Thomson-Problem

Beim Thomson-Problem sollen n Elektronen s​o auf d​er Oberfläche e​iner Einheitskugel verteilt werden, d​ass das gesamte elektrostatische Potential, d​as sich d​urch die Coulombkraft einstellt, s​ein Minimum annimmt. Der Physiker Joseph John Thomson formulierte dieses Problem 1904[1], nachdem e​r sein Atommodell entwickelte.

Mathematisch i​st es e​ines der Smale-Probleme.

Mathematische Beschreibung

Das elektrostatische Potential , das zwischen zwei Elektronen entsteht, kann mit dem coulombschen Gesetz beschrieben werden.

.

Dabei sind und die Ladungen der Elektronen, ist die Coulombkonstante (gegeben durch ; ist die elektrische Feldkonstante) und ist der Abstand der beiden Elektronen zueinander. Zur Vereinfachung des Problems können und gesetzt werden.

Bei einer Konfiguration von Elektronen stellt sich dann das Potential

.

ein. Ziel i​st es nun, diejenige Form z​u finden, b​ei der dieses Gesamtpotential e​in Minimum annimmt. Das Finden e​iner Lösung geschieht m​eist durch numerische Verfahren.

Bekannte Lösungen

  • : Für nur ein einziges Elektron ist die Lösung trivial, da sich, egal wo sich das Elektron auf der Kugeloberfläche befindet, immer dasselbe Potential einstellt.
  • : Bei zwei Elektronen ist das Potentialminimum dann vorhanden, wenn sie sich diametral gegenüber befinden (z. B. Nord- und Südpol).
  • : Bei drei Elektronen bildet die Konfiguration ein gleichseitiges Dreieck auf einem Großkreis der Kugel.[2]
  • : Die vier Elektronen bilden ein Tetraeder.
  • : Für fünf Elektronen wurde 2010 ein computergestützter Beweis erbracht, wonach diese eine dreieckige Bipyramide bilden.[3]
  • : Die sechs Elektronen bilden ein Oktaeder.[4]
  • : Diese Konfiguration bildet ein regelmäßiges Ikosaeder.[5]

Verwandte wissenschaftliche Probleme

Das Problem v​on Thomson spielt e​ine Rolle i​n anderen physikalischen Modellen w​ie zum Beispiel Elektronenblasen o​der die Oberflächenbeschaffenheit v​on flüssigen Metalltropfen i​n Paul-Fallen.

Literatur

  • Carlos Beltrán: The State of the Art in Smale's 7th Problem. In: Felipe Cucker, Teresa Krick, Allan Pinkus, Agnes Szanto (Hrsg.): Foundations of Computational Mathematics. Budapest 2011 (= London Mathematical Society. Lecture Note Series. 403). Cambridge University Press, Cambridge u. a. 2013, ISBN 978-1-107-60407-0, S. 1–15.
  • L. L. Whyte: Unique arrangements of points on a sphere. In: American Mathematical Monthly. Bd. 59, Nr. 9, 1952, S. 606–611, JSTOR 2306764.
  • Edward B. Saff, Arno B. J. Kuijlaars: Distributing many points on a sphere. In: The Mathematical Intelligencer. Bd. 19, Nr. 1, 1997, S. 5–11, doi:10.1007/BF03024331

Einzelnachweise

  1. Joseph J. Thomson: On the structure of the atom: an investigation of the stability and periods of oscillation of a number of corpuscles arranged at equal intervals around the circumference of a circle; with application of the results to the theory of atomic structure. In: The London, Edinburgh, and Dublin Philosophical Magazine and Journal of Science. Series 6, Bd. 7, Nr. 39, 1904, ZDB-ID 5450-1, S. 237–265, doi:10.1080/14786440409463107.
  2. Ludwig Föppl: Stabile Anordnungen von Elektronen im Atom. In: Journal für die reine und angewandte Mathematik. Bd. 141, 1912, S. 251–302, (Digitalisat).
  3. Richard Evan Schwartz: The 5 Electron Case of Thomson’s Problem. In: Mathematical Physics. 21. Januar 2010, arxiv:1001.3702.
  4. V. A. Yudin: The minimum of potential energy of a System of point charges. In: Discrete Mathematics and Applications. Band 3, Nr. 1, 2009, S. 75–82, doi:10.1515/dma.1993.3.1.75.
  5. Nikolay N. Andreev: An extremal property of the icosahedron. In: East Journal on Approximations. Bd. 2, Nr. 4, 1996, ISSN 1310-6236, S. 459–462, MR 97m:52022, Zbl 0877.51021.
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