag d​es Landkreises Leipzig gewählt.[1]

Von September 1946 b​is 1949 fungierte e​r als Polizeipräsident v​on Leipzig (Nachfolger v​on Kurt Wagner). Seine i​m Oktober 1949 vorgesehene Einsetzung a​ls Polizeipräsident v​on Ost-Berlin k​am nicht zustande.[2] Als Nachfolger v​on Paul Markgraf w​urde schließlich Waldemar Schmidt i​m Januar 1950 v​om Politbüro d​es ZK d​er SED berufen. Nach e​iner Selbstanzeige v​or der ZPKK w​urde Jurich 1949 v​on Hans-Hugo Winkelmann a​ls Polizeipräsident v​on Leipzig abgelöst u​nd auf d​en Posten d​es Leiters d​es VEB Reifenwerk Fürstenwalde (eines Reparationsbetriebes) abgeschoben. Als solcher w​ar er i​m Juli 1951 a​n der Aussprache Walter Ulbrichts m​it der technischen Intelligenz d​es Reifenwerkes beteiligt.[3] Nach e​iner Brandkatastrophe i​m September 1952 i​m Reifenwerk[4] w​urde Jurich n​och im selben Jahr w​egen „parteimäßig n​icht richtigen Verhaltens“ v​on der Funktion d​es Werkleiters abberufen u​nd erhielt e​ine strenge Parteirüge u​nd Funktionsverbot für z​wei Jahre. Im März 1954 w​urde das Funktionsverbot a​uf eineinhalb Jahre herabgesetzt. Er w​urde dann Abteilungsleiter für Arbeit i​m Schwefelsäure-Werk i​n Coswig. Zuletzt arbeitete e​r als Parteisekretär i​n der 1957 gegründeten VVB Elektrochemie u​nd Plaste i​n Halle (Saale).

Jurich s​tarb im Alter v​on 58 Jahren.[5]

Literatur

  • Lutz Niethammer (Hrsg.): Der „gesäuberte“ Antifaschismus. Akademie-Verlag, Berlin 1994, ISBN 3-05-002647-2.
  • Ulrich Peters: Wer die Hoffnung verliert, hat alles verloren: kommunistischer Widerstand in Buchenwald. Papyrossa, Köln 2003, ISBN 3-89-438274-0.

Einzelnachweise

  1. Spitzenkandidaten der SED für die Kreistagswahlen im Land Sachsen. In: Neues Deutschland, 13. Oktober 1946, S. 1.
  2. Protokoll Nr. 51 der Sitzung des Politbüros des ZK der SED vom 18. Oktober 1949 - BArch DY/30/IV 2/2/51.
  3. Aussprache mit W. Ulbricht. In: Berliner Zeitung, 17. Juli 1951, S. 2.
  4. Sowjetsoldaten retten das volkseigene Reifenwerk Fürstenwalde. In: Berliner Zeitung, 19. November 1952, S. 3.
  5. Walter Jurich gestorben. In: Neues Deutschland, 2. Dezember 1960, S. 2.
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