The Witch Next Door
The Witch Next Door (Originaltitel The Wretched) ist ein Horrorfilm von Brett und Drew T. Pierce, der im Juli 2019 beim Fantasia Film Festival im kanadischen Montreal seine Premiere feierte und am 1. Mai 2020 in ausgewählte US-Kinos kam. Zudem ist der Film dort auch online zugänglich.
Film | |
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Titel | The Witch Next Door |
Originaltitel | The Wretched |
Produktionsland | USA |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 2019 |
Länge | 95 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 16[1] |
Stab | |
Regie | Brett Pierce, Drew T. Pierce |
Drehbuch | Brett Pierce, Drew T. Pierce |
Produktion | Ed Polgardy, Chang Tseng |
Musik | Devin Burrows |
Kamera | Conor Murphy |
Schnitt | Terry Yates |
Besetzung | |
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Handlung
Nach der Trennung seiner Eltern wird der rebellische Ben für den Sommer zu seinem Vater in eine kleine Küstenstadt geschickt. Dort soll der Teenager in der örtlichen Marina arbeiten und Disziplin erlangen. Die idyllische Touristenstadt bietet ihm jedoch wenig Trost, da er gezwungen ist, sich mit den einheimischen, privilegierten Teenagern und der neuen Freundin seines Vaters auseinanderzusetzen.
Bald jedoch rücken diese Probleme in den Hintergrund, als er an der Familie, die das Haus nebenan angemietet hat, eine erschreckende Veränderung entdeckt. Eine Hexe, ein uraltes, dämonisches Wesen, macht Jagd auf Kinder und verwischt jede Spur ihrer Existenz. Sie lebt unter einem Baum und hat die Macht, Menschen so zu verzaubern, dass sie die Existenz geliebter Menschen um sie herum „vergessen“. Da niemand seine Verdächtigungen ernst nimmt, begibt er sich auf einen gefährlichen Kreuzzug, um der Schreckensherrschaft der Hexe, die sich mit der Haut von Frauen tarnt, ein Ende zu setzen.[2]
Produktion
Regie führten die Brüder Brett und Drew T. Pierce, die auch das Drehbuch schrieben. Gemeinsam hatten sie auch die Zombiekomödie Deadheads realisiert, die sie im August 2011 beim Fantasy Filmfest vorstellten.[3] Für The Witch Next Door diente ihnen lose die Geschichte aus dem Kinderbuch The Witches von Roald Dahl als Vorlage. Zudem hatten sie recherchiert und viel über verschiedene Hexen und ähnliche Wesen in der Folklore aus verschiedenen Teilen der Welt gelesen und waren dabei auf zwei Gestalten gestoßen, die ihnen sehr gut gefallen hatten, besonders deren bildlichen Darstellungen. So gab es eine Hexe namens Black Annis, die ihren Ursprung in Großbritannien hatte, eine alte Hexe, die in einem Baum lebte und Kinder stahl, um sie zu fressen. Zum anderen stießen sie auf eine Hexe namens Boo Hag, die die Haut von Frauen trägt und versucht vorzutäuschen, die Frau oder Mutter ihrer Opfer zu sein. Der einzige Weg, letztere Hexe zu bekämpfen, bestehe darin, das Innere ihrer Haut zu salzen. Diese beiden Ideen hätten ihnen so gut gefallen, dass sie beide Hexenmythen für ihren Film verknüpften und die Prämisse schufen. Die Idee, dass die Hexe in gewisser Weise eifersüchtig auf die Tatsache ist, dass Frauen Kinder bekommen können und attraktiv sind, seien Motive, die in vielen klassischen Hexenmythologien immer wieder vorkommen. Um dem Publikum visuell die Inbesitznahme des weiblichen Körpers zu verdeutlichen, habe man sie fortan in Rot und etwas eleganter gekleidet.[4]
Für John-Paul Howard, der in The Witch Next Door Ben spielt, handelt es sich um die erste Hauptrolle in einem Film. Die Pierce-Brüder waren auf ihn aufmerksam geworden, nachdem er in Hell or High Water in der Rolle von Chris Pines Filmsohn Justin zu sehen war.[4]
Die deutsche Synchronisation entstand nach einem Dialogbuch und der Dialogregie von Zoé Denise Naumann im Auftrag der Think Global Media GmbH, Berlin. Amy Waller spricht in der deutschen Fassung Mallory, Andrea Cleven spricht Sara, und Sonja Spuhl leiht Abbie ihre Stimme.
