Upcycling
Beim Upcycling (englisch up „nach oben“ und recycling „Wiederverwertung“) werden Abfallprodukte oder (scheinbar) nutzlose Stoffe in neuwertige Produkte umgewandelt. Im Gegensatz zum Downcycling kommt es bei dieser Form des Recyclings zu einer stofflichen Aufwertung. Die Wiederverwertung oder Nachnutzung von bereits vorhandenem Material reduziert die Verwendung von Rohstoffen.
Eine frühe Erwähnung fand der Begriff 1994 in einem Artikel in der britischen Zeitschrift Salvo,[1] in dem der Ingenieur Reiner Pilz von der Burgdorfer[2] Pilz GmbH mit seiner Kritik an der Abfallrahmenrichtlinie und der Praxis beim Baustoffrecycling zitiert wird:
‚Recycling‘, he said, ‚I call it down-cycling. They smash bricks, they smash everything. What we need is up-cycling where old products are given more value, not less.‘
„‚Recycling‘, sagte er, ‚ich nenne es Down-cycling. Sie schlagen Steine kaputt, sie schlagen alles kaputt. Was wir brauchen, ist Up-cycling, bei dem alte Produkte einen höheren Wert erhalten, keinen geringeren.‘“
Durch den Schwund der natürlichen Ressourcen und durch gesellschaftlichen Wandel gewinnt Upcycling an Bedeutung, darüber hinaus sind Kosteneinsparungen und neue Vermarktungsmöglichkeiten weitere Vorteile.[3] Das deutsche Umweltbundesamt wies dem Upcycling im Sinne von Nachnutzung von Materialien 2016 einen Rang als Innovationstyp zu:
„Bei der „Nachnutzung“ – zum Beispiel im Rahmen von Upcycling, der Verwendung von Produktionsresten für Kunstprojekte oder der Sammlung von Fallobst – werden hingegen dem Konsumverkehr entzogene Produkte dem Markt wieder zugeführt und erlangen dadurch wieder an Wert.“[4]
In „ärmeren“ Gesellschaften wird Upcycling überdurchschnittlich häufig angewendet: In vielen Entwicklungsländern z. B. sind Flechttechniken verbreitet, mit denen sich aus alten Gummi- und Plastikprodukten neue Produkte fertigen lassen; so werden u. A. aus alten Autoreifen Sohlen für Flip-Flops.
Doch auch in „wohlhabenden“ bzw. „Wegwerfgesellschaften“ ist Upcycling auf dem Vormarsch: Einige Unternehmen versuchen herkömmliche Materialien durch die kreative Zweckentfremdung von unkonventionellen Ressourcen zu ersetzen. So entstehen etwa Sonnenbrillen aus alten Büchern und kaputten Jeans oder Tassen aus Kaffeesatz. Daneben gewinnen ästhetische Aspekte an Bedeutung; manche Personen verwenden z. B. meist alte Obstkisten, Paletten, Weinflaschen oder Rohre, um daraus neue Produkte für die Innen- und Außeneinrichtung zu schaffen. Die steigende Beliebtheit begründet sich auch im Modebereich vor allem in der Individualität der durch Upcycling entstehenden Produkte.[5][6]
So werden z. B. aus Nylonstrumpfhosen Haargummis,[7] Tetrapaks werden zu Windlichtern[8] und leere Schraubgläser zu Blumenvasen.[9]
Verwendung des Begriffs
Der Begriff „Upcycling“ wird auch in der Wirtschaft verwendet. In einem Interview mit dem Deutsche Wirtschaftsnachrichten Magazin verwendete der RWTH-Aachen-Professor Ulrich Krupp den Begriff „Upcycling“ im Zusammenhang mit der Wiederaufbereitung von Stahlschrotten.[10]
Die Montanwerke Brixlegg Aktiengesellschaft, ein Unternehmen der Sekundärkupferproduktion aus Brixlegg, Österreich, verwenden den Begriff im Zusammenhang mit der von ihnen eingetragenen Wortmarke „Upcycling Copper“.[11]
Für den Bereich Kunst und Design wurde 2021 erstmals der Upcycling-Kunstpreis ausgelobt, um eine kreative zirkuläre und damit ressourcensparende Verwendung gebrauchter, zu Abfall erklärter Materialien und deren künstlerische Aufwertung auszuzeichnen. Von einer Jury wurden aus insgesamt 1.213 Einreichungen anonym sieben Nominierte ausgewählt. Anhand der Werke dieser Nominierten wurden die drei Erstplatzierten gewählt: Mit dem ersten Preis wurde Ramona Seyfahrt ausgezeichnet für ihre flüchtige Teppich-Installation aus Werbeflyern. Auf Platz zwei wählte die Jury Kerstin Bruchhäusers Textilkunst im Stil koreanischer Bojagis. Der dritte Platz ging an Willi Reiche für seine kinetische Kunst namens „Every brass you take“ in Anspielung auf den Titel „Every Breath You Take“ von The Police und sechs ausrangierte Blechblasinstrumente (brass).
Weblinks
- Upcycling gegen den Konsumwahn in Europa, Tagesschau, „Club28“ vom 24. Mai 2019
Verzeichnisse von Upcycling-Anbietern
- Bundesweites Verzeichnis - Möbel-Upcycler auf weitergeben.org
- Berlin Upcycling Firmen auf aussergewoehnlich-berlin.de
- Franken Upcycling Verzeichnis auf secondhandguide.org
- NRW Upcycling Firmen und Initiativen auf lizzynet.de
Einzelnachweise
- Thornton Kay: Salvo in Germany (Memento vom 15. Juli 2011 im Internet Archive). Salvo Monthly No. 23, Oktober 1994, S. 11–14 (Zitat, S. 14), abgerufen am 3. November 2012.
- Thornton Kay: Salvo in Germany (Memento vom 15. Juli 2011 im Internet Archive). Salvo Monthly No. 23, Oktober 1994, S. 14.
- Belinda Goldsmith: Trash or treasure? Upcycling becomes growing green trend. Reuters, 30. September 2009, abgerufen am 3. November 2012.
- "Umweltpolitik für die Transformation fit machen: Neue Grundkonfigurationen für eine angewandte Umweltpolitik", Umweltbundesamt 2016, S. 12. (PDF) Abgerufen am 30. April 2020.
- Upcycling: Dieser Müll steht dir aber gut. In: ZEITmagazin. (zeit.de [abgerufen am 16. Oktober 2018]).
- Recycling: Ist das Mode oder kann das weg? In: ZEIT Campus. (zeit.de [abgerufen am 16. Oktober 2018]).
- Mari sagt: Zero Waste DIY Haargummis selber machen. In: Uponmylife. 24. März 2020, abgerufen am 19. April 2020 (deutsch).
- Upcycling-Idee: Windlicht aus Tetrapacks. In: Uponmylife. 8. Januar 2020, abgerufen am 19. April 2020 (deutsch).
- 19 Upcycling-DIY Ideen für leere Schraubgläser. In: Uponmylife. 12. März 2020, abgerufen am 19. April 2020 (deutsch).
- Hauke Rudolph: Stahl: Abgesang auf einen deutschen Mythos? Deutsche Wirtschaftsnachrichten, 27. Juni 2020, abgerufen am 28. Juni 2020 (deutsch).
- Montanwerke Brixlegg: Upcycling – Montanwerke Brixlegg AG. Abgerufen am 28. Juni 2020.