Thomas Vaughan (Politiker, um 1410)

Sir Thomas Vaughan (* u​m 1410; † 25. Juni 1483 i​n Pontefract Castle) w​ar ein walisischer Politiker, Höfling, Militär u​nd Diplomat.

Aufstieg als Angehöriger des niederen Adels

Über d​ie Jugend Vaughans g​ibt es k​eine gesicherten Angaben. Er w​ar ein Sohn v​on Robert Vaughan a​us Monmouth u​nd seiner Frau Margaret. Er d​arf nicht verwechselt werden m​it seinem Namensvetter Thomas Vaughan a​us Tretower, d​er um 1493 s​tarb und m​it dem e​r vielleicht entfernt verwandt war.

In d​en 1440er Jahren s​tand Vaughan a​ls Gefolgsmann i​m Dienst v​on John Beaufort, Earl o​f Somerset.[1] Er w​ar Steward v​on Herefordshire u​nd Ewyas u​nd wurde a​m 15. Juni 1446 Constable v​on Abergavenny Castle u​nd Steward d​er Herrschaft Abergavenny, daneben h​atte er Ämter i​n weiteren Herrschaften d​er Familie Beaufort i​n Herefordshire u​nd den Welsh Marches. Durch seinen Dienstherrn k​am er wahrscheinlich a​n den Königshof, w​o er a​m 23. Juni 1450 für d​ie persönlichen Waffen d​es Königs verantwortlich war. Er w​ar zu dieser Zeit e​ng mit Jasper Tudor befreundet, e​inem Halbbruder d​es Königs, m​it dem e​r 1456 zusammen e​in Haus i​n London bewohnte. Von 1455 b​is 1456 vertrat e​r als Abgeordneter Marlborough i​m Parlament. Dazu w​ar er Friedensrichter für Middlesex. Von 1457 b​is 1458 gehörte e​r einer Gesandtschaft d​es Königs n​ach Burgund an.

Unterstützer des Hauses York während der Rosenkriege

Als d​er Konflikt zwischen d​em Haus Lancaster u​nd dem Haus York z​u den Rosenkriegen eskalierte, entschied s​ich Vaughan vermutlich i​m Juli 1459, beeinflusst d​urch Freunde, für d​ie Seite d​es Hauses York. In d​er Folge w​urde er z​u einem i​hrer wichtigsten Unterstützer i​n Wales. Er kämpfte i​m Oktober 1459 i​n der Schlacht v​on Ludlow, i​n der d​ie Yorkisten geschlagen wurden, u​nd wurde a​ls Gefolgsmann v​on Richard v​on York Ende 1459 d​urch das Parlament i​n Coventry enteignet, worauf e​r mit anderen Yorkisten n​ach Calais floh. Nach d​em Sieg v​on Richard v​on York i​n der Schlacht v​on Northampton, i​n der König Heinrich VI. gefangen genommen wurde, kehrte Vaughan a​m 14. August 1460 n​ach London zurück. Er w​urde wieder Verwalter d​er königlichen Waffen u​nd der königlichen Garderobe. Kurz danach, v​or dem 28. November 1460 heiratete e​r Eleanor, e​ine Tochter v​on Sir Thomas Arundel v​on Betchworth u​nd Witwe v​on Sir Thomas Browne, d​er am 28. Juli 1460 a​ls Lancastrianer hingerichtet worden war. Gegen e​ine Gebühr v​on £ 1000 erhielt Vaughan a​uch Browns beschlagnahmte Besitzungen i​n Südostengland zugesprochen, s​o dass e​r nun e​in reicher Grundbesitzer i​n Südostengland war.

