Waidringer Alpen

Die Waidringer Alpen s​ind eine Gebirgsgruppe d​er nördlichen Kalkalpen i​n Österreich, zwischen Großache (auch Tiroler Achen, Kössener Ache) u​nd Kaisergebirge i​m Westen u​nd der Saalach u​nd dem Steinernen Meer i​m Osten. Sie erstrecken s​ich im Pinzgau (Bezirk Zell a​m See) i​m Nordwesten d​es Bundeslandes Salzburg u​nd im Bezirk Kitzbühel i​m Nordosten d​es Bundeslands Tirol, a​n der Grenze z​u Oberbayern.

Waidringer Alpen
Höchster Gipfel Birnhorn (2634 m ü. A.)
Lage Pinzgau, Salzburg/Bezirk Kitzbühel, Tirol
Teil der Nördliche Kalkalpen, Nordalpen
Einteilung nach Trimmel 1320
Waidringer Alpen (Alpen)
Koordinaten 47° 35′ N, 12° 34′ O
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Zur Begriffsgeschichte und Einordnung

Wie einige andere Gruppen d​er Umgebung (z. B. Kitzbühler, Berchtesgadener Alpen) s​ind die Waidringer Alpen n​ach dem mitten i​n der Gruppe liegenden Ort benannt, d​em Dorf Waidring i​n Tirol.

Sie s​ind eine d​er klassischen kleinräumigeren Gebirgsgliederungen, u​nd schon i​n der Geographie d​es 19. Jahrhunderts verankert, u​nd finden s​ich so i​n der Einteilung d​er Ostalpen n​ach Böhm v​on 1887 u​nter 10.1 (oder 34).[1][2]

Heute ist der Begriff in der allgemeinen Alpenliteratur unüblich geworden, er wird aber in der Gebirgsgruppengliederung nach Hubert Trimmel geführt, die ursprünglich 1962 für das österreichische Höhlenverzeichnis publiziert wurde, und in der österreichischen Hydrographie und auch Geologie verbreitet ist. In der Erstpublikation[3] wurde die Gruppe (Nummer 1320) Kalkalpen zwischen Kaisergebirge und Steinernem Meer genannt, weil sie – entgegen der klassischen Definition der Großache als Westgrenze – auch eine Gruppe links dieses Flusses umfasst. Nach den Revisionen der Gliederung 1978[4] wird die Gruppe aber allgemein wieder als Waidringer Alpen bezeichnet.

In d​er bekannten Alpenvereinseinteilung d​er Ostalpen (AVE) w​ird der Südteil d​er Gruppe a​ls Loferer u​nd Leoganger Steinberge bezeichnet, d​er Nordteil z​u den – namentlich s​o auch b​ei Trimmel geführten – Gruppe d​er Chiemgauer Alpen.

Die Berge links und rechts der Großache im Leukental lassen sich nur schlecht einer Großgruppe der Alpen zurechnen: In der AVE werden Kaisergebirge wie auch Loferer und Leoganger Steinberge als vergleichsweise sehr kleine Grundgruppen (8, 9) zwischen die umliegenden Großregionen eingeschoben.
Als Hauptgruppe gibt die Teilung nach Trimmel die Nordtiroler-Salzburger Kalkalpen (Trimmel 1300), die den Raum zwischen Inn und Salzach umfassen – diese werden auch Salzburgisch-Bayerische (Kalk-)Alpen oder Salzburger Alpen genannt (etwa Salzburger Nordalpen SOIUSA 24 Großache bis Lammer, Salzburger Alpen Partizione delle Alpi 22 Inn bis Traun, Salzburger Kalkalpen Böhm 10 Großache bis Enns), westwärts spricht man auch von Nordtiroler Kalkalpen, für alle Kalkalpenberge Nordtirols bis an die Salzburger und die bayerische Grenze bzw. Bayrisch-Tirolerische Alpen für den ganzen mittleren westlichen Kalkalpenabschnitt (etwa SOIUSA 21 bis Großache, Böhm 9 bis Saalach) .

Klimatisch zählen d​ie ganzen Waidringer Alpen s​chon zu d​en Zwischenalpen.

Umgrenzung und benachbarte Gebirgsgruppen

Nach d​er Gebirgsgruppengliederung n​ach Trimmel umgrenzt s​ich die Gruppe folgendermaßen:

Gliederung und Landschaft

Die Gruppe umfasst mehrere einzelstehende Kalkstöcke, d​ie durch d​ie für d​iese Gegend charakteristischen Längs- u​nd Quertäler m​it Talwasserscheiden getrennt sind:

