Heizkraftwerk Lichterfelde
Das Heizkraftwerk Lichterfelde ist ein Heizkraftwerk (HKW) im Berliner Ortsteil Lichterfelde. Es ist maßgeblich für die Versorgung des Berliner Südens mit Strom und Fernwärme verantwortlich. Rund 100.000 Haushalte im Berliner Westen werden von diesem Kraftwerk mit Fernwärme & Strom versorgt.
GuD Heizkraftwerk Lichterfelde | |||
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Lage | |||
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Koordinaten | 52° 25′ 32″ N, 13° 18′ 36″ O | ||
Land | Deutschland | ||
Daten | |||
Typ | Gas- und Dampfturbinen-Heizkraftwerk mit Kraft-Wärme-Koppelung | ||
Primärenergie | Fossile Energie | ||
Brennstoff | Erdgas[1] | ||
Leistung | 288 MW elektrische Leistung und 609 MW thermische Leistung[1] | ||
Eigentümer | Vattenfall Europe Wärme | ||
Betreiber | Vattenfall Europe Wärme AG[2] | ||
Projektbeginn | 1970 | ||
Betriebsaufnahme | 1972[1] | ||
Kessel | Gas- und Dampfturbinen | ||
Feuerung | Erdgas | ||
Schornsteinhöhe | vom alten Kraftwerk 158 m | ||
Website | https://powerplants.vattenfall.com/de/lichterfelde/ |
Das 2019 stillgelegte Gaskraftwerk funktionierte nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung. Es verfügte über drei Blöcke, von denen zwei bis zuletzt in Betrieb waren. Jeder Block besaß einen 158 Meter hohen Kamin. Das Kraftwerk konnte eine elektrische Gesamtleistung von 432 MW sowie eine thermische Leistung von 650 MW erzeugen.
Auf dem Gelände des ehemaligen Kraftwerks wurde ein neues Gas- und Dampfturbinen-Heizkraftwerk (GuD-Heizkraftwerk) auf Erdgasbasis errichtet. Das neue GuD verfügt über eine elektrische Gesamtleistung von 288 MW sowie eine thermische Leistung von 609 MW.
Das zum schwedischen Energiekonzern Vattenfall gehörende Kraftwerk wird von einer Tochtergesellschaft des deutschen Teilkonzerns (siehe Vattenfall (Deutschland)), der Vattenfall Europe Wärme AG, betrieben. Es liegt am Ostpreußendamm 61, unmittelbar am Teltowkanal (Hafen Lichterfelde).
Das ehemalige Heizkraftwerk diente 1975 als Vorlage für die 140-Pfennig-Briefmarke der Dauermarkenserie Industrie und Technik der Deutschen Bundespost.
Bau & Geschichte
Verantwortlicher Bauherr für das 1972 erstmals in Betrieb genommene Kraftwerk war die Bewag. Am Bau beteiligten sich in der Arbeitsgemeinschaft Heizkraftwerk Lichterfelde 1970–1974 die Unternehmen Beton- und Monierbau, Siemens-Bauunion, Grün & Bilfinger und Hochtief. Seither wurde es mehrfach modernisiert. Die drei Heizblöcke wurden schrittweise 1988, 1997 und 1998 von Schweröl- auf Erdgasbefeuerung umgerüstet. Ende 2015 wurde der Block zwei außer Betrieb genommen.[1]
1975 wurde das Heizkraftwerk Motiv der 140-Pfennig-Briefmarke der Dauermarkenserie Industrie und Technik der Deutschen Bundespost Berlin (Ausgabedatum 14. November 1975).[3]
2012 wurde seitens der Vattenfall Europe Wärme AG (kurz: VE Wärme AG) mit dem Neubau eines Gas-und-Dampfturbinen-Heizkraftwerks auf der Freifläche zwischen den Kühltürmen des alten Heizkraftwerks und dem Barnackufer begonnen, das das ursprüngliche Kraftwerk 2019 ablöste.[4]
Altes Kraftwerk
Das ehemalige Kraftwerk wurde ursprünglich mit Schweröl befeuert. Block 1 und 3 wurden 1983 mit einer Rauchgasentschwefelungsanlage (REA) ausgerüstet. 1988 wurde Block 2 auf Erdgasfeuerung umgestellt. Für den Erdgaseinsatz wurde das HKW 1988 über einen zwei Kilometer langen Abzweig an das Hochdruck-Gasversorgungsnetz (40 bar) angeschlossen. 1991 und 1992 wurden für Block 1 und 3 Entstickungsanlagen nachgerüstet. 1997 und 1998 wurden auch Block 1 und 3 auf Erdgasfeuerung umgerüstet. Nach dem Umbau wurde der Betrieb der REA eingestellt, da dies nicht mehr nötig war. 1999 erfolgte ein weiterer unabhängiger Gas-Anschluss auf der Hochdruckseite.
