Walter Fust
Walter Fust (* 17. Juli 1941) ist ein Schweizer Maschinenbauingenieur und Unternehmer. Er baute die Firma Dipl. Ing. Fust AG zu einem bedeutenden Handelsunternehmen aus.[1]
Leben
Walter Fust wuchs in Gossau SG und Niederuzwil auf. Seine Eltern waren August Fust und Hedwig Fust-Buchegger. Die Primar- und Sekundarschule besuchte er in Niederuzwil und in Uzwil. Anschliessend absolvierte er die Oberrealschule an der Kantonsschule am Burggraben in St. Gallen mit Maturitätsabschluss als Bester seiner Klasse in 1960. Es folgte das Studium als Maschinenbauingenieur an der ETH Zürich, welches er 1964 abschloss.[1]
Sein Vater August Fust hatte sich 1958 selbständig gemacht, um mit Haushaltsgeräten zu handeln. Dazu gründete er in Oberbüren die Firma August Fust AG. Sein Sohn Walter begann schon während der Gymnasialzeit mit dem Handel von Kleinmotorrädern. Kurz darauf kaufte und verkaufte er nach relativ kurzer Zeit seine eigenen Autos jeweils mit Gewinn. So bewies er frühzeitig sein Geschick mit dem Handel von Fahrzeugen, welche auch technisches Verständnis erforderten. Während seines Studiums an der ETH stieg er in den Versandhandel von Elektrokleinbackofen ein und erwarb damit Marketingerfahrungen. Auch damit entwickelte er eine gute Einnahmequelle. Zeitweise arbeitete er ebenfalls in der Firma seines Vaters und erschloss für sie neue Absatzgebiete.
Nachdem er sich nach Studienabschluss mit seinem Vater nicht über die Modalitäten zum Einstieg in die Firma August Fust AG hatte einigen können, plante er seine eigene Firma aufzubauen. Die Firma Dipl. Ing. Fust AG startete 1966 in Bern mit dem Handel von Waschautomaten und Kühl-/Gefriergeräten. Es lief besser als erwartet, sodass sein Vater ihm Ende 1969 anbot, die eigene Firma in der Ostschweiz zu verkaufen. Sohn Walter übernahm die Firma des Vaters zusammen mit dem führenden Mitarbeiter Albert Hauser und gliederte seine eigene Firma dort ein. Bis zum Tode von Hauser in 1973 gehörte ihnen die fusionierte Firma. Die Anteile von Hauser gingen an seine Ehefrau Ursula, die älteste Schwester von Fust. Fortan gehörte die Firma den beiden Geschwistern gemeinsam.
Die Firma wuchs rasch und eröffnete Filialen in der ganzen Schweiz. Das Sortiment wurde auf Kücheneinrichtungen ausgedehnt. Die Firma wurde in der Schweiz im Elektro-Haushaltapparatehandel und im Küchenbau führend, später kam auch Unterhaltungselektronik dazu, eine allgemein anerkannte Leistung von Walter Fust als Unternehmer. Weil er an den Firmenstandorten in der Regel die Gewerbeliegenschaften erwarb, wurde er auch zu einem bedeutenden Immobilienbesitzer. 1987 erfolgte der Börsengang seiner Firma.[2]
1994 verkaufte er zusammen mit seiner Schwester Ursula einen gewichtigen Anteil der Firma an die Jelmoli Holding AG.[3] Bereits 1996 wurde jedoch umgekehrt Fust Mehrheitsaktionär der Jelmoli-Warenhauskette und deren Verwaltungsratspräsident.[4] In dieser Funktion musste Fust diese Warenhausgruppe umstrukturieren. Ausser dem Stammhaus nahe der Bahnhofstrasse in Zürich wurden alle Filialen verkauft, deren Immobilien jedoch behalten. Später trennte sich Fust sukzessive von diesen Beteiligungen.[5] Die von Fust aufgebaute Dipl. Ing. Fust AG ging an Coop (Schweiz).[6] Mit den Erlösen engagierte er sich vermehrt in der Schweizer Maschinenindustrie. So wurde er Mehrheitsaktionär der börsenkotierten Starrag-Heckert-Gruppe mit Sitz in Rorschacherberg nahe St. Gallen. Bei Starrag war er schon seit 1988 Verwaltungsrat.[7] Starrag übernahm 2005 die kränkelnde Firma SIP (Société Genevoise d’Instruments Physiques) in Genf, bekannt für physikalische Messinstrumente und Lehrenbohrwerke. Die Integration gelang. Später jedoch geriet die Starrag-Heckert-Gruppe in Schwierigkeiten. Fust übernahm deswegen 2019 die Leitung der Firma.[8]
Fust hält auch eine Beteiligung an der Werkzeugmaschinenfabrik Tornos Holding im Berner Jura.
Zur Hochschule ETH Zürich, deren Berufstitel als Diplomingenieur zum Markenzeichen seiner Firma geworden ist, hält er weiterhin als Gönner der ETH Foundation gute Beziehungen.[9]
Fust lebt in einer Partnerschaft und hat zwei Söhne und eine Tochter.[10]
Einzelnachweise
- Meet my life: Walter Fust. Autobiografie von Walter Fust, abgerufen am 25. November 2020.
- Öffentliche Aktienemission der Dipl. Ing. Fust AG. NZZ, 3. April 1987, S. 20.
- Frust unter Fusts Publikumsaktionären. NZZ, 6. August 1994, S. 27.
- Jelmoli gegen Fust Aktien. NZZ, 7. Dezember 1996, S. 39.
- Angebot Pelham Investment SA an Jelmoli Holding AG. NZZ, 6. August 2003, S. 6.
- Factsheet Fust. (PDF; 650 KB) In: report.coop.ch. Abgerufen am 25. November 2020.
- Starrag mit Dividende. NZZ, 20. Mai 1988, S. 39.
- Werner Fischer: Weshalb Walter Fust an die Spitze von Starrag zurückkehrt. Handelszeitung, 10. Mai 2019, abgerufen am 26. November 2020.
- Martina Märki: Walter Fust: Ingenieurwissen im Kopf, Handel im Blut. Alumnivereinigung der ETHZ, abgerufen am 26. November 2020.
- Marc Iseli: Man geht nicht nach Frankreich zum Wandern. Der BLICK, 28. September 2019, abgerufen am 26. November 2020.