Ungarische Hofkanzlei
Die ungarische Hofkanzlei (lat. Cancellaria Aulica Hungarica) war zwischen dem 16. beziehungsweise 17. Jahrhundert und 1848 die für Ungarn zuständige Behörde in der Habsburgermonarchie beziehungsweise im Kaisertum Österreich.
Geschichte
Die Behörde war seitdem Ferdinand I. Anspruch auf die ungarische Krone erhob die Verwaltungsbehörde für das zunächst nur teilweise von den Habsburgern beherrschte Ungarn. Mit der dem Zurückdrängen der Osmanen wuchs auch der Zuständigkeitsbereich der Kanzlei.
Die Behörde war zunächst in Preßburg angesiedelt. Zur Zeit Rudolf II. befand sich die Kanzlei zwischen 1576 und 1612 in Prag, danach wieder in Pressburg. Seit 1690 war die Kanzlei in Wien angesiedelt. Im Jahr 1714 zog sie in die Bankgasse 4–6. Das Gebäude wurde 1692 von Johann Bernhard Fischer von Erlach erbaut und kam um 1747 in den Besitz von Leopold Graf Nádasdy, der Vorsteher der ungarischen Hofkanzlei war. Heute befindet sich dort die ungarische Botschaft.[1]
In der ersten Zeit war sie eng mit der österreichischen Hofkanzlei verbunden. Etwa seit 1690 bekam sie zunehmend ein eigenes Gewicht als Organ der Regierung für Ungarn. Sie war Bindeglied zwischen dem Herrscher und dessen ungarischen Machtbereich. Sie informierte den König über die Verhältnisse im Land und führte umgekehrt dessen Anweisungen aus. Sie stand dabei in einem stetigen Kontakt mit den übrigen Behörden des Hofes. Ihre Zuständigkeit beschränkte sich dabei im Wesentlichen auf die Innenpolitik. Für Finanzfragen war dagegen die Hofkammer oder die ungarische Kammer zuständig. Die Außenpolitik und die Kriegssachen wurden von den zentralen Hofbehörden entschieden. Während der Herrschaft von Maria Theresia war die Hofkanzlei dem Directorium in publicis et cameralibus untergeordnet. Zur Zeit Joseph II. wurde sie mit der Hofkanzlei für Siebenbürgen verschmolzen. Unter Leopold II. wurden die Zuständigkeitsbereiche wieder getrennt.
Liste der ungarischen Hofkanzler[2]
- 1526 (März–August) István Brodarics (für Ludwig II.; zugleich Bischof von Syrmien)
- 1526–1540 István Werböczy (für Johann Zápolya)
- 1526–1537 Tamás Zalaházi (für Ferdinand I.; zugleich Bischof von Veszprém)
- 1537–1540 František Ujlaky (für Ferdinand I.; zugleich Bischof von Győr)
- 1540–1542 Peter Perény
- 1545–1553 Miklós Oláh (zugleich Bischof von Zagreb)
- 1553–1569 unbekannt
- 1569–1577 János Liszti de Köpcsén (zugleich Bischof von Veszprém)
- 1577–1586 unbekannt
- 1586–1590 Péter Heresinczy (zugleich Bischof von Győr)
- 1591 Vakanz
- 1592–1597 János Kutassy (zugleich Bischof von Győr)
- 1598–1602 Márton Pethe (zugleich Bischof von Győr)
- 1602–1607 František II. Forgács (zugleich Bischof von Nitra)
- 1608–1623 Valentín Lépeš (zugleich Bischof von Nitra)
- 1623–1635 István Sennyey (zugleich Bischof von Vác)
- 1635–1642 György Lippay de Zombor (zugleich Bischof von Veszprém)
- 1642–1644 István Bosnyák (zugleich Bischof von Veszprém)
- 1644–1666 György Pohronci Szelepcsény (zugleich Bischof von Veszprém)
- 1666–1669 Ferenc Szegedy (zugleich Bischof von Vác)
- 1669–1679 Tamás Pálffy von Erdöd (zugleich Bischof von Eger)
- 1679–1686 Ján Gubasósczy (zugleich Bischof von Nitra)
- 1686–1690 Peter Korompay (zugleich Bischof von Nitra)
- 1690–1695 Jaklin Blasius de Elefánt (zugleich Bischof von Knin)
- 1696–1705 Lászlo Mattyasovszky (zugleich Bischof von Knin)
- 1706–1723 Nikolaus Graf von Illésházy
- 1725 (Februar) Ladislav IV. Ádám Erdödy (nur titularisch; zugleich Bischof von Nitra)
- 1725 (März–September) Imre Graf Esterházy de Galántha (zugleich Bischof von Veszprém)
- 1725–1732 Adam Peter Acsady von Acsad
- 1733–1746 Ludwig Graf von Batthyány
- 1746–1758 Leopold Graf von Nádasdy
- 1758–1762 Nikolaus VII. Graf Pálffy von Erdöd
- 1762–1785 Franz Graf Esterházy
- 1787–1807 Karl Graf Pálffy von Erdöd
- 1807–1819 Josef Graf Erdődy
- 1819–1820 Vakanz
- 1820–1826 Franz Josef Fürst von Koháry
- 1826–1827 Michael Graf von Nádasdy
- 1828–1836 Adam Graf Reviczky von Revisnye
- 1836–1838 Fidelis Graf Pálffy von Erdöd
- 1839–1847 Anton Graf Mailáth de Székhely
- 1847–1848 György Graf Apponyi
Siehe auch
Literatur
- Bernd Michael Buchmann: Hof – Regierung – Stadtverwaltung. Wien als Sitz der österreichischen Zentralverwaltung von den Anfängen bis zum Untergang der Monarchie. Wien, 2002
- Zoltán Fallenbüchl: Magyarország főméltóságai (Die wichtigsten Ämter Ungarns). Maecenas, Budapest 1988
Weblinks
Einzelnachweise
- Palais Strattmann auf planet-vienna
- Zoltán. Fallenbüchl: Magyarország főméltóságai. Maecenas, Budapest 1988, ISBN 963-02-5536-7, S. 98–100.