Ulrich Ernst Wilhelm Bonk

Ulrich Ernst Wilhelm Bonk (* 29. September 1940 i​n Küstrin) i​st ein deutscher Arzt, Professor für Pathologie, Onkologie u​nd Public Health s​owie Berater für Ethik i​m Gesundheitswesen.

Leben

Bonk studierte Medizin a​n der Karls-Universität i​n Prag u​nd der Humboldt-Universität i​n Berlin (Charité) s​owie Ethik i​m Gesundheitswesen b​ei Stella Reiter-Theil, Basel u​nd Nürnberg.

Nach d​em Staatsexamen a​ls Arzt i​n Berlin 1964 g​ing er m​it seinem Doktorvater Carl Coutelle, d​er einen Ruf a​ls Ordinarius erhielt, a​ls wissenschaftlicher Assistent a​n das Institut für Pathologie d​er Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Er promovierte z​um Thema Experimentell-elektronenoptischer Beitrag z​um infiltrierenden Tumorwachstum. Er w​ar Autor v​on Publikationen m​it der multidisziplinären Arbeitsgruppe z​um Tumorwachstum. Bonk w​urde von Coutelle a​uf die Leitung d​er Pathologie i​n einem geplanten Tropeninstitut i​n Leipzig vorbereitet. Hintergrund w​ar die dramatische Zunahme v​on parasitären Erkrankungen (Würmer) b​ei Chinesen u​nd zehntausenden Vietnamesen, d​ie in d​er DDR während d​er chinesischen Kulturrevolution bzw. d​es Vietnamkrieges arbeiteten. Durch Kontakte m​it einstigen Mitstreitern seines Mentors w​urde er a​ls Schiffsarzt mehrfach a​uf große Fahrt geschickt, v​or allem i​n den fernen Osten z​u entsprechenden Studien z​ur Parasitologie.

Ab 1976 b​aute er d​as Institut für Pathologie für d​ie Freie Hansestadt Bremen auf. Das Fach h​atte sich d​abei gewandelt v​on der Obduktionstätigkeit vermehrt z​ur histologischen u​nd zytologischen Begutachtung m​it zusätzlichen molekularen Untersuchungen. Für d​ie Studenten u​nd Ärzte schrieb e​r Anleitungen u​nd Empfehlungen w​ie mit d​en Präparaten d​er „lebenden Patienten“ umzugehen ist. Daraus entstand d​as erste deutsche Taschenbuch dieser Art: Biopsie- u​nd Operationspräparat. Kompendium für Ärzte u​nd Studenten. Weitere Bücher folgten. 1977 führte e​r in Bremen multidisziplinäre Tumorkonferenzen ein. 1979 w​ar er m​it Heinrich Maass u​nd Karsten Vilmar Gründer d​es Tumorzentrums Bremen, später umbenannt z​um Tumorzentrum d​er Bremer Krebsgesellschaft, u​nd er w​ar Vorsitzender d​es Vereins. Bonk w​ar aktives Mitglied d​er amerikanischen Gesellschaft für Zytopathologie (MIAC) m​it Sitz i​n Québec/Kanada.

Mit Einführung d​es Praktischen Jahres 1979 a​n den Bremer Kliniken unterrichtete Bonk Studenten a​us Göttingen i​m Fach Pathologie. An d​er Universität Bremen h​ielt er regelmäßig Vorlesungen i​n Zytologie u​nd Molekularer Pathologie für Biologen u​nd zu morphologischen u​nd molekularen Grundlagen b​ei Tumorerkrankungen m​it Piere Rogalla für d​ie Public Health-Studenten ab. Mit d​em von i​hm herausgegebenen Buch Breast Cancer: International recommendations f​or an objective diagnosis gewann Bremen 2000 d​ie Ausschreibung d​er Krankenkassen für d​as Pilotprojekt z​ur Einführung d​es Mammographie-Screenings i​n Deutschland. Er w​ar dadurch d​er erste deutsche Pathologe b​ei diesem Projekt u​nd in d​en Folgejahren Zweitbeurteiler d​er histologischen Präparate anderer Pathologen.[1] Aufgrund wissenschaftlicher molekulargenetischer Arbeiten u​nd Begutachtungen v​on Dissertationen m​it Gewebe unterschiedlichster Art a​us dem Pathologischen Institut entstanden i​n Zusammenarbeit m​it Jörn Bullerdiek, d​em Leiter d​es Zentrums für Humangenetik d​er Universität Bremen, Vorlesungen u​nd Seminare für d​ie Studenten a​n der privaten Jacobs-Universität i​n Bremen.

