Vattenfall Wärme Berlin
Die Vattenfall Wärme Berlin AG ist eine deutsche Tochtergesellschaft des deutschen Teilkonzerns des schwedischen Energiekonzerns Vattenfall und betreibt insbesondere das Wärmegeschäft in Berlin. Mit dem Berliner Netz für Fernwärme besitzt die Gesellschaft eines der größten Fernwärmenetze in Westeuropa.
Vattenfall Wärme Berlin Aktiengesellschaft | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 2009 |
Sitz | Berlin Deutschland |
Leitung | Vorstand: Tanja Wielgoß, Stefan Hadré |
Mitarbeiterzahl | ca. 1700 (2019)[1] |
Umsatz | 1093,9 Millionen Euro (2018)[2] |
Branche | Energieversorger |
Website | www.wärme.berlin |
Stand: 31. Dezember 2019 |
Die Vattenfall Wärme Berlin AG führt innerhalb der Konzernstruktur, die in sechs Geschäftsbereichen organisiert ist, Tätigkeiten im Bereich Wärme (englisch Heat) auf den Gebieten Wärme- und Stromerzeugung aus. So ist die Vattenfall Wärme Berlin AG Eigentümer und Betreiber mehrerer Kraftwerke in Berlin.
Die Geschäftstätigkeiten der Vattenfall Wärme Berlin AG umfassen:
- die Erzeugung, Beschaffung und den Vertrieb von Energien jeder Art, insbesondere elektrischer Energie, Fernwärme und Dampf, insbesondere Errichtung und Betrieb von entsprechenden Erzeugungsanlagen
- die Errichtung und den Betrieb von Leitungen und Einrichtungen zum Transport und zur Verteilung von Fernwärme, Kälte und Dampf
- die Erbringung von Dienstleistungen für andere Unternehmen, insbesondere solche, die im Energiesektor tätig sind
Die Gesellschaft wird in den Konzernabschluss der schwedischen Konzernmutter einbezogen und unterliegt einem Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag mit der Muttergesellschaft des deutschen Teilkonzerns, Vattenfall GmbH.[2]
Geschichte
Die Vattenfall Europe Wärme Aktiengesellschaft ging 2009 aus der Umwandlung der Vattenfall Europe Berlin AG & Co. KG hervor und umfasste die im Rahmen der ab 2006 durchgeführten Zerschlagung verbliebenen operativen Betriebsteile des vormaligen kommunalen Berliner Versorgungsunternehmens Bewag.
Die Bewag wurde 1884 als erstes öffentliches Elektrizitätsversorgungsunternehmen Deutschlands gegründet, damals noch unter dem Namen „Städtische Elektricitäts-Werke“. Später erfolgte die Umwandlung des Unternehmens in eine städtische Aktiengesellschaft („Berliner Städtische Elektrizitäts-Werke Aktiengesellschaft“).[3]
In den Jahren 1952 bis 1987 baute die Bewag im Westteil Berlins die Erzeugung von Wärme mittels Kraft-Wärme-Kopplung aus: Die Heizkraftwerke Rudow (1963), Lichterfelde (1974), Wilmersdorf (1977) und Reuter West (1987) erzeugen auf diese Weise Strom und Wärme für die Hauptstadt. 1997 kam es zur Privatisierung der Bewag. Der Berliner Senat veräußerte seine Anteile an Southern Energy (später Mirant, jetzt GenOn Energy Holdings) und die spätere E.ON SE. 2001 verkaufte E.ON die Bewag-Anteile an die Vattenfall Tochter HEW. Noch im selben Jahr gab auch Mirant die Beteiligung wieder auf und veräußerte seine Bewag-Anteile an Vattenfall. Im Jahr 2005 wurden die meisten Teile der Bewag in die Vattenfall Europe Berlin AG überführt.[3]
Mit Urteil vom 30. Juni 2017 entschied das Verwaltungsgericht Berlin, dass das Land Berlin keinen Anspruch auf die Herausgabe des von der Vattenfall Europe Wärme AG in Berlin betriebenen Fernwärmenetzes hat.[4] Das Land Berlin scheiterte damit mit seinem Ansinnen, das Fernwärmenetz zurück in den kommunalen Betrieb zu holen.[5]
Im Zuge der Neuausrichtung des Vattenfall Konzerns wurde die Vattenfall Europe Wärme AG am 15. Januar 2018 zur Vattenfall Wärme Berlin AG umfirmiert.