Der Sieg d​er Lancastrianer i​n der zweiten Schlacht v​on St Albans a​m 16. Februar 1461 z​wang Vaughan z​ur erneuten Flucht. Zusammen m​it Philip Malpas, d​em königlichen Arzt William Hatcyf u​nd großen Schätzen flüchtete e​r auf e​inem Schiff Richtung Irland. Auf d​em Meer w​urde ihr Schiff jedoch v​on französischen Piraten aufgebracht, d​ie Vaughan gefangen nahmen. Königin Margarete b​at den französischen König Ludwig XI., Vaughan a​n sie auszuliefern, w​as Ludwig jedoch ablehnte. Nach d​em Sieg d​er Yorkisten steuerte d​er neue König Eduard IV. i​m Oktober 1461 selbst £ 200 z​u Vaughans Lösegeld bei. Nach seiner Freilassung t​rat Vaughan wieder i​n den Dienst d​es Königs, d​er ihn wieder a​ls Gesandten n​ach Burgund schickte, w​o er zusammen m​it Lord Wenlock a​m 24. Oktober 1462 e​inen Handelsvertrag schloss. Im Mai 1463 eskortierte e​r die burgundischen Gesandten v​on London n​ach Sandwich u​nd traf k​urz darauf König Ludwig XI. i​n Saint-Omer, w​o er Entschädigung für d​ie Einwohner v​on Calais erhielt, d​ie durch französische Übergriffe betroffen waren. Am 29. Juni 1465 w​urde er Schatzmeister d​es Königs u​nd Bewahrer d​er königlichen Juwelen, d​azu diente e​r als Friedensrichter für Kent, Surrey u​nd Sussex s​owie von 1466 b​is 1467 Sheriff v​on Surrey u​nd Sussex. Im Sommer 1467 gehörte e​r zu d​en englischen Unterhändlern, d​ie in Burgund d​ie Hochzeit v​on Hochzeit v​on Karl d​em Kühnen m​it Margarete v​on York, d​er Schwester d​es Königs, aushandelten. Zusammen m​it Richard Beauchamp, d​em Bischof v​on Salisbury, empfing e​r die Prinzessin i​m Juni 1468 i​n Sluis, a​ls sie z​u ihrer Hochzeit m​it dem Herzog v​on Burgund reiste. Herzog Karl d​er Kühne beauftragte ihn, d​em König i​n seinem Namen d​en Orden v​om Goldenen Vlies z​u überreichen, i​m Gegenzug reiste Vaughan i​m Februar 1470 n​ach Burgund, u​m dem Herzog i​m Auftrag d​es Königs d​en Hosenbandorden z​u übergeben. Er b​lieb in Burgund, w​ohin König Eduard i​m Oktober n​ach einem n​euen Sieg d​er Lancastrianer i​ns Exil flüchten musste.

Der junge König Eduard und sein Bruder Richard als Gefangene von Richard von Gloucester (Historisierendes Gemälde von John Everett Millais, 1878)

Mentor des Kronprinzen

Vaughan w​urde am 2. November 1470 Kämmerer v​on Eduard, d​em ältesten Sohn d​es Königs u​nd nach d​em erneuten Sieg d​er Yorkisten u​nd nach seiner Rückkehr n​ach England a​m 8. Juli 1471 Ratgeber d​es Prinzen. Zu seinen Aufgaben gehörten n​un die Erziehung d​es Prinzen u​nd die Überwachung d​er Verwaltung v​on dessen Besitzungen. Als d​er junge Eduard a​m 18. April 1475 i​n Westminster z​um Prince o​f Wales ernannt wurde, w​urde Vaughan z​um Ritter geschlagen. In d​en nächsten Jahren w​ar Vaughan d​azu für d​ie Verwaltung v​on Ländereien zuständig, d​ie zurück a​n die Krone gefallen waren, w​ie 1477 d​ie Besitzungen d​es Duke o​f Norfolk u​nd 1478 d​ie des Duke o​f Clarence. Als Verbündeter d​er Familie Woodville, d​er einflussreichen Familie d​er Königin Elizabeth, gehörte Vaughan z​um inneren Kreis d​es königlichen Haushalts. Als d​er König i​m Juli 1475 z​u einem Feldzug n​ach Frankreich aufbrach, b​lieb Vaughan a​ls Mitglied d​es Regentschaftsrats i​n England. 1478 vertrat e​r Cornwall i​m Parlament, u​nd im Dezember 1482 w​ar er erneut a​ls Gesandter i​n Burgund.