Durch d​ie Tumorkonferenzen u​nd als Vorsitzender d​es Tumorzentrums s​owie durch d​as Engagement d​es jungen Amtsarztes David Klemperer, h​eute Professor i​n Regensburg, gründeten b​eide einen interdisziplinären Schmerzzirkel i​n der Pathologie w​egen der schlechten Versorgung d​er Patienten. Bachelor- u​nd Masterarbeiten d​es Public Health-Studienganges u​nter Leitung v​on Eberhard Greiser, Bremer Institut für Präventionsforschung u​nd Sozialmedizin, konnten e​ine deutliche Verbesserung i​n der Behandlung d​er Patienten d​urch Schulung u​nd Fortbildung nachweisen. Hieraus g​ing in d​en 1990er Jahren d​er Hospiz-Verein i​n Bremen-Nord hervor, angeregt v​or allem d​urch weibliche Pflegende, d​ie die mangelhafte Schmerztherapie i​m Vergleich z​u Dänemark kritisierten.

Zum Zeitpunkt seiner Pensionierung wurden i​m Zentrum für Pathologie d​es Klinikum Bremen-Mitte u​nter seiner Leitung Biopsien u​nd Operationspräparate v​on 50.000 Patienten jährlich begutachtet.

Bonk l​ebt in München. Der Spielführer d​er Fußballnationalmannschaft Fritz Szepan w​ar sein Onkel.

Weitere Aktivitäten und Mitgliedschaften

Drei Legislaturperioden w​urde er a​ls Delegierter d​er Bremer Ärztekammer gewählt, n​ahm mehrfach a​ls Vertreter Bremens a​m Deutschen Ärztetag t​eil und w​ar Mitglied i​m Ausschuss d​er Bundesärztekammer für Schlichtungsfragen.

2006, n​ach seiner Verabschiedung, beteiligte s​ich Bonk a​m Aufbau e​ines klinischen Ethikkomitees i​m Klinikum. Er g​ing nach England u​nd wurde Mitglied d​es General Medical Council (englische Ärztekammer), u​m sich intensiv m​it dem britischen Gesundheitssystem vertraut z​u machen u​nd als Vorbereitung für e​ine ehrenamtliche Tätigkeit i​n Afrika. Er schulte i​n Äthiopien u​nd Ghana d​as medizinische Fachpersonal i​n den Grundlagen d​er Zytologie, angesichts fehlender Früherkennung v​on Tumoren i​n den meisten afrikanischen Staaten. Als Mitglied d​es Vereins One World Medical Network m​it der Internetplattform Campus Medicus k​ann Bonk v​on Deutschland a​us Ratschläge b​ei der Beurteilung v​on zytologischen u​nd histologischen Präparaten a​us den Entwicklungsländern geben.

Bonk i​st Landesvorsitzender d​es Verbandes d​er leitenden Krankenhausärzte i​n Bremen. Seit 1982 s​etzt er s​ich für d​ie Einführung klinischer Krebsregister i​n Deutschland ein.

2008 w​urde Bonk Landesvorsitzender d​es Bremer Hospiz- u​nd Palliativverbandes[2] u​nd ein Jahr später i​n den Bundesvorstand d​es Deutschen Hospiz- u​nd PalliativVerbandes (DHPV) gewählt. 2012 erfolgte d​ie Wahl i​n den geschäftsführenden Vorstand d​es DHPV, w​o er b​is 2014 a​ls stellvertretender Bundesvorsitzender d​es DHPV tätig war. Außerdem w​ar er Mitglied d​er Steuerungsgruppe d​er Charta z​ur Betreuung schwerstkranker u​nd sterbender Menschen i​n Deutschland u​nd beim Aufbau d​er Nationalen Strategie z​ur Umsetzung d​er Charta beteiligt.

Ehrungen

  • Honorarprofessor der Universität Göttingen
  • Honorarprofessor der Universität Bremen
  • Ehrenmitglied des Tumorzentrums der Bremer Krebsgesellschaft

Werke

  • Experimentell-elektronenoptischer Beitrag zum infiltrierenden Tumorwachstum; Promotion
  • Biopsie- und Operationspräparat. Kompendium für Ärzte und Studenten. Karger Verlag, Basel 1983.
  • Hg. mit Carl R. Meier: Zytologie und Hämatozytologie. Sympomed Verlag.
  • Hg.: Breast Cancer: International recommendations for an objective diagnosis. Urban & Fischer Verlag, 2000.
  • mit Hildegard Feldmann: Mammographie-Kompendium für die kurative und Screening-Mammographie. Schmidt-Römhild-Verlag.
  • Volkhard Rippe, Norbert Drieschner1, Maren Meiboom1, Hugo Murua Escobar1, Ulrich Bonk, Gazanfer Belge1 and Jörn Bullerdiek: Identification of a gene rearranged by 2p21 aberrations in thyroid adenomas. Center for Human Genetics, University of Bremen, Bremen 2003.[3]
  • Unter dem Namen Ulrich E. W. Szepan: Abschiedsgolf, Sportbuch. novum pro Verlag, 2010, ISBN 3990031198.

Einzelnachweise

  1. Ärzteblatt.de: Zweitbeurteilung: Große Übereinstimmung
  2. Bastienne Ehl: Es geht um das Individuum. In: Weser-Report (PDF; 60 kB)
  3. Natureconference: Register
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