Uhu (Zeitschrift)
Der Uhu (im Logo UHU geschrieben) war eine von 1924 bis 1934 im Berliner Ullstein Verlag erschienene Monatszeitschrift. Sie gilt rückblickend als wegweisende Publikation der Weimarer Zeit.
Geschichte
Der Uhu pflegte einen hohen journalistischen Standard. Das Blatt zeigte lange vor anderen Publikationen Trends in Kultur und Wissenschaft auf, die später manifest wurden, etwa die Bedeutung des Rundfunks und Fernsehens. Schriftstellerische Talente wie der später mit seinen Visualisierungen von Körperfunktionen berühmt gewordene Fritz Kahn oder der Futurist Ludwig Kapeller fanden in der Zeitschrift ihre wichtigste Veröffentlichungsplattform. Die Artikel wurden mit hohem Aufwand illustriert. Im Uhu wurden u. a. Fotografien von Erich Salomon gedruckt, einem der ersten, einem größeren Publikum namentlich bekannten Fotografen. Außerdem beschäftigte die Redaktion um Peter Pfeffer (Pseudonym für Kurt Szafranski) und Friedrich Kroner (welcher ab März 1926 Chefredakteur war) Fotografen wie László Moholy-Nagy, Lili Baruch und Sasha Stone und zahlreiche Illustratoren wie Ferdinand Barlog, Olaf Gulbransson und Walter Trier. Im Uhu schrieben der Philosoph Walter Benjamin, der Schriftsteller Bertolt Brecht und der Physiker Albert Einstein. Zeitweilige Mitarbeiter waren unter anderen Thomas Theodor Heine, der spätere Verlagsgründer Peter Suhrkamp und Kurt Tucholsky, meist unter seinem Pseudonym Theobald Tiger.
Die Zeitschrift bezog in politischer Hinsicht frühzeitig Position gegen die Nationalsozialisten, was sich vor allem in Form von Karikaturen wie „Hitler erhält den Friedensnobelpreis 1932“[2] oder das satirische Reichstags-Rommé niederschlug. Ihre gesellschaftliche Zielrichtung war jedoch gelegentlich konservativ, tief im Zeitgeist verhaftet. So kommt der Gynäkologe Hugo Sellheim in einem Artikel über Frauen und Sport zu dem Schluss, dass Frauen Niederlagen im Wettkampf persönlich nähmen, wodurch sich ihre Mimik unfraulich verzerre; und der Leistungssport beeinträchtige die Fruchtbarkeit. Sellheim riet Frauen also vom Leistungssport ab.[3]
Der Verlag startete den Uhu unter anderem wegen des Erfolgs der Kinderzeitschrift Der heitere Fridolin. Auf Bitte seines früheren Freundes Kurt Szafranski hatte Tucholsky 1924 fünf Wochen an der Konzeption der Zeitschrift mitgewirkt. Unter den Nationalsozialisten überlebte das Magazin noch ein Jahr und wurde ohne Angabe von Gründen eingestellt.[4]
Es erschienen 120 Ausgaben von Ausgabe 1.1924/25 bis 10.1934,9. Sie sind online nachzulesen beim Digitalisierungsportal Illustrierte Presse der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden zusammen mit der Universität Erfurt.
Eine weit weniger bekannte Zeitschrift gleichen Titels brachte Johann Christoph Glücklich als „humoristisch-satyrische Zeitschrift UHU“ ab 1872, später als Beilage der Wiesbadener Montags-Zeitung und Wiesbadener Nachrichten heraus. Der Wiesbadener Uhu wurde 1889 eingestellt.[5]
Weblinks
- Literatur zur Zeitschrift Uhu im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Julia Bertschik: Uhu. Das neue Ullstein-Magazin 1924–1934 Zeitschriftprofil auf litkult1920er.aau.at, ein Projekt der Universität Klagenfurt
- Uhu auf arthistoricum.net Alle Ausgaben des Uhu auf arthistoricum.net bei Textquellen digital, Illustrierte Magazine der Klassischen Moderne
Literatur
- Christian Ferber (Hrsg.): Uhu. Das Magazin der 20er Jahre. Ullstein, Berlin 1979, ISBN 3-550-06304-0.
Einzelnachweise
- US-amerikanischer Grafiker, 1878–1939
- Oktober 1931, Karikatur von Fritz Eichenberg
- Hugo Sellheim: Macht der Sport die Frau glücklich? Oktober 1931, S. 18 ff
- Börsenverein des Deutschen Buchhandels / Historische Kommission, Georg Jäger: Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert, Bd.1/1, Das Kaiserreich 1870–1918, 2001, S. 103f. ISBN 978-3-7657-2351-3
- Alfred Estermann: Die deutschen Literatur-Zeitschriften 1850–1880, De Gruyter Saur Berlin 1987, S. 142ff. ISBN 978-3-598-10708-5