Wald-Zwenke
Die Wald-Zwenke (Brachypodium sylvaticum), auch Wald-Fiederzwenke genannt, ist eine Pflanzenart aus der Zwenken (Brachypodium) innerhalb der Familie der Süßgräser (Poaceae). Sie ist in Eurasien und Nordafrika weitverbreitet.
Wald-Zwenke | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Wald-Zwenke (Brachypodium sylvaticum) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Brachypodium sylvaticum | ||||||||||||
(Huds.) P.Beauv. |
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Die Wald-Zwenke wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 40 bis 120 Zentimetern. Sie bildet keine oder nur sehr kurze unterirdische Ausläufer und dichte Horste. Die Erneuerungssprosse wachsen hauptsächlich innerhalb der untersten Blattscheiden empor (intravaginal). Die Halme sind kahl, lediglich an den Knoten sind sie behaart.
Die Blattscheiden sind kahl, die untersten sind jedoch abstehend behaart. Die Ligula ist als 1 bis 4 Millimeter hoher, häutiger Saum ausgebildet. Die Blattspreiten der Erneuerungstriebe sind weich, dunkelgrün, etwa 10 Zentimeter lang und 4 bis 6 (bis 8,5) Millimeter breit. Die Blattunterseite ist matt und zerstreut behaart. Der Blattrand ist bewimpert.
Generative Merkmale
Die Blütezeit reicht von Juli bis August (bis Oktober). Der aufrechte, später überhängende, traubige Blütenstand ist 8 bis 15 Zentimeter lang und enthält fünf bis neun, selten bis zu zwölf Ährchen. Die Ährchenstiele sind 0,6 bis 1,4 Millimeter lang, sowie dicht und kurz behaart. Die wechselständig an der Hauptachse stehenden Ährchen enthalten sechs bis elf (bis fünfzehn) Blüten. Ohne Granne ist das Ährchen 20 bis 30 (bis 40) Millimeter lang. Zur Reife fallen die Blütchen einzeln aus den Hüllspelzen, die stehenbleiben. Die häutigen Hüllspelzen sind fast gleich, meist kurz behaart. Die untere Hüllspelze ist fünf- bis siebennervig, 6 bis 10 Millimeter lang und lanzettlich, spitz. Die obere Hüllspelze ist sieben- bis neunnervig, 8 bis 12 (bis 15) Millimeter lang. Sie ist breit lanzettlich und spitz oder läuft in eine bis 3,5 Millimeter lange Granne aus. Die Deckspelzen sind siebennervig, 9 bis 12 Millimeter lang, länglich-lanzettlich und laufen in eine 8 bis 15 Millimeter lange Granne aus. Sie ist derbhäutig und an den Rändern behaart. Die Granne der oberen Deckspelze jedes Ährchens ist mindestens so lang wie die Deckspelze. Die Vorspelzen sind zweinervig, etwa so lang wie die Deckspelzen und schmal-elliptisch. Sie sind am oberen Ende abgeschnitten und haben kurz behaarte Kiele. Die Staubbeutel sind 3 bis 5 Millimeter lang, jedoch acht- bis zehnmal so lang wie breit.
Die Frucht (Karyopse) ist 5 bis 8,5 Millimeter lang. Sie hat an der Spitze ein schmales, häutiges, kurz behaartes Anhängsel. Wie bei allen Brachypodium-Arten hat die Frucht einen sichelförmigen Querschnitt.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 14, 16, 18, 28, 44 oder 56.
Vorkommen
Die Wald-Zwenke ist von Nordafrika und Makaronesien, von praktisch ganz Europa über Asien bis nach Indonesien und Japan weitverbreitet.[1] Sie ist vor allem ozeanisch-subozeanisch Florenelement, in Ostasien kommt sie eher tropisch-montan vor. In Amerika und Neuseeland ist sie ein Neophyt.[1]
In Mitteleuropa ist die Wald-Zwenke von der Ebene bis in Höhenlagen von 1200 Metern verbreitet und häufig. In den Allgäuer Alpen steigt sie in Bayern südwestlich der Grabbichelhütte bei Bolsterlang bis zu 1125 Metern Meereshöhe auf.[2] Im nordwestlichen Deutschland ist die Art zerstreut bis selten. In Mitteleuropa gedeiht sie hauptsächlich in anspruchsvollen Laubmischwäldern und Auwäldern, in Gebüschen, auf Waldschlägen und an Waldsäumen.