Ziel der Klimaneutralität
Die Vattenfall Wärme Berlin AG hat sich zum Ziel gesetzt, die Energie- und Wärmewende in Deutschland durch Maßnahmen im Bereich Dekarbonisierung, Digitalisierung und Dezentralisierung zu unterstützen. Geplant ist ein vollständiger Umstieg auf einen ausschließlich fossilfreien Brennstoffmix.[6] Der Ausstieg aus der Braunkohlenutzung in den Berliner Heizkraftwerken erfolgte im Jahr 2017. Bis 2030 möchte das Unternehmen auf den Einsatz von Steinkohle zur Wärmeerzeugung verzichten.[7] Nach Angaben des Unternehmens sind zudem die Herstellung, Nutzung und Speicherung von Wasserstoff geplant.[8]
Im Jahr 2009 unterzeichnete die Vattenfall Wärme Berlin AG eine Klimaschutzvereinbarung mit dem Berliner Senat.[9] Darin verpflichtete sich das Unternehmen, die CO2-Emissionen im Vergleich zu 1990 bis zum Jahr 2020 um 50 Prozent zu reduzieren[10].
Im Rahmen des Berliner Energiewendegesetzes (2016) legte das Land Berlin unter anderem gesetzlich fest, den Ausstieg aus der Steinkohle bis spätestens 2030 anzustreben[11]. Um dies zu erreichen, führten Vattenfall Wärme und die Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz zwischen November 2017 und Oktober 2019 eine Machbarkeitsstudie durch. Dabei wurde untersucht, wie die Transformation der Steinkohlekraftwerke Reuter West und Moabit bis 2030 gelingen und mit welchen Technologien eine möglichst CO2-arme und nachhaltige Versorgung mit Fernwärme erzielt werden kann. Ergebnis der Studie war, dass der Ausstieg aus der Steinkohle bis 2030 sowohl technisch als auch „zu preiswürdigen Kosten“ machbar sei. Das CO2-Einsparpotenzial beliefe sich dabei auf mehr als 2 Millionen Tonnen. Dies entspräche circa 13 Prozent des CO2-Ausstoßes im Land Berlin. Damit würde Vattenfall, laut Berliner Senat, „den größten Einzelbeitrag auf Berlins Weg zur Klimaneutralität im Jahr 2050 leisten“. Statt Kohle könnten verstärkt Erdgas und Erneuerbare Energien für die Wärmeerzeugung zum Einsatz kommen[12]
Kraftwerke
Die Vattenfall Wärme Berlin AG betreibt ausschließlich Heizkraftwerke nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung. Zunehmend findet ein Umbau hin zu Gas-und-Dampfturbinen-Heizkraftwerken (GuD-HKW) auf Basis von Erdgas statt. Darüber hinaus kommt die Power-to-Heat-Technologie zum Einsatz, um verstärkt erneuerbare Energie für die städtische Fernwärmeversorgung zu nutzen. Am Standort Reuter West in Berlin-Spandau betreibt die Vattenfall Wärme Berlin AG die derzeit größte Power-to-Heat-Anlage in Europa[13]
Die Gesellschaft betreibt in Berlin folgende Heizkraftwerke (Brennstoff in Klammern; Stand Juli 2020):
- Heizkraftwerk Charlottenburg (Erdgas)
- Heizkraftwerk Buch (Erdgas)
- Heizkraftwerk Klingenberg (Erdgas)
- Heizkraftwerk Lichterfelde (Erdgas)
- Heizkraftwerk Mitte (Erdgas)
- Heizkraftwerk Moabit (Steinkohle, Biomasse)
- Heizkraftwerk Reuter (Sonstiges)
