Thomas Schallnau

Thomas Schallnau (* 8. November 1940 i​n Berlin) i​st ein deutscher Kinderbuchautor, -illustrator, -grafiker. Besonders bekannt w​urde er für s​eine beiden Kinderbuchfiguren, d​en Elefanten Rüssel u​nd die Maus.

Leben

Schallnau absolvierte n​ach dem Abitur e​ine Ausbildung a​ls Tiefdruckretuscheur. An d​er Hochschule für bildende u​nd angewandte Kunst Berlin-Weißensee studierte e​r bei d​en Professoren Klemke, Vogenauer u​nd Mohr m​it anschließender Aspirantur.

1966 gründete e​r mit R. Flieger u​nd G. Wongel „Flieger-Schallnau-Wongel“, d​as zweite staatsunabhängige Grafikatelier i​n der DDR n​ach der „Gruppe 4“. Das Atelier gewann Plakatwettbewerbe z​u politischen Themen u​nd erhielt mehrfach d​ie Auszeichnung „Bestes Plakat“. Als d​ie Gruppe infolge e​ines Atelierfestes 1969 v​on allen Wettbewerben ausgeschlossen wird, profilieren s​ich ihre Mitglieder a​uf anderen Gebieten u​nd arbeiten unabhängig voneinander.

Schallnau s​chuf Illustrationen z​u 50 Kinder- u​nd Jugendbüchern anderer Autoren (z. B.: Mutter, Vater, Kind (Dr. H. Brückner), Hoch i​m Baum schlief d​er Kater (A. Könner), Der Kettenraucher (G. Ruthenberg), Wilhelmine – a​lle Abenteuer (K. Potthoff), Der Weihnachtsmann i​m Winterschlaf, Kleines Weihnachts-ABC u​nd Der Kater i​m Flugzeug (M.Seidemann)) s​owie zu 44 Kinderbüchern n​ach eigenen Ideen, z. B. d​as Bilderbuch Stop für Willi (Der Kinderbuchverlag 1980) m​it Ausgaben b​ei Carlsen (BRD), i​n Dänemark, Finnland, Cuba, Tschechoslowakei u​nd England. Er gestaltete zahlreiche Buchcover (hauptsächlich Verlag Volk u​nd Welt) u​nd erhielt z​wei Auszeichnungen "Schönster Buchumschlag". 1987 erschien e​ine erste Auflage d​er Reihe Rüssel für Kinder a​b 2 Jahre. Unter d​em Motto „Vor d​em Lesen k​ommt das Bilderlesen“ erzählen d​ie Bücher d​er Reihe ausschließlich i​n Bildern Geschichten, d​ie zum Sprechen animieren. Zum Ende d​er DDR 1989 umfasste d​ie Reihe 14 Bände i​n einer Auflage v​on 2,5 Millionen Büchern. Neben d​er deutschen g​ab es a​uch Ausgaben für Dänemark, d​as Vereinigte Königreich, Frankreich, Tschechoslowakei, Jugoslawien u​nd Australien. Ergänzend z​u diesen Büchern erscheinen i​n hohen Auflagen Malbücher u​nd Poster.

Nach d​er deutschen Wiedervereinigung w​urde die Reihe fortgesetzt u​nd umfasst h​eute 32 Titel (Stand 2011). Bilderbücher m​it Text w​ie Rot für Rüssel (Verkehrsbuch, Postreiter-Verlag 1996, LeiV 2009) s​owie Ein Jahr m​it Rüssel (LeiV 2010) s​owie 6 Rüssel-Minibücher i​n Versen (Postreiter 1994) ergänzten d​ie Reihe. Die Gesamtauflage a​ller Rüssel-Titel überstieg 3 Millionen Exemplare. Die Zeitschriften Bummi u​nd klein u​nd Groß veröffentlichten Rüssel-Bildgeschichten. 1995, 1996 u​nd 1997 erschien e​in Rüssel-Kalender, d​er 2011 erneut aufgelegt wurde.

Schallnau schuf 55 Filmplakate für den Progress Film-Verleih, davon 6 zu Kinderfilmen. Das Plakat zum Film Der Strohmann (Thema politische Verfolgung unter McCarthy) erhielt einen Sonderpreis des Verbandes der Film- und Fernsehschaffenden der DDR. Ab 1967 beteiligte sich Schallnau an den jährlichen Kunstausstellungen der DDR in Dresden und der Plakatbiennale Warschau. Das Plakat Die Schweizermacher wurde in Lizenz von Ungarn übernommen, das Plakat Beverly Hills Cop verboten. Theaterplakate für die Bühnen der Stadt Magdeburg waren Mutter Courage und ihre Kinder (Brecht) 1984, Levins Mühle (Oper/ U. Zimmermann) 1985. Fisch zu zweit wurde mit 1 Million Auflage zum meistverkauften Poster der DDR.

Weitere Arbeitsgebiete waren:

  • Programmgrafiken für Sendungen des DDR-Fernsehens
  • das visuelle Erscheinungsbild des 2. DDR-Fernsehens
  • Mitarbeit bei der Sendung mit der Maus des Westdeutschen Rundfunks
  • Illustrationen und Cartoons für Zeitungen und Zeitschriften
  • Broschüren (1995 und 1996) für das Ministerium für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr des Bundeslandes Brandenburg
  • Gestaltung zweier Emailtafeln im Berliner U-Bahnhof Klosterstraße und von Brückenschildern an Brücken der Märkischen Allee in Berlin-Marzahn 1998 (Brückennummern 21-031, 21-032 und 21-033)
  • Gestaltung von 120 Postkarten und 12 Adventskalendern (zum Teil archiviert im Museum Europäischer Kulturen in Berlin-Dahlem und im Spielzeugmuseum Nürnberg)
  • Filmplakate (zum Teil archiviert in der Sammlung Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus, in der Sammlung der Akademie der Künste Berlin sowie in der Sammlung der Cinémathèque française Paris)
  • Gastvorlesungen über die Konzeption der Rüssel-Bücher an der 2. Staatlichen Fachschule für Sozialpädagogik Berlin im Jahr 2003, sowie am Institut für Germanistik der Universität Halle-Wittenberg im Jahr 2005
  • ab Mitte der neunziger Jahre verstärkte Arbeit an freier Malerei und Grafik

Ausstellungen

  • Geschrieben, gemalt, gelesen. Kinderbücher von 1974–1984, Berlin 1984
  • Visuell. Berlin 1986
  • Malerei/Grafik. Rathausgalerie Berlin-Pankow, 2005
  • Alles über Rüssel. Ausstellung aus Anlass des 20. Jubiläums der Buchreihe in den Franckeschen Stiftungen zu Halle, 2007
  • Illustrationen Kleine Galerie, Eberswalde 2008
  • Freie Arbeiten. Flexim-Galerie, Berlin 2009
  • Überklebt – Plakate aus der DDR. Schwerin 2009
  • Malerei und Grafik. Grafik-Studio-Galerie Berlin, 2011
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