Die Filmmusik komponierte Devin Burrows, der bereits mit den Regisseuren für Deadheads zusammengearbeitet hatte. Diese weist Einflüsse von Bernard Herrmann und von modernen klassischen Komponisten wie Sergei Prokofjew und Igor Strawinsky auf, so Burrows, sei aber in mancher Hinsicht etwas avantgardistischer und habe eine deutlich nervende Klangstruktur. Die Aufnahme entstand mit einem 66-köpfigen Orchester. Neben der Orchestermusik kamen auch Volksinstrumente zum Einsatz, um den weit in der Vergangenheit liegenden Ursprung der Hexe zu verdeutlichen, so eine Sarangi, ein in Nordindien und Pakistan verbreitetes Streichinstrument. Burrows hatte deren Klang ein wenig verändert, um diesem eine tierische Qualität zu verleihen, die fast wie ein Reh klinge, da Hirsche im Film eine wichtige Rolle spielen.[5] Das Soundtrack-Album, das insgesamt 27 Musikstücke umfasst, wurde am 17. Juli 2020 als Download veröffentlicht.[6]
Eine erste Vorstellung erfolgte am 19. Juli 2019 beim Fantasia Film Festival.[7] Am 1. Mai 2020 kam er in ausgewählte US-Kinos und ist in den USA auch als VoD erhältlich.[5] Eine erste Vorstellung des Films in Deutschland erfolgte am 28. September 2019 beim Regensburger HARD: LINE Film Festival[8], der Kinostart in Deutschland am 13. August 2020. Im September 2020 wird der Film auch beim International Film Festival Piešťany gezeigt.[9]
Rezeption
Altersfreigabe
In Deutschland wurde der Film von der FSK ab 16 Jahren freigegeben. In der Freigabebegründung heißt es, der Film sei zu Beginn eher ruhig in Szene gesetzt, und die Spannung entwickele sich aus einer schaurigen Atmosphäre und genretypischen Schreckmomenten. Im weiteren Handlungsverlauf gebe es vereinzelt drastischere Gewaltmomente, die aber kurz gehalten sind und nicht ausgespielt würden. Diese Szenen könnten Zuschauende ab 16 Jahren als Teil der irrealen Gruselgeschichte betrachten und eine angemessene Distanz wahren.[10]
Kritiken und Einspielergebnis
Der Film wurde von 75 Prozent aller bei Rotten Tomatoes erfassten Kritiker positiv bewertet.[11]
Der Filmkritiker Peter Osteried beschreibt The Witch Next Door als einen durchaus effektiven Horrorfilm, der sehr gelungen mit dem Soundmix und der ansprechenden Filmmusik für Atmosphäre sorge. Auch die durchweg unbekannten Schauspieler schlagen sich gut, die Inszenierung sei ordentlich, und die dosiert eingesetzten Effekte seien mehrheitlich handgemacht und damit weit überzeugender, als es CGI-Bilder bei einem günstigen Film wie diesem wären. Der Film sei nichts Besonderes, biete aber Coming-of-Age-Horror mit einem ganz besonderen 1980er-Jahre-Feeling, auch wenn die Geschichte im Hier und Jetzt spielt. Der Versuch der Pierce-Brüder hier den filmischen Einflüssen ihrer Jugend zu frönen, sei ihnen gelungen, all derweil sie einen geradlinigen, spannenden und atmosphärischen Gruselstreifen produziert hätten so Osteried.[12]
