Tristan Otto
„Tristan Otto“, auch nur „Tristan“, wird das Skelett eines Tyrannosaurus rex genannt, das 2012 im US-Bundesstaat Montana entdeckt und ausgegraben wurde.
Das ausgestellte Exemplar ist eines der besterhaltenen weltweit, insbesondere der zu 98 Prozent erhaltene Schädel ist der bisher vollständigste Fund dieser Art.[1] Tristan Otto ist das erste in Europa ausgestellte Originalskelett eines Tyrannosaurus rex.[1] Seit September 2016 ist in den Niederlanden ein weiteres Originalskelett, das „Trix“ genannt wird, im Naturalis dauerhaft ausgestellt.[2]
Leben
Das Skelett von Tristan Otto besteht aus 300 Elementen, 170 davon sind originale Fossilien.[3] Trotz des weit zurückliegenden Lebenszeitraums gibt es einzelne Anhaltspunkte, die Aufschluss über das Leben Tristan Ottos geben. So offenbarten Untersuchungen der Knochen neben verheilten Verletzungen auch einen Tumor im Unterkiefer und Anomalien der Zahnwurzeln – vermutlich hatte er starke Zahnschmerzen, verursacht von einem überlangen Zahn. Im Gegensatz zu den benachbarten Zähnen fiel er bei den periodischen Wechseln der abgenutzten Zähne nicht aus; der nachschiebende Zahn blieb dahinter und dürfte schmerzhaften Druck auf den Kieferknochen ausgeübt haben.[4][5]
Entdeckung und Verbleib
Die Fossilien wurden 2012 in Montana in der Hell-Creek-Formation auf einem Privatgrundstück entdeckt.[1][5] Die Region ist bekannt für ihre zahlreichen Dinosaurierknochen und ihre Formationen aus der späten Kreidezeit.[1] Die gefundenen Überreste wurden von dem dänischstämmigen Mäzen Niels Nielsen, einem Londoner Investmentbanker,[5] und seinem Kompagnon Jens Peter Jensen[6] aufgekauft und mit der Auflage weiterer Untersuchungen im Juli 2015 für drei Jahre dem Museum für Naturkunde in Berlin übergeben, wo das rekonstruierte Skelett seit Dezember 2015 ausgestellt ist.[5] Das Skelett ist nach den Vornamen der beiden Söhne der beiden Mäzene benannt.[7] Im Sommer 2015 fand im Grabungsbett des Fossils eine Prospektion statt, die Hinweise auf die botanische Umwelt des Dinosauriers finden sollte. Außerdem sollte geklärt werden, ob sich 2016 weitere Grabungen lohnen würden.[1] Ursprünglich sollte das Skelett im Frühjahr 2019 nach Kopenhagen überführt und im dortigen Naturkundemuseum ausgestellt werden,[8] der Umzug verzögerte sich jedoch um ein Jahr,[9] so dass das Skelett erst seit Juni 2020 in Kopenhagen zu sehen ist. 2022 wird das Skelett im Rahmen einer neuen Ausstellung wieder ins Museum für Naturkunde in Berlin zurückkehren.[10]
Zahlenangaben zum Skelett in seiner rekonstruierten Pose[1]
Parameter | Wert |
---|---|
Alter des Fossils | ca. 66 Millionen Jahre |
geschätztes Lebensalter | 20 Jahre |
geschätzte Lebendmasse | 7 Tonnen |
Masse der fossilen Schädelknochen | 180 kg |
Vollständigkeit (321 Teile = 100 %) | 157 Originalteile = 48,9 %, Rest ergänzt |
Länge des Skeletts über alles | 12 m |
Höhe über alles (am Becken) | 3,63 m |
Höhe über Schädeldecke | 3,31 m (stimmt nicht mit Foto überein) |
Höhe unter dem offenen Unterkiefer | 1,95 m |
geringste Höhe unter dem Brustkorb | 1,51 m |
Höhe unter dem Schambein | 1,45 m |
geringste Höhe unter dem Schwanzskelett | 2,76 m |
maximale Höhe über dem Schwanzskelett | 3,41 m |
Das Skelett in Deutschland
Bei der Einfuhr nach Deutschland erhob der Zoll anfangs eine Gebühr von mehreren hunderttausend Euro, da der Schädel als Handelsobjekt und nicht als Kultur- und Wissenschaftsobjekt eingestuft wurde.[11]
Das Skelett traf am 14. November 2015 in Berlin ein und musste binnen eines Monats aufgebaut werden.[12] Da der originale Schädel mit seiner Masse von 180 kg für die Installation am Skelett zu schwer gewesen wäre, wurde er im 3D-Labor der Technischen Universität Berlin mittels Computertomographie digitalisiert, um nach einer umfangreichen Datenbearbeitung eine Schädelkopie in mehreren Einzelteilen sintern zu können.[13][14] Die Kopie ersetzt am Skelett den Originalschädel, der in einer separaten Vitrine ausgestellt ist und somit auch jederzeit für die laufenden wissenschaftlichen Untersuchungen besser zugänglich ist.
Literatur
- Linda Gallé & Uwe Moldrzyk: T. rex - MB.R.91216. 1. Auflage. Berlin 2015, ISBN 978-3-9815029-8-5.
Weblinks
- Tristan – Berlin zeigt Zähne. Museum für Naturkunde, Berlin
- Der T. rex von Berlin. Spektrum.de, 17. Juli 2015
Referenzen
- Caroline Ring: Der T. rex von Berlin. Spektrum.de, 17. Juli 2015, abgerufen am 23. Oktober 2016.
- Trix the T Rex makes her mark on Leiden in new exhibition. DutchNews.nl, 9. September 2016, abgerufen am 23. Oktober 2016 (englisch).
- Berlins neuer Dinosaurier sprengt Dimensionen. Die Welt, 16. Dezember 2015 (mit Videobeitrag).
- Dino mit Zahnschmerzen: Skelett des T-rex fasziniert Forscher. Newsbeitrag des BMBF, 17. Dezember 2015.
- „Wunderbares Biest“: Vorfreude auf T. rex „Tristan Otto“. Focus, 13. Juli 2015.
- Schädel eines T. Rex in Berlin eingetroffen. Der Tagesspiegel, 13. Juli 2015.
- Tristan-Otto zeigt seine Zähne (Memento vom 28. Januar 2016 im Webarchiv archive.today). Berliner Abendblatt, 1. Januar 2016.
- Nach drei Jahren verlässt T. rex Tristan Otto Berlin. Berliner Morgenpost, 26. November 2018, archiviert vom Original am 3. April 2019 ..
- Das Skelett eines Tyrannosaurus Rex wird ein Jahr länger als bisher geplant im Berliner Naturkundemuseum bleiben. Merkur Online, 24. Januar 2019.
- Ab 2021 zurück - Tristan. Abgerufen am 17. Juli 2020.
- „Die Wissenschaft ist der neue Sex!“. Der Tagesspiegel, 08. Februar 2016.
- Im Sog der Saurier. Berliner Morgenpost, 14. Februar 2016.
- Tristan im 3D-Labor. Medieninformation Nr. 242/2015 der TU Berlin, 11. Dezember 2015.
- Der Tyrann aus dem 3D-Drucker. Der Tagesspiegel, 16. Dezember 2015.