Ulrich Ellenbog

Ulrich Ellenbog (* u​m 1435 i​n Feldkirch; † 19. Januar 1499 i​n Memmingen) w​ar ein österreichisch-süddeutscher Arzt u​nd Hochschullehrer.

Faksimile einer Seite einer medizinischen Abhandlung von Ulrich Ellenbog aus dem Kloster Weißenau. Entstanden zw. 1490 und 1491..
Erste Seite der Abhandlung zu den "...gifftigen Besen Tempffen ..." aus dem Vorarlberger Landesarchiv (Vorarlberger Landesbibliothek).

Leben

Ulrich Ellenbog w​urde ca. 1435 a​ls Sohn eines, vermutlich a​us Ellenbogen/Bezau i​m Bregenzerwald stammenden, Schneiders i​n Feldkirch geboren. Er begann 1450 s​ein Studium d​er Freien Künste (Bacc. art.) i​n Wien, führte e​s dann 1453[1] i​n Heidelberg fort, w​o er Magister artium wurde. Danach studierte e​r in Pavia Medizin u​nd erhielt d​ort 1459 d​en Doktortitel. 1460 l​ebte er wieder i​n Feldkirch u​nd beendete e​ine Arbeit über d​as Bäderwesen (Tractatulus d​e balneis),[2] d​ie noch mehrere Jahrzehnte Verbreitung fand. Darin beschreibt e​r unter anderem[3] d​ie Badeorte Elbogen, Baden i​m Aargau, Baden b​ei Wien u​nd Markgrafenbad.

Um 1470 l​ebte er i​n Memmingen, w​ar mit e​iner vermögenden Frau verheiratet u​nd war 1474 b​is 1478 bischöflicher Arzt i​n Augsburg. 1472 n​ahm er a​n den Feierlichkeiten anlässlich d​er Gründung d​er Universität Ingolstadt t​eil und w​ar dort e​iner der ersten Professoren für Medizin. Kurz danach l​ebt er i​n Biberach. Im März 1481 w​urde er Stadtarzt i​n Memmingen u​nd auch i​n Ravensburg. Als Arzt w​ird er a​uch 1481 i​m Zusammenhang m​it dem Hospital z​um Heiligen Geist i​n Biberach erwähnt. Er w​ird auch a​ls Leibarzt d​es Herzog Sigismund v​on Tirol genannt.

Drei seiner Söhne studierten, s​ein Sohn Nikolaus (1481–1543) w​ar gelehrter Mönch i​m Kloster Ottobeuren.[4]

Ulrich Ellenbog s​oll über e​ine reichhaltige Bibliothek verfügt haben, welche jedoch i​n den Bauernkriegen i​n Ottobeuren, w​ohin sie s​ein Sohn Nikolaus gebracht hatte,[5] zerstört wurde.[6]

Seine 1473 entstandene Schrift „Von d​en gifftigen Besen Temmpffen u​nd Reüchen, d​er Metal, a​ls Silber, Quecksilber Bley u​nd anders So d​ie edlen handtwerck d​es Goltschmidens, u​nd ander arbaiter i​n des feür s​ich gebrauchen müssen“ h​at bis i​n die Neuzeit w​eite Verbreitung gefunden, g​ilt als früheste arbeitsmedizinische Abhandlung[7] u​nd soll a​uch in d​ie Werke d​es Paracelsus aufgenommen worden sein.