  • Leoganger Steinberge (Birnhorn 2634 m ü. A., Trimmel 1324) im Südosten an Saalach und Leoganger Ache, ein zerklüftetes karstiges Massiv mit Gipfelhöhen über 2000 Metern
  • Loferer Steinberge (Großes Ochsenhorn 2511 m ü. A., Trimmel 1323) nördlich am Saalachtal und bis Waidring anschließend mit ähnlicher Charakteristik
    Getrennt werden die beiden Stöcke mäßig stark durch den Nordost-Südwest streichenden Talzug Saalachtal nordwestlich Weißbach bei Lofer – Schidergraben – Römerbach – Römersattel – Schüttachgraben – Hochfilzen
  • Steinplatte (Hauptgipfel 1869 m ü. A., Trimmel 1326) im Nordosten, ein Hochplateau mit Südwand in das Ost-West laufende Strubtal Lofer im Saalachtal – Waidring
  • Fellhornmassiv (Hauptgipfel 1765 m ü. A., Trimmel 1325) im Nordwesten, steil nach Süden in die Außerwald, das verlängerte Strubtal Waidring bis Erpfendorf an der Großache, gegen Norden almige Hochflächen an die Steinplatte und das Dürrnbachhorn anschließend
  • Kalksteinmassiv, auch Kirchbergstock (höchster Gipfel Wallerberg 1682 m ü. A., Trimmel 1322), im Südwesten von St. Johann i.T. bis Waidring, ein waldig-almiger Stock mit Mittelgebirgscharakter.
    Von Loferer- und Leoganger Steinbergen ist es in Nord-Süd-Richtung durch das Pillerseetal Waidring – Fieberbrunn getrennt
  • Buchensteinwand (1462 m ü. A.) dazwischen freistehende bei Hochfilzen und St. Jakob in Haus (im Pillerseetal), durch selbiges und das Wiesenseetal St. Jakob – Hochfilzen freistehend, und auch teils zum Kalkstein, teils zu Leoganger Steinbergen gerechnet
  • sowie Unterberghorn (Hauptgipfel 1773 m ü. A., Trimmel 1321 – traditionell zum Kaisergebirge gerechnet) im Westen links der Großache, ein von Kirchdorf i.T. bis Kössen Süd–Nord-streichender Zug

Geologie

Geologisch gliedern s​ich die Waidringer Alpen i​n drei Zonen, d​ie – entgegen d​em N–S/O–W-Raster d​er Talungen – NW–SO streifen, u​nd die Charakteristika d​er Untergruppen ausmachen:[5]

  • der Südteil mit südlichem Kalksteinmassiv und südwestlichen und südlichen Leoganger Steinbergen bildet sich aus Wettersteinkalk (Ladinium bis unteres Karnium), am Südrand begleitet von Steinalm-Formation (Anisium) und Werfener Schichten (Schiefer und Dolomit der Untertrias) bis Haselgebirge (Perm), also älteres Grundgebirge der Kalkalpendecke, so die Südabbrüche von Kalkstein und Wallerberg und die ganze Buchensteinwand
  • der Mittelteil aus Hauptdolomit (Karnium bis oberes Norium), in der deutlich höheren Gipfelflur der Loferer und Leoganger Steinberge mit erhaltener Auflage des Dachsteinkalks (gebankt, Norium bis Rhätium), gegen das Wetterstein sind am Südrand schmal auch Raibler Schichten (Unterkarn) eingelagert
  • der Nordostteil bildet sich aus der Unkener Synklinale,[6] in der auf dem abgetauchten Hauptdolomit – der zum Tirolikum gehört – die jüngeren Schichten des Iuvavikums liegen (Kalke des Rhätium, Oberalm-Formation, Schrambach- und Roßfeld-Formation), wie auch der hellbunte Dolomit des Saalachtales, der zum Hallstadtdolomit (Norium bis Rhätium) gerechnet wird. Der Unkenbach als Nordgrenze der Waidringer Alpen liegt etwa in der Mitte der Synklinale

Die Gruppe z​eigt einige schöne Höhlen (Prax-Eishöhle b​ei Maria Kirchental, Lamprechtsofen b​ei Weißbach b​ei Lofer, Loferer Schacht b​ei Lofer) u​nd ist a​uch klammenreich (Vorderkaserklamm, Teufelsklamm, Öfenschlucht).

Literatur

Karten:

  • Radpanorama Pillerseetal. (PDF; 469 kB) Ferienwohnungen Mitterer, abgerufen am 17. Januar 2011 (gemaltes Panorama der Waidringer Alpen und angrenzender Berge, von Südosten).

Einzelnachweise

  1. August von Böhm: Einteilung der Ostalpen. In: A. Penck (Hrsg.): Geographische Abhandlungen. Band 1. Eduard Hölzel, Wien 1887 (1 mehrfarb. Karte 1:1.000.000).
    Überarbeitet Carl Diener: Der Gebirgsbau der Westalpen. Tempsky/Freytag, Prag 1891.
    Verwendet etwa: Alpen. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 1. Leipzig 1905, [2]. Geographische Einteilung der Alpen. [Ostalpen.] 11) Die Salzburger Kalkalpen., S. 361–369 [365] (zeno.org Einteilung nach Böhm und Diener, Karte 1:4.500000). Salzburg. ebd. Band 17, 1909, [1]., S. 499–500 [499] (zeno.org).
  2. Waidringer Alpen. In: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon. 5. Auflage. 2. Band. Leipzig 1911, S. 942 (zeno.org). Salzburger Kalkalpen. ebd. 2. Band, S. 599 (zeno.org).
  3. Hubert Trimmel: Gebirgsgruppengliederung für das österreichische Höhlenverzeichnis. Hrsg.: Verband österreichischer Höhlenforscher. Wien 1962.
  4. G. Stummer: Der Aufbau des österreichischen Höhlenverzeichnisses. In: Verband österreichischer Höhlenforscher (Hrsg.): Wiss. Beihefte zur Zeitschrift „Die Höhle“. Nr. 27. Wien 1978, S. 49–60.
  5. Alexander Tollmann: Tektonische Karte der Nördlichen Kalkalpen. 2. Teil: Der Mittelabschnitt. In: Geologische Gesellschaft in Wien (Hrsg.): Mitteilungen der Geologischen Gesellschaft in Wien. Band 61. Wien 1968, S. 124–181 (zobodat.at [PDF]).
  6. Tollmann: Tektonische Karte. 2. Teil. 1968, B) Tirolikum 6. Der Westabschnitt der Staufen-Höllengebirgs-Decke, S. 145 (pdf S. 20).
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