Todd Akin
William Todd Akin (* 5. Juli 1947 in New York City, New York; † 3. Oktober 2021 in Wildwood, Missouri[1]) war ein US-amerikanischer Politiker der Republikanischen Partei; er galt als Vertreter der religiösen Rechten. 1988 wurde Akin erstmals für den 86. Wahldistrikt ins Repräsentantenhaus von Missouri gewählt, dem er bis 2001 angehörte. Von 2001 bis 2013 vertrat er den 2. Kongresswahlbezirk Missouris im US-Repräsentantenhaus. 2012 verlor er die Wahl zum US-Senat gegen die demokratische Mandatsinhaberin Claire McCaskill nach einer umstrittenen Stellungnahme zur Abtreibung.
Familie, Ausbildung und Beruf
Todd Akin wurde 1947 in New York als ältester der vier Söhne von Paul Bigelow Akin und dessen Frau Nancy Perry (geb. Bigelow) in New York City geboren.[2] Als die Familie nach St. Louis zog, besuchte Akin im dortigen Vorort Ladue eine private, nichtkonfessionelle Schule (John Burroughs School). Nach dem Schulabschluss ging er ans Worcester Polytechnic Institute in Worcester, Massachusetts, das er 1971 mit einem Bachelor of Science (BS) im Wirtschaftsingenieurwesen abschloss. Von 1972 bis 1980 diente Akin in der Missouri National Guard (US Army). Anschließend nahm er am Covenant Theological Seminary in St. Louis ein Zweitstudium auf. Das Bekenntnis von Westminster ist für Fakultätsmitglieder dieser Einrichtung, die der Presbyterian Church of America nahesteht, obligatorisch.[3] Während dieses Studiums, das er 1984 mit dem Master of Divinity (MDiv) abschloss, wurde er Mitglied der Studentenverbindung (fraternity) Phi Gamma Delta.
Im Anschluss arbeitete er bei IBM und der Laclede Steel Company. Laclede Steel war im Jahre 1911 von seinem Urgroßvater Thomas Russell Akin (1867–1945)[4] in Alton, Madison County, Illinois gegründet worden.[5] Das Unternehmen wurde 2002 insolvent; 2003 wurde unter neuen Eigentümern und neuem Namen – Alton Steel Inc. – die Produktion wieder aufgenommen.[6]
Akin heiratete 1975 Lulli Boe. Das Ehepaar hat vier Söhne und zwei Töchter.[7][8]
Politische Laufbahn
Akins politische Karriere für die Republikaner fand von Beginn an Unterstützung in der Homeschooling-Bewegung,[9] da er und seine Frau ihre Kinder zu Hause unterrichteten.[5] Von 1988 bis 2001 saß er als Abgeordneter im Repräsentantenhaus von Missouri.
Bei der Wahl 2000 wurde er im zweiten Kongresswahlbezirk Missouris in das US-Repräsentantenhaus in Washington, D.C. gewählt, wo er am 3. Januar 2001 die Nachfolge von Jim Talent antrat. Dort war er Mitglied im Streitkräfteausschuss, im Haushaltsausschuss und im Ausschuss für Wissenschaft, Raumfahrt und Technologie sowie in insgesamt vier Unterausschüssen.
Im Mai 2011 gab Todd Akin bekannt, sich bei der Wahl zum US-Senat 2012 um den von der Demokratin Claire McCaskill gehaltenen Sitz bewerben zu wollen. Gegnerin in der Vorwahl seiner Partei war unter anderem Sarah Steelman, ehemalige Finanzministerin Missouris.[10] McCaskill betrachtete Akin als ihren Wunschgegner und griff in die Vorwahl der Republikaner unter anderem durch Postwurfsendungen ein, die ihre Kampagne nur vordergründig unterstützten, eigentlich aber darauf angelegt waren, konservative Republikaner für Akin zu mobilisieren. Zusätzlich stach sie ihm Umfragedaten durch, um ihn gegenüber seinen Vorwahlgegnern zu unterstützen.[11] Akin gewann die Vorwahl und trat daher im November 2012 gegen McCaskill an. Er verlor die Hauptwahl nach kontroversen gesellschaftspolitischen Stellungnahmen (siehe Kontroversen) deutlich.[12]
Da Akin für den Senat kandidierte, trat er 2012 nicht mehr für die Wiederwahl im US-Repräsentantenhaus an. Sein Mandat endete mit der Vereidigung seiner Nachfolgerin, Ann Wagner, am 3. Januar 2013.
Positionen und Kontroversen
Akin galt als einer der konservativsten Kongressabgeordneten und wurde von der religiösen Rechten und der Homeschooling-Bewegung unterstützt. Er war Mitglied des Republican Study Committee sowie des Tea Party Caucus, in dem sich die Anhänger der Tea-Party-Bewegung zusammengeschlossen haben.
