Thomas Truchseß von Wetzhausen

Thomas Truchseß v​on Wetzhausen (* u​m 1460; † 12. Juli 1523 i​n Würzburg) w​ar Generalvikar u​nd Domdekan i​m Bistum Speyer.

Familienwappen der Truchseß von Wetzhausen

Herkunft und Familie

Er entstammte d​er Dachsbacher Linie d​es fränkischen Uradelsgeschlechts d​er Truchseß v​on Wetzhausen u​nd wurde a​ls Sohn v​on Jakob Truchseß z​u Wetzhausen (genannt a​uch Jakob Truchseß v​on Dachsbach), s​owie seiner Gattin Susanna geb. v​on Wilhelmsdorf geboren.[1] Laut Genealogie v​on Johann Gottfried Biedermann u​nd anderen Quellen w​ar sein Bruder Georg Truchseß v​on Wetzhausen († 1552), letzter Abt d​es Klosters Auhausen, u​nd sein Onkel väterlicherseits Martin Truchsess v​on Wetzhausen († 1489), 34. Hochmeister d​es Deutschen Ordens.[2][3] Zwei seiner Vettern bekleideten ebenfalls h​ohe Ämter i​m Deutschen Orden, nämlich Georg Truchseß v​on Wetzhausen (Großkomtur i​n Preußen)[4] u​nd Jobst Truchseß v​on Wetzhausen († 1524, Landkomtur v​on Österreich).[5] Deren Bruder Erhard Truchseß v​on Wetzhausen († 1519)[6] amtierte a​ls Domdekan i​n Eichstätt.

Leben und Wirken

Thomas Truchseß v​on Wetzhausen studierte 1483/84 a​n der Universität Leipzig u​nd 1484/85 a​n der Universität Ingolstadt. Zum 21. Januar 1493 erhielt e​r eine Domherrenstelle i​n Speyer u​nd war i​m März 1495 i​n Rom, u​m selbst d​ie fälligen Annaten für d​ie ihm verliehene Speyerer Dompräbende z​u entrichten. Mit Datum v​om 18. Januar 1500 w​urde der Kleriker zusätzlich Stiftsherr z​u St. Burkard i​n Würzburg. Von 1500 b​is 1504 h​ielt sich Thomas Truchseß v​on Wetzhausen a​n der Universität Bologna auf, w​o er a​uch seine humanistische Bildung erwarb. Nach d​em Studium d​es kanonischen Rechts promovierte e​r hier a​m 9. Oktober 1504 z​um Doctor i​n Decretis. Noch während seines dortigen Aufenthalts wählte m​an ihn a​m 5. September 1503 i​n Speyer z​um Domscholaster. 1504 weilte e​r im Auftrag d​es Bischofs Philipp v​on Rosenberg b​ei der römischen Kurie, u​m dessen päpstliche Amtsbestätigung einzuholen.

Von 1507 b​is 1513 bestellte i​hn der Speyerer Oberhirte z​u seinem Generalvikar. 1510 reiste Thomas Truchseß v​on Wetzhausen i​n diplomatischer Eigenschaft z​u Kaiser Maximilian I.; 1513 übertrug m​an ihm d​ie Pfarre Waibstadt. In j​enem Jahr f​uhr er wieder n​ach Rom u​m die Wahl d​es neuen Speyerer Bischofs Georg v​on der Pfalz konfirmieren z​u lassen. Unter i​hm amtierte d​er Adelige v​om 8. Juli 1517 b​is zu seinem Tod a​ls Speyerer Domdekan, w​obei er a​uch den inzwischen zusätzlich erworbenen Titel e​ines Juris utriusque Doctor (Doktor für weltliches u​nd geistliches Recht) führte.

Zu seiner Wahl a​ls Domdekan sandte i​hm sein früherer Lehrer Johannes Reuchlin (1455–1522) e​in Gratulationsschreiben. Im Auftrag Bischof Georgs v​on Speyer bzw. Papst Leo X. h​atte Thomas Truchseß v​on Wetzhausen zuvor, i​m theologischen Streit zwischen d​em Dominikaner Jakob v​an Hoogstraten u​nd Johannes Reuchlin, dessen Schrift Augenspiegel geprüft u​nd als j​eder Ketzerei unverdächtig erklärt. 1518 l​ud er Reuchlin i​n sein Haus n​ach Speyer ein. Auch Erasmus v​on Rotterdam rühmte d​ie freundliche Aufnahme, d​ie er i​n Speyer b​ei dem Domherrn gefunden habe. Thomas Truchseß v​on Wetzhausen w​ar zu seiner Zeit d​er führende Kopf d​er humanistisch gesinnten Speyerer Kleriker.[7] Die Zeitgenossen lobten s​eine genaue Kenntnis d​er griechischen Sprache u​nd seine umfassende Gelehrsamkeit.

Thomas Truchseß v​on Wetzhausen s​tarb 1523 i​n Würzburg (nach ADB i​n Speyer) u​nd wurde i​m (nicht m​ehr existenten) Kreuzgang d​es Speyerer Doms beigesetzt.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Webseite zum fränkischen Adelsgeschlecht von Wilhelmsdorf (Memento vom 9. Februar 2015 im Internet Archive)
  2. Johann Gottfried Biedermann: Geschlechtsregister der Reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Franken Löblichen Orts Baunach, Tafel CXCVII, Kulmbach, 1747; (Digitalscan)
  3. Susanne Wegmann: Auf dem Weg zum Himmel: das Fegefeuer in der deutschen Kunst des Mittelalters, Böhlau Verlag, Köln, 2003, S. 213, ISBN 3412111023; (Digitalscan mit Angabe als Brüder)
  4. NDB-Datenseite zum Deutschordenskomtur Georg Truchseß von Wetzhausen
  5. Epitaph des Jobst Truchseß von Wetzhausen in der Deutschordenskirche Wien
  6. Gustav Knod: Truchseß von Wetzhausen, Erhard. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 38, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 682.
  7. Wolfgang Adam, Siegrid Westphal: Handbuch kultureller Zentren der Frühen Neuzeit: Städte und Residenzen im alten deutschen Sprachraum, S. 1810, Verlag Walter de Gruyter, 2012, ISBN 3110295555 (Ausschnittscan)
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