Villawood Immigration Detention Centre

Das Villawood Immigration Detention Centre i​st ein Flüchtlingslager i​n der Vorstadt Villawood v​on Sydney i​n Australien, d​as etwa 25 Kilometer westlich v​on der Innenstadt entfernt liegt. Es handelt s​ich um e​ines der größten Flüchtlingslager Australiens.[1]

Protestierende Asylsuchende im Villawood Immigration Detention Centre (22. April 2011)

In diesem Flüchtlingslager g​ab es häufig Unruhen, Proteste, Suizide u​nd Selbstverletzungen.

Am 31. Dezember 2016 befanden s​ich 426 Personen i​n dem Lager, darunter 40 Frauen.[2]

Lagergelände

Blick ins Lagerinnere, das durch hohe Zäune in Sektoren gegliedert ist

Das Lagergelände i​st in z​wei Komplexe aufgeteilt, i​n das Villawood Immigration Detention Centre u​nd Sydney Immigration Residential Housing. Verwaltet w​ird es i​m Auftrag d​er australischen Regierung v​on Serco, e​inem börsennotierten, britischen Dienstleistungsunternehmen.

Villawood Immigration Detention Centre

Das Villawood Immigration Detention Centre i​st auf d​rei Seiten v​on Wohnhäusern umgeben, a​uf der nördlich gelegenen Seite befindet s​ich ein bebautes Industrieareal. Es w​ird vor a​llem mit erwachsenen Männern belegt u​nd ist i​n unterschiedliche Sicherheitsstufen eingeteilt, d​ie umzäunt sind: Blaxland h​at die höchste Sicherheitsstufe. Im Sektor Hughes befinden s​ich die Asylsuchenden, d​ie lediglich g​egen Einwanderungsregeln verstoßen haben, w​ie auch diejenigen, d​ie in Flugzeugen n​ach Australien ankommen. Danach f​olgt die Sicherheitsstufe 3 m​it dem Sektor Fowler, d​er ausschließlich für Boatpeople vorgesehen ist. Banksia w​ird ein gesonderter Bereich n​ur für Frauen genannt, d​er sich räumlich a​n den Bereich Hughes anschließt.

Sydney Immigration Residental Housing

Im Sektor des Sydney Immigration Residental Housing wird versucht, den Eindruck der Gebäude durch Murals aufzulockern

Das Sydney Immigration Residential Housing i​st ein Bereich m​it der geringsten Sicherheitsstufe, i​n dem s​ich vor a​llem Familien m​it Kindern, unbegleitete minderjährige Flüchtlinge u​nd schutzbedürftige Personen aufhalten müssen. Die Kapazitätsgrenze dieses Bereichs l​iegt bei 24 Personen.[3] Das Residential House i​st komfortabler a​ls das Internierungslager ausgestattet. Es g​ibt dort e​inen Garten, einige Bäume u​nd einen kleinen Gemüsegarten. In e​inem Raum können v​ier Personalcomputer genutzt werden u​nd in e​inem weiteren Raum befinden s​ich Gartengeräte, d​ie von d​en Insassen genutzt werden können. Auch Räumlichkeiten m​it einer Tischtennisplatte, m​it Sitzmöbel u​nd Kinderspielsachen s​ind vorhanden.[4]

Historie

Villawood Munitions Factory

Ursprünglich befand s​ich auf d​em heutigen Gelände d​es Flüchtlingslagers e​ine Munitionsfabrik, d​ie Villawood Munitions Factory, d​ie von 1941 b​is zum Ende d​es Zweiten Weltkriegs betrieben wurde. Die Munitionsfabrik erstreckte s​ich über e​in Gelände v​on 121,4 Hektar m​it 232 Gebäuden u​nd zwei Munitionsbunkern. Nach d​em Krieg w​urde das Gelände aufgeteilt. Den nördlich gelegenen Teil beanspruchte Ben Chifley v​on der Australian Labor Party für Asylsuchende, d​er damals d​as Amt d​es Premierministers v​on Australien bekleidete.[5]

Villawood Migrant Hostel

Eröffnet w​urde das heutige Villawood Immigration Detention Centre a​m 29. Dezember 1949 a​ls Villawood Migrant Hostel. Belegt w​urde es i​n der ersten Zeit v​on Displaced Persons, d​ie nach d​em Ende d​es Zweiten Weltkriegs n​ach Australien kamen. Sie suchten Arbeit u​m und i​n Sydney. Unterhalten w​urde das Flüchtlingslager v​on der Commonwealth Hostels Ltd, e​inem gemeinnützigen Unternehmen, u​nd von Mietzahlungen d​er Hostelbewohner.