Akin glaubte an den in konservativen Kreisen verbreiteten Mythos, dass die Pilgerväter zunächst in einer Art von Sozialismus gelebt hätten. Als das nicht funktioniert habe, hätten sie den Sozialismus als unbiblisch und als eine Art von Diebstahl verworfen und seien daher zum Kapitalismus gewechselt.[13] Wie die Pilgerväter soll man Akins Ansicht nach die Bibel als „Blaupause“ für die gesamte Gesellschaft ansehen, nicht nur bei Belangen des persönlichen täglichen Lebens, sondern auch in der Wirtschaft, beim Unterricht und bei der Regierung.[14]
Akin war strikter Abtreibungsgegner vom Zeitpunkt der Befruchtung an; deshalb wollte er die schwangerschaftsverhütende Pille danach verbieten lassen.[15] Das galt für Akin selbst nach einer Vergewaltigung. Er behauptete in einem Interview während seines Senatswahlkampfs im August 2012, Schwangerschaften seien nach einer „regelrechten“ Vergewaltigung („legitimate rape“, was auch als „rechtmäßig“ missverstanden werden kann) sehr selten, denn der weibliche Körper habe in einem solchen Fall Wege, die Schwangerschaft zu unterbinden. Selbst wenn man davon ausgehe, dass das nicht funktioniere, solle zwar der Täter bestraft, nicht jedoch das aus der Tat entstehende Kind abgetrieben werden.[16] Nachdem diese Aussage zu heftiger Kritik bis weit in die eigene Partei hinein geführt und ihn unvermittelt in ganz Amerika bekannt gemacht hatte, sagte er, er habe sich versprochen. Seine Bemerkung sei spontan entstanden und ändere nichts an seiner tiefen Empathie für vergewaltigte Frauen; zum medizinischen Aspekt äußerte er sich nicht mehr.[17] Akin erregte so viel Aufsehen, dass Präsidentschaftskandidat Mitt Romney und Vizekandidat Paul Ryan kurz darauf klarstellen ließen, sie würden sich „Schwangerschaftsabbrüchen nach Vergewaltigungen nicht widersetzen“ und seien „mit Mr. Akins Äußerung nicht einverstanden“.[18]
Kontroversen löste auch Akins offensive Betonung der Religion aus. So kritisierte er den Vorspann von NBC Sports zum U.S.-Open-Golfturnier 2011, weil dieser zwar mit Teilen des Pledge of Allegiance unterlegt war, die 1954 eingefügte Formel „under God“ aber weggelassen wurde. Akin meinte dazu: „Im Herzen des Liberalismus liegt wirklich ein Hass auf Gott und der Glaube, dass die Staatsgewalt Gott ersetzen soll.“[19] Nach Kritik einiger Geistlicher stellte sein Pressesprecher klar, Akin habe nur über die grundlegende Differenz zweier politischer Ideologien gesprochen und nicht über einzelne (links-)liberale Personen.[20][21][22]
Todd Akin starb Anfang Oktober 2021 im Alter von 74 Jahren an Krebs.
Weblinks
- Todd Akin im Biographical Directory of the United States Congress (englisch)
Einzelnachweise
- Ex-US Rep. Todd Akin, sunk by ‘legitimate rape’ remark, dies
- Rootsweb – Genealogy – Akin.
- Website des Convenant Theological Seminary.
- Thomas Russell Akin in der Datenbank von Find a Grave. Abgerufen am 4. September 2017 (englisch).
- Akin Cares Little about Pressure from GOP Leaders. In: Fox News vom 22. August 2012.
- Alton Steel Reopens at Former Laclede Steel Site. In: St. Louis Business Journal vom 13. Oktober 2003.
- Allison Yarrow: Meet Todd Akin’s Wife, Lulli. In: The Daily Beast, 20. August 2012
- Jim Salter, Henry C. Jackson: Akin cares little about pressure from GOP leaders. In: Bangor Daily News, 22. August 2012.
- John Eligon: One Coalition Stays True to Todd Akin: Home-Schoolers. In: The New York Times vom 25. September 2012.
- Todd Akin Announces Missouri Senate Bid. In: Roll Call Politics vom 17. Mai 2011.
- Claire McCaskill: How I Helped Todd Akin Win — So I Could Beat Him Later. In: Politico vom 11. August 2015.
- GOP’s Akin, Mourdock lose Senate elections. In: The Washington Post vom 7. November 2012.
- Brian Tashman: Right Wing Continues to Push „Socialist Pilgrims“ Myth. In: Right Wing Watch vom 24. November 2010.
- Kyle Mantyla: Prayercast: Rep. Todd Akin. In: Right Wing Watch vom 17. Dezember 2009.
- Robin Marty: Todd Akin Doesn’t Know the Difference Between Contraception and Abortion, But He Wants „It“ Outlawed. In: RH Reality Check vom 10. August 2012.
- Missouri GOP Rep. Todd Akin: „Female Body Has Ways to Shut Down“ Pregnancy in Case of „Legitimate Rape“. Transkription. In: Littlegreenfootballs.com vom 19. August 2012.
- Evan McMorris-Santoro: Akin On „Legitimate Rape“ Comment: „I Misspoke“. In: Talking Points Memo vom 19. August 2012.
- Sebastian Fischer: Republikaner gehen baden. In: Spiegel Online vom 20. August 2012.
- Brian Tashman: Akin: „At The Heart Of Liberalism Really Is A Hatred For God“. In: Right Wing Watch vom 24. Juni 2011.
- Miranda Blue: Rep. Todd Akin Refuses to Apologize for Saying Liberals Hate God. In: Right Wing Watch vom 28. Juni 2011
- Brian Tashman: Rep. Akin Is Sorry… That You Misunderstood Him. In: Right Wing Watch vom 29. Juni 2011
- Brian Tashman: Faith Leaders Meet With Akin’s Staff To Seek Real Apology. In: Right Wing Watch vom 30. Juni 2011.