Viktor Tausk
Viktor Tausk (* 12. März 1879 in Žilina. Österreich-Ungarn; † 3. Juli 1919 in Wien) war ein österreichischer Jurist, Neurologe, Psychoanalytiker und Schriftsteller, der 1919 den Begriff Beeinflussungsapparat in die psychoanalytische Schizophrenielehre einführte.
Leben
Sein Vater, Hermann Tausk, war ein jüdischer Journalist. Tausk bestand 1897 das Abitur am Gymnasium in Varaždin. Danach studierte er Rechtswissenschaften in Wien, von 1900 bis 1902 in Sarajewo, wo er auch promoviert wurde. Er praktizierte als Anwalt in Mostar. 1906 ging er nach Berlin, um hier als freier Künstler zu leben. Seinen Lebensunterhalt verdiente er mit journalistischen Arbeiten. In dieser Zeit litt er an Depressionen und wurde lungenkrank. Um sich aus seiner Depression und Isolation zu befreien, ging er nach Wien, beschäftigte sich mit Freuds Schriften, studierte von 1908 bis 1914 Medizin, wurde Mitglied der Wiener psychoanalytischen Vereinigung und gehörte damit zum engeren Kreis um Sigmund Freud. Er erwies sich als ausgesprochen begabter und origineller Denker psychoanalytischer Zusammenhänge. Seinen ersten Vortrag in der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung hielt er am 24. November 1909. Ab 1914 baute er eine psychoanalytische Praxis auf. Im Ersten Weltkrieg wurde er zum Militär eingezogen und arbeitete als Psychiater in Lublin und Belgrad. Nach dem Krieg bat er Freud, ihn in Analyse zu nehmen, was Freud aufgrund seines gespannten Verhältnisses zu Tausk ablehnte. Um Tausk aber in seinem Kreis zu behalten, schlug Freud ihm eine Analyse bei Helene Deutsch vor, die selbst erst 3 Monate zuvor eine Analyse bei Freud begonnen hatte und erst im November 1917 zum Kreis von Freud gehörte. Nach kurzer Zeit und tief gekränkt über die Zurückweisung und Demütigung durch Freud, brach er seine Lehranalyse bei Helene Deutsch ab und tötete sich wenig später selbst.[1]
Von 1900 bis 1908 war er verheiratet mit Martha, geb. Frisch und Schwager von Justinian Frisch. 1905 trennte sich das Paar und ließ sich 1908 scheiden. Er hatte zwei Söhne aus der Verbindung. Er hatte 1912/10913 eine Affäre mit Lou Andreas-Salomé, die sich in jener Zeitspanne in Wien aufhielt, um bei Freud zu studieren.
Schriften
- Paraphrase als Kommentar und Kritik zu Gerhart Hauptmanns „Und Pippa tanzt“. Cronbach, Berlin 1906
- Beeinflussungsapparate. Zur Psychoanalyse der Medien. Semele, Berlin 2008. ISBN 9783938869161
- Gesammelte psychoanalytische und literarische Schriften. Medusa, Wien 1983. ISBN 9783886020683
Literatur
- Andrea Bronner: Tausk, Viktor. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 25, Duncker & Humblot, Berlin 2013, ISBN 978-3-428-11206-7, S. 811 f. (Digitalisat).
- W. Treß: Tausk Viktor. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 14, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2015, ISBN 978-3-7001-7794-4, S. 217 f. (Direktlinks auf S. 217, S. 218).
- Paul Roazen: Brudertier: Sigmund Freud und Victor Tausk: die Geschichte eines tragischen Konflikts. Übersetzung aus dem Amerikanischen Friedhelm Herborth. Hamburg : Hoffmann und Campe, 1973
- Kurt R. Eissler. Victor Tausk's Suicide. Internat. Universities Press, New York 1983 ISBN 0-8236-6735-9
- Kurt R. Eissler. Talent and Genius. The fictitious case of Tausk contra Freud. Grove Press, New York 1971
- Lisa Appignanesi, John Forrester: Die Frauen Sigmund Freuds. Übersetzung Brigitte Rapp, Uta Szyszkowitz. München : List, 1994, S. 358ff.
Weblinks
- Literatur von und über Viktor Tausk im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- Tausk, Viktor. In: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Band 20: Susm–Zwei. Hrsg. vom Archiv Bibliographia Judaica. De Gruyter, Berlin u. a. 2012, ISBN 978-3-598-22700-4, S. 24–27.