Vorarlberger Münsterschema
Das Vorarlberger Münsterschema ist eine Form des Kirchengebäudes, die gegen Ende des 17. Jahrhunderts von der Auer Zunft entwickelt wurde und vor allem in Süddeutschland, Österreich, der Schweiz und im Elsass Verbreitung fand.
Beim Vorarlberger Schema ist das Langhaus auf ein Schiff reduziert, das durch bis zur Außenmauer verbreiterte Pfeilerreihen getragen wird (Wandpfeilerkirche). Zwischen den Pfeilern befinden sich Kapellen. Zusammen mit den darüber liegenden Emporen erweckt das Bauwerk im Innern so den Eindruck einer Emporenbasilika. Die Decke ist gewöhnlich als Tonnengewölbe gestaltet. Das Querhaus ist nur wenig ausladend; der Chor greift meist die Form des Langhauses wieder auf.
Als wichtigstes Vorbild des kaum variablen Vorarlberger Münsterschemas gilt die römische Barockkirche Il Gesù (1568–84) sowie deren Nachfolgebauten nördlich der Alpen wie St. Michael in München.
Prominente Vertreter dieser Bauweise waren die Baumeisterfamilien Thumb (Peter Thumb u. a.), Beer (Johann Michael Beer u. a.) sowie Moosbrugger (Caspar Moosbrugger) aus Au (Vorarlberg).
Beispiele
- Ellwangen, Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg, 1681–96 (frühestes Beispiel)
- Kloster Disentis, 1683 und 1704
- Klosterkirche Irsee, 1699–1704
- St. Martin (Tannheim), 1700–1702
- Kloster Marchtal, Klosterkirche St. Peter und Paul, 1686–92
- Kloster Hofen, Klosterkirche (heute: Schlosskirche Friedrichshafen), 1695–1701
- Kloster Rheinau, Klosterkirche, 1704–11
- Kloster Ebersmünster (Elsass), Abteikirche, 1710–15
- Kloster St. Urban, Klosterkirche, 1711–15
- Abtei Weingarten, ehem. Klosterkirche St. Martin („Basilika“), 1715–1724
- Kloster Weißenau, ehem. Klosterkirche, 1717–1724
- Kloster St. Peter auf dem Schwarzwald, Klosterkirche, 1724–27
- Kloster Zwiefalten, ehem. Klosterkirche, 1739–65
Auch auf Profanräume wurde das Münsterschema später übertragen:
- Stiftsbibliothek St. Gallen, Bibliothekssaal (1758–1767)
- Kloster St. Peter auf dem Schwarzwald, Bibliothekssaal (1738)