Nach Umbau der Blöcke 1 und 3 wurde Block 2 vom Netz genommen und sollte dauerhaft stillgelegt werden. Entgegen der ursprünglichen Planung wurde Block 2 später wieder in Betrieb genommen. 2016 wurde Block 2 endgültig außer Betrieb gestellt.[2] 2019 wurden, nach Fertigstellung des neuen GuD, schließlich auch die Blöcke 1 & 3 abgeschaltet.
Der Netzanschluss des von Vattenfall (Vattenfall Europe Wärme AG) betriebenen Kraftwerks erfolgt auf der 110-kV-Mittelspannungsebene in das Netz der Vattenfall-Tochtergesellschaft "Stromnetz Berlin GmbH".[5]
Neues Kraftwerk
Das Heizkraftwerk Lichterfelde wurde durch ein Gas- und Dampfturbinen-Heizkraftwerk (GuD-Heizkraftwerk) auf Erdgasbasis ersetzt. Der Brennstoffausnutzungsgrad wird so von 70 % auf 90 % erhöht.[6] Im Sommer 2012 wurde mit dem Bau einer Heißwasseranlage zur Ergänzung der GuD-Anlage mit drei neuen Erdgas betriebenen Heißwassererzeugern mit jeweils 120 MWth begonnen, die als Spitzenlastanlagen, die Fernwärmeversorgung an kalten Tagen unterstützen.
2014 erfolgte der Baubeginn der GuD-Anlage. Die kommerzielle Inbetriebnahme der GuD-Anlage erfolgte, nach zweimaliger Verschiebung um jeweils ein Jahr, im Mai 2019. Die markanten drei Schornsteine des Altkraftwerks sollen in Zukunft abgerissen werden.[7]
Zurückgebaut werden die drei Kesselhäuser und die drei dazugehörigen Schornsteine, das Maschinen- und Pumpenhaus, die Gebäude zur Rauchgasentschwefelung sowie der Kühlturm 1. Die Rückbaumaßnahmen sollen bis Ende 2025 abgeschlossen sein.
Einzelne bauliche Anlagen und Nebeneinrichtungen des alten Heizkraftwerks werden weiter genutzt. Dazu gehören die Kühltürme 2 und 3, die Kühlwasserbauwerke sowie die Verwaltungs- und Sozialgebäude.
Weblinks
Einzelnachweise
- Vattenfall: Heizkraftwerk Lichterfelde. In: Lichterfelde. Vattenfall AB, 1. Dezember 2021, abgerufen am 1. Januar 2022.
- Kraftwerksliste der Bundesnetzagentur mit Stand 31. März 2017, abgerufen am 11. November 2017 (XLSX; 681 kB).
- Ersttagsblatt 24/1975.
- Das Bauprojekt Heizkraftwerk Lichterfelde. Website der Vattenfall GmbH, aufgerufen am 1. Januar 2022.
- https://powerplants.vattenfall.com/de/lichterfelde/
- Braunkohleausstieg in Berlin 2017. In: Tagesspiegel, 27. September 2016. Aufgerufen am 19. Dezember 2016.
- Neues Kraftwerk Lichterfelde in Betrieb Berliner Morgenpost, 10. Mai 2019