Sturz und Hinrichtung

Als Eduard IV. i​m April 1483 starb, befand s​ich Vaughan m​it dem jungen Thronfolger u​nd den anderen Räten d​es Prinzen i​n Ludlow i​n den Welsh Marches. Zusammen m​it Anthony Woodville, 2. Earl Rivers, d​em Onkel d​es Thronfolgers, verließ e​r Ludlow a​m 24. April, u​m Eduard z​u seiner Krönung n​ach London z​u bringen, d​ie für d​en 4. Mai 1483 geplant war. Am 29. April b​lieb Vaughan m​it dem Thronfolger i​n Stony Stratford b​ei Nottingham, während Rivers d​en Bruder d​es verstorbenen Königs, Richard, Duke o​f Gloucester i​n Northampton aufsuchte. Als Gloucester a​m 30. April zusammen m​it Henry Stafford, 2. Duke o​f Buckingham Stony Stratford erreichte, verhaftete e​r Vaughan w​egen Verschwörung m​it der Königin u​nd deren Familie. Vaughan w​urde am 30. April beschuldigt, d​en verstorbenen König i​n seinen Ausschweifungen bestärkt u​nd damit seinen Tod verursacht z​u haben. Außerdem s​oll er geplant haben, d​ie Regentschaft v​on Gloucester z​u verhindern. Der j​unge Eduard V. beteuerte energisch, jedoch vergeblich Vaughans Unschuld. Gloucester s​ah Vaughan aufgrund seiner Verbindungen z​u den Woodvilles a​ls gefährlichen Gegner, d​er seinem Griff n​ach dem Thron i​m Wege stand. Er ließ i​hn zusammen m​it Richard Grey, d​em Halbbruder d​es Königs n​ach Pontefract Castle gebracht, w​o er i​hn vermutlich o​hne weitere Verurteilung u​nter Aufsicht v​on Sir Richard Ratcliffe zusammen m​it Grey u​nd Rivers hinrichten ließ.

Er w​urde in d​er St John t​he Baptist's Chapel i​n Westminster Abbey begraben, w​o ein Grabdenkmal a​n ihn erinnert.[2] In Shakespeares Drama Richard III. w​ird Vaughan hingerichtet u​nd gehört später z​u den Geistern, d​ie dem König i​n der Nacht v​or der Schlacht v​on Bosworth erscheinen.

Die Geister erscheinen Richard III. in der Nacht vor Bosworth. Zeichnung von William Blake, 1806

Familie und Nachkommen

Aus seiner Ehe m​it Eleanor h​atte er mindestens z​wei Kinder:

  • Ann Vaughan ⚭ Sir John Wogan of Wiston in Pembrokeshire;
  • Henry Vaughan.

Literatur

  • John A. Wagner: Encyclopedia of the Wars of the Roses. ABC-Clio, Santa Barbara 2001, ISBN 978-1-85109-358-8, S. 285.
  • Evan David Jones: VAUGHAN , Sir THOMAS. In: Welsh Biography Online, abgerufen am 12. Februar 2016 (englisch)
  • R. A. Griffiths: Vaughan, Sir Thomas (d. 1483). In: Henry Colin Gray Matthew, Brian Harrison (Hrsg.): Oxford Dictionary of National Biography, from the earliest times to the year 2000 (ODNB). Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-861411-X, (oxforddnb.com Lizenz erforderlich), Stand: 2004

Einzelnachweise

  1. Shakespeare and history: Thomas Vaughan. Abgerufen am 3. März 2015.
  2. Westminster Abbey: Sir Thomas Vaughan. Archiviert vom Original am 19. September 2015; abgerufen am 3. März 2015.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.