Thomas of Galloway (Rebell)
Thomas of Galloway († nach 1296) war ein schottischer Adliger und Rebell. Nach einem Erbstreit war er über 60 Jahre in Gefangenschaft.
Herkunft und Verheiratung
Thomas war ein unehelicher Sohn von Alan, Lord of Galloway. Als Lord of Galloway gehörte sein Vater zu den mächtigsten Adligen in Südwestschottland und regierte im weitgehend gälisch geprägten Galloway nahezu autonom von der Herrschaft der schottischen Könige. In den 1220er Jahren intervenierte Alan of Galloway im Machtkampf zwischen den Brüdern Ragnvald und Olaf auf der Isle of Man, die zu dieser Zeit ein fast autonomes Reich unter der Oberherrschaft der norwegischen Könige war. Alan verheiratete Thomas mit einer Tochter von Ragnvald. Nachdem dieser 1229 im Kampf gegen Olaf gefallen war, beanspruchte Alan die Insel als Erbe für seinen Sohn.[1] Dies führte mit zu einer Intervention einer Flotte des norwegischen Königs, worauf Alan 1231 Olaf als König von Man anerkennen musste.[2]
Erbstreit um Galloway und Inhaftierung
Nach dem Tod von Alan of Galloway 1234 sollte Galloway gemäß dem Feudalrecht zwischen seinen drei Töchtern geteilt werden, da er keine ehelichen Söhne hatte. Die Adligen von Galloway lehnten aber eine Teilung der Herrschaft ab. Sie schlugen gemäß dem traditionellen gälischen Recht Thomas oder, falls dieser wegen seiner unehelichen Geburt für den schottischen König inakzeptabel war, dessen Cousin Patrick of Atholl als neuen Lord of Galloway vor. Als König Alexander II. trotz dieser Einwände Galloway unter den drei Töchtern aufteilte, kam es zu einer Rebellion, die der König im Juli 1235 gewaltsam niederschlagen konnte. Alexander II. beauftragte nun Walter Comyn, Earl of Menteith mit der endgültigen Befriedung der Region. Aufgrund der Plünderungen, die Comyns Truppen begingen, kam es zu einer neuen Revolte. Diese erhielt Unterstützung durch Thomas, der mit einer in Ulster und auf den Hebriden aufgestellten Streitmacht nach Galloway zurückkehrte.[3] Diese Rebellion wurde jedoch rasch von einer königlichen Armee unter der Führung des Abtes von Melrose, von Bischof Gilbert von Whithorn und Patrick Dunbar, 5. Earl of Dunbar niedergeschlagen, wobei der genaue Ablauf ungeklärt ist. Die Adligen aus Galloway unterwarfen sich, offenbar zu akzeptablen Bedingungen, dem schottischen König. Thomas of Galloway wurde gefangen genommen oder unterwarf sich der Gnade des Königs. Er wurde als Gefangener nach Edinburgh Castle gebracht. Die Söldner, die er aus Irland mitgebracht hatte, flüchteten nach Norden. Sie wurden von einem Aufgebot der Bürger aus Glasgow gestellt und geschlagen. Die Gefangenen wurden enthauptet, bis auf zwei, die zur Belustigung der Bürger von Edinburgh von Pferden entzwei gerissen wurden.[4][5]
Gefangenschaft und letzte Jahre
Thomas wurde vom König an seine Halbschwester Dervorguilla de Balliol übergeben, die ihn im nordenglischen Barnard Castle inhaftierte, einer Burg ihres Mannes John de Balliol. Dort blieb Thomas über 60 Jahre in Gefangenschaft. 1286 bat Dervorguillas Sohn, John Balliol, den schottischen König Alexander III., ob er den alten Thomas freilassen dürfe. Der König beriet darüber mit seinem Räten, doch bevor er zu einer Entscheidung gekommen war, verunglückte er tödlich.[6] In den Wirren des folgenden schottischen Thronfolgestreits wurde über die Freilassung von Thomas keine Entscheidung getroffen, und auch als John Balliol 1292 König der Schotten wurde, ließ er Thomas nicht frei. Erst als es 1296 zu einem Krieg zwischen England und Schottland kam, wurde Thomas von Bischof Antony Bek, einem Beauftragten des englischen Königs Eduard I. befreit. Der englische König befahl, Thomas zu waschen, zu rasieren und neu einzukleiden, damit er in Galloway als Führer eines Aufstands gegen Balliol dienen könne. Die Freilassung von Thomas of Galloway führte dazu, dass die Macdowells und Maccans, die führenden Adelsfamilien aus Galloway, fortan den englischen König unterstützten.[7] Noch während des folgenden Schottischen Unabhängigkeitskriegs nahm im Mai 1300 der schottische Earl of Buchan nicht an einem schottischen Parlament in Rutherglen teil, weil er in Galloway ein Aufgebot aufstellte. Mit diesem wollte er einen englischen Angriff abwehren, dessen Galionsfigur der alte Thomas of Galloway sein sollte.[8]
Einzelnachweise
- Michael Brown: The wars of Scotland, 1214–1371. Edinburgh University Press, Edinburgh 2004, ISBN 0-7486-1237-8, S. 78.
- Michael Brown: The wars of Scotland, 1214–1371. Edinburgh University Press, Edinburgh 2004, ISBN 0-7486-1237-8, S. 79.
- Michael Brown: The wars of Scotland, 1214–1371. Edinburgh University Press, Edinburgh 2004, ISBN 0-7486-1237-8, S. 37.
- Archibald A. M. Duncan: Scotland. The Making of the Kingdom (The Edinburgh History of Scotland; Vol. I). Oliver & Boyd, Edinburgh 1975. ISBN 0-05-00203-7-4, S. 531.
- Michael Brown: The wars of Scotland, 1214–1371. Edinburgh University Press, Edinburgh 2004, ISBN 0-7486-1237-8, S. 546.
- Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 9.
- Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 156.
- Michael Penman: Robert the Bruce. King of the Scots. Yale University Press, New Haven 2014, ISBN 978-0-300-14872-5, S. 65.