Wa-Staat
ဝပြည်နယ် Wa-Staat | |
Hauptstadt | Pangkham |
Fläche | 9.600 km² |
Bevölkerung | 558.000 (2005) |
Ethnien | Wa |
Der Wa-Staat[1] (wa Mēng Vax, chinesisch 佤邦, Pinyin Wǎ Bāng) ist ein quasi autonomer, aber nicht offiziell anerkannter de-facto sozialistischer Staat in Myanmar. Offiziell war er bis 2010 ein Teil des Shan-Staats. Der offizielle Name der Zentralregierung war Special Region 2 des Shan-Staats. Seit 2010 wird das Gebiet von der Zentralregierung 'Wa Self-Administered Division' genannt.[2][3][4] Der Wa-Staat liegt an der Grenze zur chinesischen Provinz Yunnan. Die Hauptstadt ist Pangkham (邦康, Bāngkāng, veraltend auch 邦桑, Bāngsāng) genannt.
Macht und Verwaltung
Der Wa-Staat entstand aus der Special Region 2 nach einem Waffenstillstand zwischen der United Wa State Army (UWSA) und der Militärregierung in Myanmar, dem Staatsrat für Frieden und Entwicklung, im Jahre 1989. Das Land wird von der sozialistischen United Wa State Party (UWSP) regiert. Der UWSP wurde in einem Vertrag weitestmögliche Autonomie zugesichert, solange keine neue Verfassung für Myanmar verabschiedet wird. Darüber hinaus besitzt der Wa-Staat mehrere Exklaven an der myanmarisch-laotischen Grenze und an der Grenze zu Thailand. Offizielle Sprachen sind Wa und Hochchinesisch. Sehr wenige Menschen sprechen Birmanisch. In den Schulen wird das Curriculum aus Yunnan, und nicht das aus Myanmar gelehrt. Durch eine Entscheidung der gegenwärtigen UWSP-Regierung sind Wa und Hochchinesisch die offiziellen Sprachen.[5]
Politische Ämter
Der Präsident des Wa-Staats ist Bao Youxiang (鮑有祥 / 鲍有祥), Gründer der UWSP. Chef-Administrator ist sein älterer Bruder Bao Youyü (鮑有宇 / 鲍有宇). Für die Sicherheit des Landes ist ein anderer Bruder, Bao Youliang (鮑有良 / 鲍有良), zuständig.[6]
Drogenproblematik
Der Wa-Staat steht wie auch die benachbarte Special Zone 1, Kokang, eng im Zusammenhang mit der Opiumproduktion in Myanmar und wird oft als ein Land beschrieben, das von Drogenhändlern regiert wird. Dies behauptete die US-amerikanische Regierung zuletzt in den Jahren 2003 und 2005. Offiziell wurde der Wa-Staat 2005 von der UWSP zur „drogenfreien Zone“ erklärt und der Anbau von Opium verboten. Diese Maßnahme gilt nicht als unumstritten, selbst bei den Vereinten Nationen.[7]
Geographie und Wirtschaft
Das Land bzw. die Special Region 2 des Shan-Staats liegt zwischen dem Saluen-Fluss und der Grenze zu China. Es ist in erster Linie gebirgig mit tiefen Tälern. Der tiefsten Punkte liegen zirka 600 Meter über dem Meeresspiegel, die höchsten Berge sind über 3000 Meter. Der Wa-Staat war in der Vergangenheit stark vom Opiumanbau, vom Handel mit Opium und der Produktion von Heroin abhängig. Seit einiger Zeit gibt es aber Bestrebungen, das zu ändern.[8]
So wurden mit chinesischer Hilfe große Kautschukplantagen angelegt. China hilft auch beim Pflanzen von Tee.[9] Durch die Umsiedlung von Einwohnern aus den Bergregionen in fruchtbare Täler sollen diese zur Kultivierung von Nassreis, Mais und Gemüse animiert werden. Auch werden im Wa-Staat Spielcasinos betrieben. Der Wa-Staat ist wirtschaftlich stark von seinem chinesischen Nachbarn abhängig. China unterstützt den Wa-Staat finanziell, mit militärischen und zivilen Beratern sowie Waffen.[10] Des Weiteren läuft ein Hilfsprogramm der Vereinten Nationen, um die Not der ehemaligen Opiumbauern zu lindern.[11]
In Rangun betreiben seit Mitte der 1990er Jahre die ethnische Minderheit der Wa Massagesalons wo auch der Prostitution nachgegangen wird.
