Two Step (Musikrichtung)
Two Step (auch 2 Step, UK Garage, Garidge und früher Two Step Garage) ist ein Stil der britischen elektronischen Musik. Two Step vermischt funkige Breakbeats mit der Ästhetik von Garage House und Einflüssen von Dub.
Auch das typische Schlagzeugpattern im Drum and Bass wird als Two Step bezeichnet.
Charakteristik
Stilprägend ist der für Breakbeats ungewöhnliche, aber House-typische extreme Shuffle der Beats. Durch die im Gegensatz zu anderen Breakbeatstilen wie Drum and Bass unregelmäßige Verschiebung der Zählzeiten (siehe Synkope) – meist bei einem auch für House typischen 4/4-Takt in einem Tempo von ca. 130 BPM– entsteht der charakteristische Groove dieser Musik. Die Breakbeats werden oft von einer sehr tiefen, dubbigen Bassline untermalt.[1]
Vereinfacht gesehen kann man das Beatmuster von Two Step und House wie folgt unterscheiden (Angaben in 1/8 Schritten):
Two Step:
Kick: | X | _ | _ | _ | _ | X | _ | _ | |||||
Snare: | – | – | X | – | – | – | X | – |
House:
Kick: | X | – | X | – | X | – | X | – |
Hand Claps: | – | – | X | – | – | – | X | – |
Der Aufbau der Hi Hats ist dabei gleich
Geschichte
Als Vorläufer des Stils gilt die schnelle House-Variante Speed Garage. Two Step gehört neben Drum and Bass, Jungle, Speed Garage, Grime und Dubstep zu den genuin britischen Stilentwicklungen der (elektronischen) populären Musik.
Der Stil war vor allem in den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts in Großbritannien sehr erfolgreich. Die große Beliebtheit erreichte Two-Step dort vor allem durch ein großflächiges Netz an Piratensendern, die diesen Stil schnell aufnahmen und bekannt machten. Sehr verbreitet sind Remixe von amerikanischen und britischen Rhythm-and-Blues-Künstlern, beispielsweise für den Shooting-Star der britischen Contemporary-R&B-Szene Craig David (Remix von Artful Dodger), die dem Stil einen zusätzlichen Schub verschafften. Weitere bekannte Produzenten sind unter anderem Zed Bias, MJ Cole und Wookie.
In Deutschland und Europa konnte sich Two Step bis auf einen kurzen Hype im Jahr 2000 und der Herausbildung kleiner lokaler Szenen nicht etablieren. In Deutschland sind die bekanntesten Vertreter das Gush Collective, eine Gruppe von Produzenten aus Dortmund, Essen und Düsseldorf, zu denen unter anderem Herb LF, Yoshino und Nordstadt Union gehören. Allerdings ist ihre Musik in Großbritannien bekannter als in ihrer Heimat. Viele ihrer Tracks wurden dort zu gefeierten Club-Erfolgen.
Der erfolgreichste Two-Step-Künstler in Deutschland ist der Brite Mike Skinner aka The Streets, der 2004 in den deutschen Single-Charts landete. Mike Skinner hat in seinem Heimatland allerdings keine wirkliche Reputation als Two-Step-Musiker. Er nutzte Two-Step-Elemente vor allem auf seinem Album Original Pirate Material (2001), auf dem gesellschaftspoetische Texte im Vordergrund standen. Für sein Album A Grand Don't Come for Free nutzt er Elemente eines anderen, noch jungen britischen Stils (siehe nächster Abschnitt).
Mittlerweile hat die Bedeutung von Two Step als Genre sowohl in Großbritannien als auch international stark abgenommen, eine lebendige Szene existiert kaum noch. Die ebenfalls teilweise im Garage wurzelnden Genres Grime und Dubstep tauchten auf der Bildfläche auf, vor allem Dubstep konnte immer größere Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Es entstand eine wachsende Szene, die sich von den verschiedenen Breakbeat-Genres und mehr und mehr auch von Garage emanzipierte und einen sehr eigenständigen und vielseitigen Sound hervorbrachte. Der britische Journalist Simon Reynolds begreift diese Entwicklung als Teil eines „Hardcore-Kontinuums“.[2]
Stiltypische Tracks
- Artful Dodger feat. Craig David – Re-Rewind
- MJ Cole – Sincere
- DJ Luck & MC Neat – A Little Bit of Luck
- The Streets – Has It Come to This
- Horse Power Productions – When You Hold Me
- Sticky vs. Ms. Dynamite – Boo
- Yoshino feat. Tikiman – Make Ya Gwan So
- Shanks & Bigfoot – Sweet Like Chocolate
- Roy Davis Jr. – Gabriel
- Daniel Bedingfield – Gotta Get Thru This
- BM Dubs – Monkey Lover
- Slava – Werk
- Thijs B – This Love
- Fox Stevenson – Better Now
- Kicks 'N' Licks – Own The Night ft. Nicole Millar (MitiS Remix)
Einzelnachweise
- Simon Reynolds: The Wire 300: Simon Reynolds on the Hardcore Continuum Series #6: Two-Step Garage (1999) - The Wire. Abgerufen am 7. Juni 2019 (englisch).
- Infinity is Now: in defence of the hardcore continuum. In: FACT Magazine: Music News, New Music. 3. Februar 2009, abgerufen am 7. Juni 2019 (amerikanisches Englisch).