US-Depot Gießen
Das US-Depot Gießen war bis Mitte 2007 das zentrale Warenverteilzentrum der amerikanischen Streitkräfte in Europa. Es befand sich am östlichen Rand der mittelhessischen Stadt Gießen zwischen dem Gießener Ring und der Rödgener Straße und umfasste eine Fläche von 200 Hektar.[1]
Geschichte
Das Depot wurde nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem Gelände des 1929 erbauten Verkehrsflughafen Gießen eingerichtet.[2] Vom Flughafen sind heute nur noch wenige Spuren sichtbar, unter anderem das im Bauhausstil erbaute Empfangsgebäude, das lange Jahre der Militärpolizei gedient hat.[3]
Die Betreibergesellschaft des Depots war der staatliche Army & Air Force Exchange Service (AAFES) mit Hauptquartier in Dallas, Texas. Von hier aus wurden vor allem Zivilgüter wie Nahrung, Kleidung, Möbel, Hi-Fi-Geräte usw. für die Angehörigen der amerikanischen Stationierungsstreitkräfte in die „PX“-Läden (Abkürzung für PostExchange) der US-Army und Air Force in Westeuropa und in Krisengebiete verschickt. Sowohl im Bosnien-Konflikt als auch in den beiden Golfkriegen kam dem US-Depot eine bedeutende strategische Rolle in der Versorgung der Soldaten und deren Angehöriger zu.
Das US-Depot war mit seinen über 500 Beschäftigten einer der wichtigsten Arbeitgeber im Niedriglohnsektor im Landkreis Gießen.
Das US-Depot wurde Ende August 2007 geschlossen. Die offizielle Schließungszeremonie fand im Beisein verschiedener Lokalpolitiker am 28. September 2007 statt[4]. Weiter genutzt wurde ein ziviler Teil mit einer Fläche von 54 Hektar.[1] Der zivile Teil des AAFES-Betriebs wurde zum 31. März 2017 in Gießen komplett eingestellt und an den neuen Standort in Germersheim verlegt. Von der Schließung Ende März 2017 waren etwa 400 Arbeitnehmer betroffen.[1]
Nachnutzung
Die Liegenschaft wurde an das Bundesvermögen zurückgegeben und von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) verwaltet. Sie verkaufte 2008 der Stadt Gießen das Gelände und Gebäude der ehemaligen amerikanischen Grundschule; dort zog 2012 die Helmut-von-Bracken-Schule ein.[5]
2019 plante der Otto-Handelskonzern, auf dem Gelände ein Logistikzentrum zu bauen, das 2022 in Betrieb gehen sollte. Nachdem Otto im April 2020 seine Absicht aufgegeben hatte, wurde im Mai 2020 die Logistikgruppe VGP als neuer Investor für das Logistikzentrum präsentiert.[6][7]
Am Nordrand des Geländes befanden sich von 1974 bis 1988 eine Lance-Raketenstellung und das Sondermunitionslager Gießen, welches taktische Atomsprengköpfe für die Lance-Raketen in gut gesicherten Bunkern bereithielt. Dieser nördliche Bereich ist heute Teil des Nationalen Naturerbes und für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Einzelnachweise
- 2016 endet US-Präsenz in Gießen. In: Giessener Allgemeine. 24. Mai 2014, archiviert vom Original am 20. Januar 2015; abgerufen am 21. Januar 2021.
- Planes, trains, automobiles – 45 years and still moving. Giessen Courier (Giessen MILCOM newspaper), August 15, 1990
- USAREUR Installation Maps, Gießen 1982
- The U.S. Army Garrison Giessen colors were cased on 28 September 2007 (Memento vom 15. August 2008 im Internet Archive)
- Stadt kauft Bund amerikanische Grundschule ab. In: Gießener Allgemeine. 28. Oktober 2008, abgerufen am 21. Januar 2021.
- Früheres Militärgelände: Gießen findet rasch Ersatz für Versandhändler Otto. dpa-Meldung. In: faz.net. 13. Mai 2020, abgerufen am 21. Januar 2021.
- Burkhard Möller: Otto-Nachfolger VGP. Bis zu 1000 Arbeitsplätze im früheren US-Depot. Weitere Infos zu neuen Plänen. In: Gießener Allgemeine. 13. Mai 2020, abgerufen am 21. Januar 2021.
Siehe auch
- Sondermunitionslager Gießen
- Ausländische Militärbasen in Deutschland
- Liste der geschlossenen ausländischen Militärbasen in Deutschland