Umsiedlungen
In den letzten Jahren wurden Zehntausende von Menschen (andere Quellen reden von über hunderttausend) vom Wa-Staat und dem zentralen Shan-Staat an die Grenze zu Thailand umgesiedelt, oftmals unter Zwang. Beobachter glauben, dass mit diesen Aktionen die Position der Wa im Süden des Shan-Staats gestärkt werden soll. Auch wurden Wa von Dörfern auf Bergspitzen in die umliegenden Täler umgesiedelt, offiziell um den Bewohnern eine Alternative zum Anbau von Opium zu bieten. Während der Umsiedlungen wurde von gravierenden Menschenrechtsverletzungen berichtet.[12]
Spannungen mit der Zentralregierung
Seit 2009 versucht die Regierung von Myanmar die bewaffneten Gruppen, die Waffenstillstandsvereinbarungen getroffen haben, in ihr Border Guard Forces Programm, kurz BGF, zu zwingen. Dabei soll die Befehlsgewalt dieser Gruppen an das Militär von Myanmar übergehen. Gruppen, die sich dem Border Guard Programm anschließen, wird eine weitgehende Autonomie in der neuen Verfassung versprochen.
Gruppen, die sich nicht in das Programm integrieren lassen wollen, sollten nach dem 24. April 2010 verboten werden. Das Militär droht mit einem bewaffneten Vorgehen gegen Gruppen, die sich weigern Teil des Militärs zu werden. Und das Militär hat ein Beispiel statuiert, indem es 2009 in die Special Region Nr. 1 Kokang einmarschiert ist. „In der Wa-Region in Myanmar (Birma) droht ein neuer Krieg zwischen Rebellen und Regierungstruppen“, stellte das Auswärtige Amt fest.[13] Ein Gegenvorschlag der WA-Regierung, die zu einer friedlichen Lösung führen könnte, wurde von der Unions Regierung Anfang April abgelehnt.[14] General Yawdserk von der Shan State Army-South, einer Rebellenarmee, die keinen Waffenstillstand mit der Regierung geschlossen hat, warnte am 27. April 2010, dass das BGF Programm Myanmar und den Wa-Staat in einen neuen Bürgerkrieg stürzen könnte. Auch eine Zusammenarbeit der UWSA mit der SSA-S ist nicht mehr auszuschließen.[15]
Gliederung
Der Wa-Staat umfasst sieben Bezirke (Townships) des Shan-Staats. Intern teilen die Verwaltungsbehörden des Wa-Staats ihr Gebiet in 15 Distrikte auf.[5]
- Yiang-Chen-Distrikt, Bezirk Kho Pang
- Nawi-Distrikt, Bezirk Kho Pang
- Gong-Ming-Shan-Distrikt, Bezirk Mong Mau
- Gelong-Ba-Distrikt, Bezirk Mong Mau
- Kun-Ma-Distrikt, Bezirk Pang Wai
- Wang-Len-Distrikt, Bezirk Pang Wai
- Lien-He-Distrikt, Bezirk Man Phang
- Yin-Pan-Distrikt, Bezirk Nah Parn
- Pang-Yang-Distrikt, Bezirk Pang Yang
- Ting-Aw-Distrikt, Bezirk Pang Yang
- Weng-Kao-Distrikt, Bezirk Pang Yang
- Pangh-Sang-Distrikt, Bezirk Pang Yang
- Mong-Pawk-Distrikt, Bezirk Mong Yang
- Mong-Ngen-Distrikt, Bezirk Mong Yang
- Hotao-Distrikt, Bezirk Mong Yang
Literatur
- Fiktion
- Alex O’Brien: Midnight in Burma. A Golden Triangle thriller. Asia Books, Bangkok 2001, ISBN 974-8303-58-6 (Ein Roman über die Tochter eines Generals im Wa-Staat)
- Sachliteratur
- Tom Kramer: The United Wa State Party. Narco-army or ethnic nationalist party? East-West Center, Washington 2007.
