Wald-Reitgras
Das Wald-Reitgras (Calamagrostis arundinacea) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Reitgräser (Calamagrostis) innerhalb der Familie der Süßgräser (Poaceae). Es ist in den gemäßigten Gebieten Eurasiens weitverbreitet.
Wald-Reitgras | ||||||||||||
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Wald-Reitgras (Calamagrostis arundinacea) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Calamagrostis arundinacea | ||||||||||||
(L.) Roth |
Für Sachsen ist auch die Bezeichnung Dillengras belegt.[1]
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Das Wald-Reitgras ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 60 bis 120 Zentimetern erreicht. Es bildet lockere Horste mit kurzkriechender Grundachse und sehr kurzen Ausläufern.
Die aufrechten Halme sind höchstens am oberen Ende schwach rau. Die dunkelgrünen Blattspreiten sind 4 bis 7 Millimeter breit, mit kurzer Behaarung auf der Oberseite, auf der Unterseite glänzend. Am Blattgrund finden sich Haarbüschel, die Blatthäutchen sind unter 2 Millimeter lang.
Generative Merkmale
Die Blütezeit reicht von Juni bis Juli. Der kurzverzweigte rispige Blütenstand enthält zahlreiche Ährchen und erscheint schmal und länglich; seine aufrechten Verzweigungen legen sich nach der Anthese an die Hauptachse an. Die Ährchenachse ist behaart. Die lanzettlichen Ährchen sind 5 bis 6 Millimeter lang, haben eine blassgrüne Farbe und sind zuweilen violett gescheckt; der Haarkranz erreicht kaum 1 Millimeter. Auf dem Rücken der Deckspelze entspringt eine etwa 7 Millimeter lange, gekniete Granne, welche die Hüllspelze um etwa 3 Millimeter überragt.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 28.[2]
Ökologie
Es wurzelt bis einen Meter tief.[2]
Unterscheidung zu verwandten Arten
Das Wald-Reitgras ist nahe verwandt mit dem Berg-Reitgras (Calamagrostis varia), von dem es sich durch den deutlich kürzeren Haarkranz sowie abweichende Standortansprüche unterscheidet.
Vorkommen
Das Wald-Reitgras ist in der gemäßigten Zone Eurasiens häufig und kommt außerdem in Neuguinea vor.[3] Lediglich im Tiefland selten, reicht seine Verbreitung vom Gebirgsland bis in die Voralpen.
Das Wald-Reitgras ist in schattigen Laubwäldern zu finden, aber auch massenhaft auf Waldschlägen, an der Waldgrenze und auf Hochstaudenfluren. Es bevorzugt warme, nur schwach feuchte, mineralreiche aber kalkarme, steinige Böden. Es kommt vor allem im Luzulo-Fagetum vor, aber auch in Pflanzengesellschaften der Verbände Carpinion, Quercion roboris, Epilobion angustifolii oder an der Waldgrenze im Sorbo-Calamagrostietum des Verbands Calamagrostion arundinaceae.[2]
Systematik
Die Erstveröffentlichung erfolgte 1753 unter dem Namen (Basionym) Agrostis arundinacea durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus I, S. 61.[4] Die Neukombination zum akzeptierten Namen Calamagrostis arundinacea (L.) Roth wurde 1789 durch Albrecht Wilhelm Roth in Tentamen Florae Germanicae, 2, 1, S. 89 veröffentlicht.[5][6] Das Artepitheton arundinacea bedeutet „Aussehen wie Schilfrohr“.
Weitere Synonyme für Calamagrostis arundinacea (L.) Roth sind: Arundo clarionis Loisel., Arundo montana Gaudin, Arundo sylvatica Schrad., Calamagrostis adpressi-ramea Ohwi, Calamagrostis austrojeholensis Honda, Calamagrostis chassanensis Prob., Calamagrostis clarionis (Loisel.) Loisel., Calamagrostis parviflora Rupr., Calamagrostis pyramidalis Host, Calamagrostis sylvatica (Schrad.) DC., Calamagrostis sylvatica Host, Cinna agrostoidea P.Beauv., Deyeuxia abietina Fuss, Deyeuxia arundinacea (L.) Jansen, Deyeuxia arundinacea P.Beauv., Deyeuxia arundinacea Phil., Deyeuxia montana P.Beauv., Deyeuxia pyramidalis (Host) Veldkamp Person, Deyeuxia sylvatica (Schrad.) Kunth, Deyeuxia sylvatica (Schrad.) Vasey, Calamagrostis brachytricha Steud., Calamagrostis sciuroides Franch. & Sav.[6][7] Die von Calamagrostis arundinacea beschriebenen Varietäten sind wohl alle nur Synonyme von Calamagrostis arundinacea.[3]
Es sind auch Hybriden von Calamagrostis arundinacea × Calamagrostis varia (= Calamagrostis ×haussknechtiana Torges), Calamagrostis arundinacea × Calamagrostis villosa (= Calamagrostis ×indagata Torges & Hausskn.) oder Calamagrostis arundinacea × Calamagrostis epigejos (= Calamagrostis ×acutiflora (Schrad.) DC.) beschrieben.
Krankheiten
Das Wald-Reitgras wird von den Rostpilzen Puccinia coronata var.coronata, Puccinia graminis, Puccinia poae-nemoralis subsp. poae-nemoralis und Puccinia pygmaea mit Uredien und Telien befallen.[8] Aus Aserbaidschan ist Uromyces calamagrostidis auf dem Wald-Reitgras beschrieben.[9]
Nutzung
Einige Sorten werden als Zierpflanzen in Parks und Gärten verwendet. Besondere Bedeutung hat dabei die durch Gärtner gekreuzte Hybride Calamagrostis ×acutiflora (Schrad.) DC. aus Calamagrostis arundinacea × Calamagrostis epigejos mit ihrer wichtigsten Sorte ‘Karl Foerster’.[10]
Literatur
- Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Unsere Gräser. Süßgräser, Sauergräser, Binsen. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart, 12. Auflage 2011, ISBN 978-3-440-12573-1, S. 106.
- Werner Rothmaler (Begr.), Rudolf Schubert, Klaus Werner, Hermann Meusel (Hrsg.): Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der BRD. Band 2: Gefäßpflanzen. 9. Auflage. Volk und Wissen, Berlin 1977, S. 558.
Einzelnachweise
- Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, Seite 71, online.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. S. 255.
- Rafaël Govaerts (Hrsg.): Calamagrostis arundinacea. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 26. Mai 2020.
- Linné 1753 eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
- Calamagrostis arundinacea im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 9. Januar 2014.
- Calamagrostis arundinacea bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis Abgerufen am 9. Januar 2014.
- B. Valdés & H. Scholz, unter Mitwirkung von E. von Raab-Straube & G. Parolly, 2009: Poaceae (pro parte majore): bei Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
- Peter Zwetko Die Rostpilze Österreichs Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil, Heft 1, Uredinales. Online (PDF; 1,8 MB)
- George Baker Cummins: The Rust Fungi of Cereals, Grasses and Bamboos. Springer, Berlin 1971, ISBN 3-540-05336-0.
- Gordon Cheers (Hrsg.): Botanica. Das ABC der Pflanzen. 10.000 Arten in Text und Bild. Könemann Verlagsgesellschaft, 2003, ISBN 3-8331-1600-5 (darin Seite 165).
Weblinks
- Wald-Reitgras. FloraWeb.de
- Wald-Reitgras. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Die Verbreitung auf der Nordhalbkugel nach Hultén
- Calamagrostis arundinacea (L.) Roth In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).