Werke

  • Herzog Siegmunds Büchlein von den Harnleiden. 1460 (Herzog Siegmund gewidmet).
  • De Ptisi. 1480.
  • Ordnung die doctor Ulrich von ellenbog Anno 1482 zuo Memingen der gemaind gesetzt hat, und ditz in der yetzigen anruor 1494 bestaett haut. Memmingen 1482.
  • Instruktion wider die Pestilenz. Ain wunderbäre jnstruction vnd vnderwysung wider die pestilentz: herfliessend von kayserlichem hoff vnd aller bewärtesten doctoribus jn cristenlicher vn[d] haydescher nacion funden wärden mügen. Memmingen 1494.
  • Hie nach volget ein gut regime[n]t vnd ordnu[n]g vnd bewert p[rae]seruatiua vnd ler. Wie man sich wider de[n] geprechen der pestilentz aufhalten vnd bewaren sol. Michael Reyser, Eichstätt 1485/1490 (Digitalisat der Herzog August Bibliothek); mehrfache Nachdrucke bis ins 20. Jahrhundert.
  • Von den gifftigen Besen Temmpffen un[d] Reüchen, der Metal, als Silber, Quecksilber Bley und anders So die edlen handtwerck des Goltschmidens, und ander arbaiter in des feür sich gebrauchen müssen. Augsburg (1473) ca. 1525.

Literatur

  • Peter Assion: Ulrich Ellenbog. In: Verfasserlexikon. 2. Aufl., II, Sp. 495–501.
  • Anton Breher: Der Memminger Stadtarzt Ulrich Ellenbog und seine Pestschriften. Oechelhäuser, Kempten 1942 (Dissertation, Universität Berlin, 1942).
  • Claudia Helbok: Bedeutende Vorarlberger. 30 Lebensbilder aus einer Sendereihe (= Dornbirner Studiohefte. 2). ORF-Landesstudio Vorarlberg, Dornbirn 1967, S. 9 f.
  • Gundolf Keil: Ellenbog, Ulrich. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 343 f.
  • Franz Koelsch, Friedrich Zoepfl (Hrsg.): Von den gifftigen besen Tempffen und Reuchen. Eine gewerbe-hygienische Schrift des XV. Jahrhunderts. Münchner Drucke, München 1927 (= Münchner Beiträge zur Geschichte und Literatur der Naturwissenschaften und Medizin, II. Sonderheft).
  • Andreas Kraus, Max Spindler: Geschichte Schwabens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts. 3. Auflage. C. H. Beck Verlag, München 2001, ISBN 3-406-39452-3.
  • Heinz Kürten: „De ptisi“. Ein Consilium des Memminger Stadtarztes Dr. Ulrich Ellenbog vom Jahre 1480 für die Lungenschwindsucht und ihre Behandlung. In: Sudhoffs Archiv für Geschichte der Medizin. Band 24 (1931), S. 245–257 (Digitalisat in JSTOR).
  • Vivian Nutton: Ellenbogiana. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 8, 1990, S. 221–224.
  • Edwin Rosner: Ulrich Ellenbog und die Anfänge der Gewerbehygiene. In: Sudhoffs Archiv für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften. Band 38 (1954), S. 104–110 (Digitalisat in JSTOR).
  • Edwin Rosner: Ellenbog, Ulrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 454 (Digitalisat).
  • Georg Schnitzlein: Der Codex Vadiana 429 und Ulrich Ellenbog (1435–1499). 1983 (Dissertation, Technische Universität München, 1984).
  • Friedrich Zoepfl: Der Arzt Ulrich Ellenbog. In: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg. Band 5, 1916–1919, S. 111–164 (online).
Commons: Ulrich Ellenbog – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Gundolf Keil: Ulrich Ellenbog. 2005, S. 343.
  2. Handschrift Nationalbibliothek Wien, cod. 5505.
  3. Frank Fürbeth: Bibliographie der deutschen oder im deutschen Raum erschienenen Bäderschriften des 15. und 16. Jahrhunderts. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 13, 1995, S. 217–252; hier: S. 221.
  4. Siehe auch: Franziskanerkloster St. Wolfgang in Kreuznach.
  5. Vivian Nutton, S. 221
  6. Siehe auch: Frank Fürbeth: Die Büchersammlung des Memminger Arztes Ulrich Ellenbog (1435–1499) In: FS Tilo Brandis. 2000, S. 541–553.
  7. Vivian Nutton, S. 221
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