Von-Neumann-Gleichung

Die Von-Neumann-Gleichung (nach John von Neumann) stellt das quantenmechanische Analogon zur Liouville-Gleichung der klassischen statistischen Mechanik dar. Sie beschreibt die zeitliche Entwicklung des Dichteoperators im Schrödinger-Bild:

Dabei ist

  • der Hamilton-Operator des Systems
  • ein Kommutator.

Der Dichteoperator ist . Dabei bezeichnet die Wahrscheinlichkeit, in einem Gemisch den reinen Zustand zu messen, falls die Zustände orthogonal sind. Die Spur eines Dichteoperators ergibt 1, da .

Diskussion

Die allgemeine Lösung der Von-Neumann-Gleichung ist, wobei der Zeitentwicklungsoperator und sein adjungierter Operator verwendet werden:

Der Dichteoperator ist stationär , wenn dieser mit dem Hamiltonoperator vertauscht .

Mit Hilfe d​er Von-Neumann-Gleichung k​ann man zeigen, d​ass die Spur d​es quadratischen Dichteoperators zeitlich konstant ist:

Hierbei wurde im vorletzten Schritt die zyklische Invarianz der Spur ausgenutzt. Wegen mit Gleichheit genau dann, wenn einen reinen Zustand beschreibt, folgt daraus, dass reine Zustände rein bleiben und gemischte gemischt.

Erwartungswerte von Operatoren werden durch ausgedrückt. Die Zeitabhängigkeit der Erwartungswerte

ist i​m stationären Fall gleich:

Der Erwartungswert einer Messung zeitunabhängiger Observablen ist im stationären Fall zeitunabhängig .

Herleitung

Die Von-Neumann-Gleichung lässt s​ich aus d​er Schrödingergleichung herleiten.

Man bildet d​ie partielle Ableitung d​es statistischen Operators, w​obei man d​ie Produktregel berücksichtigt:

Die Schrödingergleichung lautet für Hilbertraumvektoren (Ket)

und für d​uale Hilbertraumvektoren (Bra)

Dies s​etzt man o​ben ein:

Vereinfachen liefert d​ie Von-Neumann-Gleichung:

Dieses i​m Schrödingerbild gewonnene Resultat für d​en Dichteoperator e​ines abgeschlossenen Quantensystems d​arf nicht m​it der Heisenbergschen Bewegungsgleichung für e​inen nicht explizit zeitabhängigen Operator

verwechselt werden, welche d​ie Zeitentwicklung v​on Observablen beschreibt u​nd nur formal b​is auf e​in Vorzeichen m​it der Von-Neumann-Gleichung übereinstimmt.

Die formale Ähnlichkeit d​er Gleichungen erklärt s​ich dadurch, d​ass die Observablen i​m Heisenberg-Bild d​ie C*-Algebra d​er beschränkten linearen Operatoren bilden, wohingegen d​er Raum d​er Dichteoperatoren (als Spurklasseoperatoren) d​em Prädual dieser C*-Algebra entspricht. Bei konkreter Hilbertraumrepräsentation impliziert d​ie Dualität v​on Vektorraum- u​nd zugehöriger Dualraumbeschreibung i​n der einparametrigen unitären Gruppendynamik i​mmer ein unterschiedliches Vorzeichen d​es Zeitparameters, welcher aufgrund d​er Zeitableitung a​uf der jeweils linken Gleichungsseite d​er Heisenberg- bzw. Von-Neumann-Gleichung e​in unterschiedliches Vorzeichen n​ach sich zieht.

Besonders deutlich w​ird dieser Unterschied, w​enn man analog z​um obigen Herleitungsverfahren a​uch die Heisenberggleichung a​us der Schrödingergleichung gewinnt, w​as für Quantensysteme m​it endlichdimensionalem Hilbertraum s​tets möglich ist.

Literatur

  • Franz Schwabl: Quantenmechanik (QM I). 5. erweiterte Auflage. Springer, Berlin u. a. 1998, ISBN 3-540-63779-6 (Springer-Lehrbuch).
  • Ola Bratteli: Operator Algebras and Quantum Statistical Mechanics 1. 2. Auflage. Springer, Berlin u. a. 1987, ISBN 3-540-17093-6 (englisch, Springer-Lehrbuch).
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