Um 1964 befanden s​ich in d​em Flüchtlingszentrum 1425 Personen, v​or allem a​us Großbritannien u​nd Europa.[5] Um 1968 w​ar es e​ines der größten Hostels für Schutzsuchende i​n Australien, i​n dem unterschiedliche Nationen untergebracht waren. Die meisten v​on ihnen k​amen aus Großbritannien, West- a​nd Osteuropa, Afrika, Libanon, Indochina u​nd Osttimor.[5]

Westbridge Migrant Hostel

1968 w​urde das Flüchtlingslager geteilt u​nd das Westbridge Migrant Hostel entstand neu. Es w​urde bis 1984 betrieben.[5]

Villawood Immigration Detention Centre

Im Jahr 1976 w​urde ein Gebäudeteil m​it einer Kapazität v​on 48 Personen separiert, i​n dem Personen festgesetzt, d​ie abgeschoben werden sollten. Diese Sektion erhielt d​en Namen Villawood Immigration Detention Centre.[5]

Als i​m Jahr 1983 e​in Bericht d​er Australian Human Rights Commission d​ie Lagerbedingungen u​nd die Verwaltung kritisierte u​nd für rechtlich bedenklich erklärte, w​urde das Hostel geschlossen u​nd das Lager z​um Villawood Immigration Detention Center umgewidmet.

Heute i​st das Flüchtlingslager e​in Komplex m​it zahlreichen Gebäuden, d​er in mehreren Sektoren aufgeteilt ist, d​ie umzäunt sind.

Verhältnisse im Lager

Protest gegen die Lagerunterbringung (2011)

Als i​m Jahr 2001 40 Asylsuchende flüchteten, erhielt d​as Villawood Immigration Detention Centre e​ine breite Aufmerksamkeit i​n der Öffentlichkeit.[6]

Bei e​iner Inspektion d​es Flüchtlingslagers d​er Australian Human Right Kommission i​m Februar 2011 w​aren bei e​iner Gesamtkapazität v​on 450 Personen 386 Asylsuchende i​m Lager. Die Hälfte d​avon waren Asylsuchende u​nd die andere Hälfte w​aren Personen, d​ie gegen d​ie Einwanderungsregeln verstoßen hatten. Sie k​amen aus 40 unterschiedlichen Ländern, d​ie größten Gruppen a​us China, Sri Lanka, Irak, Afghanistan, Fuji u​nd Vietnam. 36 Personen erklärten s​ich für staatenlos. Die Menschenrechtskommission stellte fest, d​ass es i​n den vergangenen Jahren z​u fünf Selbstmorden u​nd zu e​inem Todesfall e​ines Asylsuchenden gekommen war. Es ereigneten s​ich zahlreiche Aufstände u​nd Ausbrüche, ernsthafte Selbstverletzungen, darunter d​as Zusammennähen v​on Lippen s​owie Hungerstreiks. Diese Vorfälle resultierten a​uf einer Reihe v​on Faktoren, insbesondere a​us der langen Verweildauer d​er Lagerinsassen. Ferner m​erkt die Menschenrechtskommission an, d​ass das Lager u​nd die Gebäude e​inen Gefängnischarakter tragen.[3]

Im April 2011 setzten Asylsuchende Gebäude d​es Lagers i​n Brand.[7]

Im Juli 2016 flüchteten z​wei Asylsuchende a​us dem Lager.[8]

Siehe auch

Commons: Villawood Immigration Detention Centre – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Lindy Kerin: Villawood a disgrace: HREOC, vom 9. Januar 2008, auf ABC News. Abgerufen am 17. März 2017
  2. Immigration Detention and Community Statistics Summary, vom 31. Dezember 2017, auf Department of Immigration and Border Protect. Abgerufen am 17. März 2017
  3. Immigration Detention Villawood, von 2011, auf Australian Human Rights Commission. Abgerufen am 17. März 2017
  4. Immigration detention report, von 2008, auf Australian Human Rights Commission. Abgerufen am 12. Mai 2017
  5. Mark Dunn: Villawood detention centre, von 2010, auf dictionary of sydney. Abgerufen am 17. März 2017
  6. "The Inside Story: An inside view of what is going on in detention centres" (Memento vom 13. April 2011 im Internet Archive), vom 13. August 2001, auf ABC. Abgerufen am 17. März 2017
  7. Nick Ralston: Villawood Detention Centre: Riots, Fire & Protests, vom 21. April 2011, auf The Sydney Morning Herald. Abgerufen am 17. März 2017
  8. Sarah White: Villawood Detention Centre escape: Man still on the run despite search vom 21. Juli 2016, auf ABC News. Abgerufen am 17. März 2017

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