Die Wald-Zwenke gedeiht am besten auf frischen, nährstoffreichen, basenreichen bis mäßig sauren, humusarmen, lockeren, sandigen oder reinen Lehm- und Tonböden. Sie ist eher kalkliebend. Sie wächst vornehmlich auf frischen bis feuchten, oft wasserzügigen Standorten. Sie ist eine Halbschatten- bis Schattenpflanze sowie ein Lehmzeiger.
Die Wald-Zwenke ist eine Klassen-Kennart der Sommergrünen Laubwälder (Querco-Fagetea), besonders der Eschen-, Erlen- und Hartholzauwälder (Alno-Ulmion) und in feuchten Buchen- und Edellaubmischwäldern (Fagetalia sylvaticae), sowie auch in Flaumeichenwäldern (Quercion pubescentis).
Im US-Bundesstaat Oregon gilt die Wald-Zwenke als invasive Pflanze.[3]
Systematik
Die Erstveröffentlichung erfolgte 1762 unter dem Namen (Basionym) Festuca sylvatica durch William Hudson. Die Neukombination zu Brachypodium sylvaticum (Huds.) P.Beauv. wurde 1812 durch Ambroise Marie François Joseph Palisot de Beauvois veröffentlicht. Weitere Synonyme für Brachypodium sylvaticum (Huds.) P.Beauv. sind: Brachypodium sylvaticum subsp. pubescens (Peterm.) Tzvelev, Brachypodium pubescens (Peterm.) Mussajev.[4]
Von Brachypodium sylvaticum gibt es etwa drei Unterarten:[4]
- Brachypodium sylvaticum (Huds.) P.Beauv. subsp. sylvaticum
- Brachypodium sylvaticum subsp. spryginii Tzvelev: Die Unterart ist ein Endemit auf der Krim.[4]
- Brachypodium sylvaticum subsp. creticum H.Scholz & Greuter ist auf Kreta in der Präfektur Chania endemisch. Sie wächst in den Lefka Ori in Felsnischen, wechselfeuchten Bodenvertiefungen und in Igelpolsterheiden in Höhenlagen von 1100 bis 2100 Meter. Die Unterart erreicht Wuchshöhen von 20 bis 50 (selten 12 bis 73) Zentimeter. Die Stängelblätter messen 5,5 bis 12 (selten 3 bis 16) Zentimeter. Die Traube besteht aus 2 bis 4 (selten 5) Ährchen und nickt nur wenig. Die obere Hüllspelze misst 6,6 bis 7,5 (selten 5,4 bis 9) Millimeter, ihre Granne bis zu 0,5 Millimeter. Die Granne der Deckspelze ist 5 bis 7 (selten ab 4,5) Millimeter lang.[5]
Literatur
- Hans Joachim Conert: Pareys Gräserbuch. Die Gräser Deutschlands erkennen und bestimmen. Parey, Berlin 2000, ISBN 3-8263-3327-6.
- Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
- Ernst Klapp, Wilhelm Opitz von Boberfeld: Taschenbuch der Gräser. Erkennung und Bestimmung, Standort und Vergesellschaftung, Bewertung und Verwendung. 13. überarbeitete Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2006, ISBN 3-8001-4775-0.
- Chen Shouliang, Sylvia M. Phillips: Brachypodium. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 22: Poaceae. Science Press/Missouri Botanical Garden Press, Beijing/St. Louis 2006, ISBN 1-930723-50-4, S. 369 (englisch)., PDF-Datei, online.
Weblinks
- Brachypodium sylvaticum (Huds.) P. Beauv., Wald-Zwenke. FloraWeb.de
- Wald-Zwenke. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Brachypodium sylvaticum (Huds.) P. Beauv. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 24. September 2015.
- Datenblatt Brachypodium sylvaticum (Hudson) P.Beauv. – False-brome mit Verbreitungskarte in der Flora of Northern Ireland. (in englischer Sprache)
- Verbreitung auf der Nordhalbkugel aus: Eric Hultén, Magnus Fries: Atlas of North European vascular plants. 1986, ISBN 3-87429-263-0 bei Den virtuella floran. (schwed.)
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
Einzelnachweise
- Rafaël Govaerts (Hrsg.): Brachypodium sylvaticum. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 18. Juni 2020.
- Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 209.
- Global Invasive Species Initiative.
- B. Valdés, H. Scholz, unter Mitwirkung von E. von Raab-Straube, G. Parolly, 2009: Poaceae (pro parte majore): Datenblatt bei Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
- Ralf Jahn, Peter Schönfelder: Exkursionsflora für Kreta. Mit Beiträgen von Alfred Mayer und Martin Scheuerer. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1995, ISBN 3-8001-3478-0, S. 388.