Volk ans Gewehr
„Volk ans Gewehr“ war der Refrain des im Nationalsozialismus sehr verbreiteten Liedes Siehst du im Osten das Morgenrot aus dem Jahr 1931. Verfasser des Liedes war Arno Pardun, der es Joseph Goebbels widmete.[1] Es enthält starke Anspielungen auf das bekannte Arbeiterlied Brüder, zur Sonne, zur Freiheit.
Übersicht
Das Lied, das sich durch einen hämmernden Marschrhythmus auszeichnete, wurde erstmals auf einer Kundgebung im Sportpalast in Berlin am 8. Januar 1932 von etwa 150 SA-Leuten der SA-Standarte 7 und von der Kapelle Fuhsel öffentlich vorgetragen. In den folgenden Jahren wurde es zu einem der meistgespielten nationalsozialistischen Lieder.
Parduns Lied gehörte zu den bekanntesten Massenliedern der NS-Zeit: In den 1930er Jahren wurde es vor allem als SA-Marschlied verwendet. Außerdem war es ein Pflichtlied beim Reichsarbeitsdienst. Während des Krieges wurde es – nicht zuletzt durch die Aufnahme in das Soldatenliederbuch Morgen marschieren wir – als Militärlied verwendet.
Die entscheidenden Takte des Liedes wurden kurz nach der Machtergreifung als Pausenzeichen des Berliner Rundfunksenders verwendet. Auch Vorträge an Universitäten oder Fachschaftssitzungen wurden schon seit 1933 mit dem Lied begonnen.[2] Somit wurden die Menschen ständig an dieses Lied erinnert. Die Historikerin Jutta Sywottek bezeichnet dies als subtiles Erziehungsmittel der Nationalsozialisten zur propagandistischen Kriegsvorbereitung.[3][4]
Beim Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher wurde das Lied als Beweisdokument verwendet.
Text und Melodie
Text
|
|
|
|
Die 4. Strophe wurde seltener gesungen, auf den meisten Aufnahmen finden sich nur die ersten drei Strophen.
Der Text enthält Anspielungen auf zahlreiche Eckpunkte der NS-Ideologie, wie die Forderung nach der Gewinnung von Lebensraum im Osten („Siehst du im Osten das Morgenrot“), scharfen Antisemitismus („Deutschland erwache, Juda den Tod“) und die Beschwörung vom gesamten Volk ausgehender militärischen Gewalt („Volk ans Gewehr, Volk ans Gewehr“), sowie auf das beliebte Arbeiterlied Brüder, zur Sonne, zur Freiheit, wie zum Beispiel in der ersten Zeile.[4][1]
Die Parole Volk ans Gewehr geht auf ein Gedicht aus dem Umkreis der Gießener Schwarzen von 1820 zurück („Freiheit, dein Baum fault ab / Jeder am Bettelstab / Beißt bald ins Hungergrab / Volk an’s Gewehr“").
Melodie
Die Melodie besitzt zum hämmernden marschierfähigen Rhythmus einen Moll-Charakter, Quint- und Quartstrukturen sowie Anklänge an Kirchentonarten vom Liedertypus des 19. Jahrhunderts und war "dem Vorwurf ausgesetzt, undeutsch, russisch oder bolschewistisch zu sein". Vor allem die Schlagkraft der Refrainzeile und auch die Fanfaren zwischen den Zeilen geben dem Kampflied seine Wirkung.[2]
Rechtslage
Die Wiedergabe des Lieds in der Öffentlichkeit ist in Deutschland nach § 86a StGB verboten.[5][6] In Österreich gelten aufgrund § 3 des Verbotsgesetzes 1947 vergleichbare Bestimmungen.
Literatur
- Deutsches Rundfunkarchiv: Politische Musik in der Zeit des Nationalsozialismus. Ein Verzeichnis der Tondokumente (1933–1945), 2000, S. 142.
Einzelnachweise
- Siehst du im Osten das Morgenrot (Volk ans Gewehr). Volksliederarchiv, abgerufen am 22. Februar 2016.
- \"Volk ans Gewehr\" — Universität Bonn. Abgerufen am 16. Februar 2021.
- Jutta Sywottek: Mobilmachung für den totalen Krieg. Die propagandistische Vorbereitung der deutschen Bevölkerung auf den Zweiten Weltkrieg. Opladen 1976, S. 89, Fußnote 233.
- Thomas Friedrich: Die missbrauchte Hauptstadt. Hitler und Berlin. 2007.
- Bundesamt für Verfassungsschutz (Hrsg.): Symbole und Zeichen der Rechtsextremisten. Köln 2008, S. 51 (Online (Memento vom 17. Januar 2009 im Internet Archive) [PDF; abgerufen am 10. Mai 2011]).
- § 86 StGB - Einzelnorm. Abgerufen am 16. Februar 2021.