Vermutung von Schanuel

Die Vermutung von Schanuel ist eine bis heute unbewiesene mathematische Aussage über die Transzendenzgrade bestimmter Körpererweiterungen des Körpers der rationalen Zahlen. Diese Vermutung gehört also in den Bereich der Transzendenzuntersuchungen der Algebra und der algebraischen Zahlentheorie. Sie wurde in den 1960er Jahren von Stephen Schanuel formuliert, nach dem sie auch benannt ist.

Die Vermutung

Sei eine Menge von komplexen Zahlen, die über linear unabhängig sind.

Dann hat der Erweiterungskörper über mindestens den Transzendenzgrad .[1]

Die Vermutung i​st bis h​eute (Februar 2021) unbewiesen.

Folgerungen

Die Vermutung v​on Schanuel umfasst d​ie meisten bekannten u​nd bewiesenen Sätze u​nd einige bekannte Vermutungen über d​ie Transzendenz v​on Zahlen a​ls Spezialfall.

  • Der Satz von Lindemann-Weierstrass entsteht in dem Spezialfall, dass die Menge nur aus algebraischen Zahlen besteht. Dann ist der Transzendenzgrad von genau .
  • Wählt man andererseits diese Zahlen so, dass eine Menge von algebraischen und -linear-unabhängigen Zahlen ist, dann ergibt sich eine (bisher unbewiesene) Verallgemeinerung eines Satzes von Alan Baker.[2]
  • Die Vermutung von Schanuel würde auch zeigen, dass Kombinationen wie transzendent sind und dass algebraisch unabhängig ist.
  • Aus der eulerschen Formel folgt, dass gilt. Sollte die Vermutung von Schanuel zutreffen, dann wäre dies in einem präzisierbaren Sinn im Wesentlichen die einzige Relation dieser Art zwischen den Zahlen über den ganzen Zahlen.[3]
    • Angus Macintyre zeigte bereits 1991, dass aus der Vermutung von Schanuel folgt, dass es keine solchen „unerwarteten“ exponentiell-algebraischen Relationen über den ganzen Zahlen gibt.[4]

Umkehrung der Vermutung

Als Umkehrung d​er Vermutung v​on Schanuel w​ird die folgende Aussage bezeichnet:[5]

Sei ein abzählbarer Körper mit der Charakteristik 0, ein Gruppenhomomorphismus, dessen Kern eine zyklische Gruppe ist. Es gelte außerdem, dass für über linear unabhängige Elemente der Erweiterungskörper stets höchstens den Transzendenzgrad über hat. Dann gibt es einen Körperautomorphismus so, dass für alle gilt.

Siehe auch

Literatur

  • Alan Baker: The theory of linear forms in logarithms. In: Alan Baker, David W. Masser (Hrsg.): Transcendence Theory. Advances and Applications. Proceedings of a Conference held in Cambridge in 1976. Academic Press, London 1977, ISBN 0-12-074350-7, S. 1–27.
  • Alan Baker: Transcendental number theory. Reissued as a Paperback with updated Material. 2. Auflage. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1990, ISBN 0-521-39791-X.
  • Gregory Chudnovsky: On the Way to Schanuel’s Conjecture. In: Gregory Chudnovsky: Contributions to the Theory of transcendental Numbers (= Mathematical Surveys and Monographs. Band 19). American Mathematical Society, Providence RI 1984, ISBN 0-8218-1500-8, S. 145–176.
  • Serge Lang: Introduction to Transcendental Numbers. Addison-Wesley, Reading MA u. a. 1966.
  • Angus Macintyre: Schanuel’s Conjecture and Free Exponential Rings. In: Annals of Pure and Applied Logic. Band 51, Nr. 3, 1991, ISSN 0168-0072, S. 241–246, doi:10.1016/0168-0072(91)90017-G.
  • David Marker: Model Theory and Exponentiation. In: Notices of the American Mathematical Society. Band 43, 1996, ISSN 1088-9477, S. 753–759 (ams.org [PDF; 205 kB]).
  • Giuseppina Terzo: Some consequences of Schanuel’s conjecture in exponential rings. In: Communications in Algebra. Band 36, Nr. 3, 2008, ISSN 0092-7872, S. 1171–1189, doi:10.1080/00927870701410694.

Einzelnachweise

  1. Lang (1966), S. 30f
  2. Baker (1977)
  3. Terzo (2008)
  4. Mcintyre (1991)
  5. Scott W. Williams: Million Bucks Problems (PDF; 17 kB)
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