Tubificida
Tubificida ist der Name einer Ordnung in der Unterklasse der Gürtelwürmer (Clitellata), die sowohl im Süßwasser, teilweise im Salzwasser lebende Ringelwürmer wie die Familien Naididae und Tubificidae (Schlammröhrenwürmer) als auch im Boden an Land lebende Arten, darunter die Enchytraeidae umfasst. Es handelt sich großenteils um Detritusfresser und Substratfresser.
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| Systematik | ||||||||||||
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| Wissenschaftlicher Name der Teilklasse | ||||||||||||
| Tubificata | ||||||||||||
| Jamieson, 1988 | ||||||||||||
| Wissenschaftlicher Name der Ordnung | ||||||||||||
| Tubificida | ||||||||||||
| Jamieson, 1988 |
Merkmale
Die Tubificida haben typische ursprüngliche Merkmale der paraphyletischen Wenigborster wie eine regelmäßige Segmentierung, ein voll entwickeltes, nach Segmenten septiertes und als Hydroskelett wirkendes Coelom sowie ein primäres geschlossenes Blutgefäßsystem.
Die Tubificida haben nur in einem Segment ein Paar Hoden und in dem darauf folgenden Segment ein Paar Eierstöcke. Dementsprechend liegt das Paar der männlichen vor dem der weiblichen Geschlechtsöffnungen, und der Samenleiter führt durch das dem hodentragenden folgende Segment nach außen (plesiopor). Die Spermien haben keine Konnektive und ein sehr kurzes Akrosom.
Verbreitung, Lebensraum und Lebensweise
Die Tubificida sind weltweit verbreitet. Der Großteil der Arten sind Süßwasserbewohner, doch gibt es einige marine Arten, und in der Familie Enchytraeidae überwiegen landlebende Arten. Ein Großteil der Tubificida sind Substratfresser beziehungsweise Detritusfresser, die sich von der verschluckten organischen Substanz und den dort lebenden Mikroorganismen ernähren.
Systematik
Das Taxon Tubificida wurde 1988 von Barrie G. M. Jamieson im Rahmen einer Neubearbeitung der Systematik der Oligochaeta als einzige Ordnung der gleichzeitig eingerichteten Unterklasse Tubificata in der Klasse der Gürtelwürmer aufgestellt. Diese Sicht konnte durch spätere molekulargenetische Untersuchungen von Jamieson et al. 2002 weder bestätigt noch widerlegt werden. Die Arbeiten von Erséus und Källersjö von 2004 sprechen aber dafür, die Taxa der Tubificida wie auch der Haplotaxida in ihrem bisherigen Umfang aufzulösen, da die Enchyträen mit den als monophyletische Gruppe bestätigten Crassiclitellata näher verwandt sind als mit den übrigen Tubificida, die wiederum zusammen mit den Brunnenwürmern (Haplotaxidae) als monophyletische Gruppe anzusehen sind (untersucht wurden in der Gruppe die Naididae einschließlich ehemalige Tubificidae sowie Phreodrilidae, Haplotaxidae und Propappidae).
Die Ordnung Tubificida umfasst nach Barrie G. M. Jamieson 1988 folgende Familien:
- Tubificidae Vejdovský, 1876 (Süßwasser, Salzwasser; weltweit; heute unter Naididae eingeschlossen)
- Naididae Ehrenberg, 1828 (Salzwasser, Süßwasser; weltweit)
- Enchytraeidae Vejdovský, 1879 (überwiegend Bodenbewohner, manche in Salzwasser oder Süßwasser; weltweit)
- Capilloventridae Harman & Loden, 1984 (Süßwasser; Australien)
- Phreodrilidae Beddard, 1891 (Salzwasser, Süßwasser; gemäßigte Breiten der Südhalbkugel)
- Dorydrilidae Cook, 1971 (Süßwasser; Europa)
- Opistocystidae Černosvitov, 1936 (Süßwasser; Nordamerika und Südamerika)
Die von Erséus und Källersjö 2004 genannte monophyletische Gruppe unter Einschluss der Gattung Tubifex umfasst unter Ausschluss der Enchytraeidae mindestens folgende Familien:
- Naididae Ehrenberg, 1828 (einschließlich ehemalige Tubificidae; Salzwasser, Süßwasser; weltweit)
- Phreodrilidae Beddard, 1891 (Salzwasser, Süßwasser; gemäßigte Breiten der Südhalbkugel)
- Haplotaxidae Michaelsen, 1900 (Süßwasser; weltweit)
- Propappidae Coates, 1986 (Süßwasser; Eurasien)
Literatur
- Barrie G. M. Jamieson (1988): On the phylogeny and higher classification of the Oligochaeta. Cladistics 4, S. 367–410.
- Barrie G. M. Jamieson, Simon Tillier, Annie Tillier, Jean-Lou Justine, Edmund Ling, Sam James, Keith McDonald, Andrew F. Hugall (2002): Phylogeny of the Megascolecidae and Crassiclitellata (Annelida, Oligochaeta): combined versus partitioned analysis using nuclear (28S) and mitochondrial (12S, 16S) rDNA. Zoozystema 24 (4), S. 707–734.
- Christer Erséus, Mari Källersjö (2004): 18S rDNA phylogeny of Clitellata (Annelida). Zoologica Scripta 33 (2), S. 187–196.