- Heizkraftwerk Reuter West (Steinkohle)
- Heizkraftwerk Wilmersdorf (Heizöl)
- Heizkraftwerk Marzahn (Erdgas)
- Heizkraftwerk Märkisches Viertel (Biomasse)[14]
Der Brennstoffmix der Berliner Fernwärme gestaltete sich im Geschäftsjahr 2019 wie folgt:[1]:
- 73,9 % Erdgas
- 15,9 % Steinkohle
- 7,7 % Abwärme-Nutzung (Dampf)
- 1,9 % Biomasse (Holz)
- 0,4 % Heizöl
- 0,2 % Biogas
Die Vattenfall Wärme Berlin AG betreibt zudem aktuell rund 80 Blockheizkraftwerke.[1]
Fernwärmenetz Berlin
Das Berliner Fernwärmenetz wird von der Vattenfall Wärme Berlin AG betrieben, instand gehalten und ausgebaut. Mit einer Trassenlänge von mehr als 2.000 km und 1,3 Millionen versorgter Wohneinheiten ist das Berliner Fernwärmenetz eines der größten weltweit.[1]
Weblinks
Einzelnachweise
- Vattenfall Wärme Berlin AG: Faktenblatt der Wärme Berlin, Stand 31. Dezember 2019, abgerufen am 23. Juli 2020.
- Übersicht zum Jahresabschluss des Geschäftsjahres 2018 der Vattenfall Wärme Berlin Aktiengesellschaft. https://www.northdata.de/Vattenfall+W%C3%A4rme+Berlin+AG,+Berlin/Amtsgericht+Charlottenburg+%28Berlin%29+HRB+119058+B, Stand 31. Dezember 2018, abgerufen am 11. September 2019.
- Vattenfall Wärme Berlin AG: 130 Jahre Energie für Berlin PDF zur Unternehmensgeschichte, k.D., abgerufen am 23. Juli 2020.
- Berlin.de: Fernwärme im Land Berlin bleibt bei Vattenfall (Nr. 23/2017). Verwaltungsgericht Berlin, Pressemitteilung, 30. Juni 2017, abgerufen am 12. November 2017 (VG Berlin, Urteil vom 30. Juni 2017, Az.: VG 4 K 16.15).
- Joachim Fahrun: Berlin verliert den Kampf um die Fernwärme. In: Berliner Morgenpost, 1. Juli 2017, abgerufen am 13. November 2017.
- Vattenfall Wärme Berlin AG: Die Energiewende gestalten. Broschüre, k.D., abgerufen am 24. Juli 2020
- Vattenfall Wärme Berlin AG: Ausstieg Kohleenergie, Website der Vattenfall Wärme Berlin AG, k.D., abgerufen am 24. Juli 2020
- stadt+werk: Neues Schwerpunktthema Wasserstoff, 17. Juli 2020, abgerufen am 24. Juli 2020
- Daniel Wetzel: In einem Punkt ist die Hauptstadt Vorreiter, In: welt.de, 25. September 2018, abgerufen am 24. Juli 2020
- Berlin.de: Klimaschutzvereinbarung zwischen dem Land Berlin und Vattenfall, PDF, 2009, abgerufen am 25. Juli 2020
- Berliner Energiewendegesetz, §15 Abs. 1: http://gesetze.berlin.de/jportal/?quelle=jlink&query=EWendG+BE&psml=bsbeprod.psml&max=true&aiz=true, Stand: 22. März 2016, abgerufen am 25. Juli 2020
- Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz: Machbarkeitsstudie „Kohleausstieg und nachhaltige Fernwärmeversorgung Berlin 2030“, In: berlin.de, k.D., abgerufen am 25. Juli 2020.
- Joachim Fahrun: Europas größter Wasserkocher liefert saubere Wärme, In: Berliner Morgenpost, 18. September 2019, abgerufen am 27. Juli 2020.
- Vattenfall Wärme Berlin AG: Heizkraftwerk Märkisches Viertel, Website der Vattenfall Wärme Berlin AG, k.D., abgerufen am 25. Juli 2020