- Hideyuki Takano: The Shore Beyond Good and Evil. A Report from Inside Burma’s Opium Kingdom. Kotan Publishers, Reno NV 2002, ISBN 0-9701716-1-7
Siehe auch
Weblinks
- Wa-Staat Nachrichtenamt – Microblog auf Sina Weibo (chinesisch)
- Wa-Staat Nachrichtenamt – Blog auf Sina Blog (chinesisch)
- Wa-Staat TV-Nachrichten – Videoportal auf Youku (chinesisch)
- General background of the Wa (englisch)
- U.S. Drug Enforcement Administration – DEA (englisch)
- Soldiers of Fortune (englisch)
- Wa State (englisch)
Einzelnachweise
- Andrew Marshall, Anthony Davis: Soldiers of Fortune – „In return for keeping the peace, the UWSA was given full autonomy over what the regime termed ‘Special Region No. 2’, which Bao christened ‘Wa state’“. In: Time. 6. Dezember 2002, abgerufen am 22. September 2019 (englisch).
- www.president-office.gov.mmSelf-Administered Division and Self-Administered Zone
- Myanmar TimesNew self-administered areas struggle to assert authority
- Myanmar State/Region and Self-Administered Zones/Division Karte als PDF herausgegeben von der UN 2013. Wa-Staat markiert mit der Nummer 4
- General background of the Wa (Memento vom 29. September 2005 im Internet Archive), abgerufen am 18. September 2019
- Wa leader takes a breather. (Memento vom 20. Oktober 2007 im Internet Archive) Shan Herald vom 18. April 2006: „‘Officially, Bao Youxiang is still the President of the Wa State Government and Commander-in-Chief of the United Wa State Army’, said a Thai security officer, a ten-year veteran on the Thai-Burma border.“
- Wa erreichen Thailands Grenze. Burma Nachrichten, 4/2005 vom 25. Februar 2005: „Angaben der UN-Organisation zur Drogenbekämpfung UNODC und weiterer Beobachter zufolge droht durch die Ausführung des Plans zur Eliminierung des Opiumanbaus bis 2005 eine ernste humanitäre Krise der abhängigen Bauern.“
- Michael Tröster: Die Wa in Gefahr . In: Focus Asien Nr. 26: Armut im Land der Pagode vom 24. Februar 2006, S. 45–55 (pdf; 192 kB).
- Xinhua General News Service: China develops more substitute crops for opium poppy in bordering countries (Memento vom 13. April 2014 im Internet Archive) BurmaNet News – Dienstag, 20. Februar 2007, abgerufen am 18. September 2019
- Michael Black: World Politics Watch: On Myanmar-China border, tensions escalate between SPDC, narco-militias (Memento vom 13. April 2014 im Internet Archive) In: BurmaNet News – Mittwoch 13. Dezember 2006, abgerufen am 18. September 2019
- Jean-Luc Lemahieu, Nikolas Win Myint, Lars Pedersen: Strategic Programme Framework: Union of Myanmar 2004–2007. UNDOC-Publikation vom 2. November 2004, S. 5: „Opium ban introduced by wa authorities“. (pdf; 85 kB)
- Wa erreichen Thailands Grenze. Burma Nachrichten 4/2005 vom 25. Februar 2005.
- Myanmar: Krieg mit Rebellen im Wa-Staat droht. Entwicklungspolitik Online, 12. September 2009.
- Hseng Khio Fah: Naypyitaw turns down Wa’s latest proposal (Memento vom 22. Februar 2014 im Internet Archive), In: Shan Herald – 10. April 2010, abgerufen am 18. September 2019
- Hseng Khio Fah: Shan rebel leader warns Burma Army (Memento vom 22. Februar 2014 im Internet Archive), In: Shan Herald – 28. April 2010, abgerufen am 18. September 2019