Die Filmkritikerin Antje Wessels schreibt The Witch next Door sei zwar keines dieser intellektuellen Gruseldramen wie The Witch, Hereditary oder The Other Lamb, in denen die Macher die Hülle des Horrorkinos vorwiegend dafür nutzen, um unter der Schock-Oberfläche viel tiefschürfendere Themen aufzugreifen. Der Film etabliere aber ein Schreckensszenario fernab des gängigen Hollywood-Hochglanzhorrors, in dem auch die Figuren, ihre zwischenmenschlichen Beziehungen und das soziale Umfeld eine ganz entscheidende Rolle für die Geschichte spielen. Vor allem im leider arg hysterischen Finale, in dem Kameramann Conor Murphy seine ruhig-übersichtliche Arbeit gegen wildes Herumgefuchtel eintauscht, finde die Hexe in ihrer altertümlich-garstigen Genredarstellung ihren Höhepunkt, ohne moderne Schurkengimmicks, dafür mit einnehmender Präsenz und einem furchterregenden Äußeren, mit dem sie Hauptfigur Ben zu Leibe rückt. Bis dato diene Newcomer John-Paul Howard als charismatische Identifikationsfigur, die die Sympathien auf ihre Seite zieht, auch wenn ihn das Drehbuch nicht besonders herausfordere, so Wessels.[13]
In den USA befand sich The Wretched zwischen Anfang Mai und Mitte Juni 2020 fünf Wochen in Folge auf Platz 1 der Kinocharts nach Besuchern.[14] Dies wurde in Anbetracht der Coronavirus-Pandemie, in deren Folge diese Zahlen lediglich über in Autokinos gelöste Tickets zustande kamen, während die Lichtspielhäuser geschlossen waren, als Riesenerfolg gewertet.[15] Insgesamt konnte der Film weltweit rund 3,1 Millionen US-Dollar einspielen.[16]
Auszeichnungen
Fantasia Film Festival 2019
- Nominierung als Bester Film für das Schwarze Pferd (Brett und Drew T. Pierce)
Molins Film Festival 2019
- Nominierung für den Publikumspreis in der Sektion Being Different (Brett und Drew T. Pierce)[17]
Weblinks
- The Witch Next Door in der Internet Movie Database (englisch)
- The Witch Next Door in der Deutschen Synchronkartei
Einzelnachweise
- Freigabebescheinigung für The Witch Next Door. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüfnummer: 200248/V).
- The Wretched. In: Rotten Tomatoes. Abgerufen am 28. April 2020.
- Eine Hexe als Nachbarin: Seht den ersten Trailer sowie Poster zum Horrorfilm „The Wretched“. In: moviebreak.de, 30. März 2020.
- Kristy Strouse: Austin Film Festival 2019: Interview With Brett Pierce & Drew T. Pierce, Co-Writers/Directors Of 'The Wretched'. In: filminquiry.com, 14. November 2019.
- Gary Collinson: Exclusive Interview – Composer Devin Burrows discusses his score for horror film The Wretched. In: flickeringmyth.com, 28. April 2020.
- https://filmmusicreporter.com/2020/07/13/the-wretched-soundtrack-album-announced/
- The Wretched. In: fantasiafestival.com. Abgerufen am 29. April 2020.
- The Wretched. In: hardline-festival.de. Abgerufen am 29. April 2020.
- Programm 2020. In: cinematik.sk. Abgerufen am 4. September 2020.
- https://www.spio-fsk.de/?seitid=2737&tid=469&Vers=1&FGID=5618
- The Wretched. In: Rotten Tomatoes. Abgerufen am 29. Juli 2020.
- https://www.programmkino.de/filmkritiken/the-witch-next-door/
- http://www.quotenmeter.de/n/120472/the-witch-next-door-der-film-der-black-panther-entthronte
- https://www.boxofficemojo.com/release/rl716997121/weekly/?ref_=bo_rl_tab#tabs
- http://www.quotenmeter.de/n/120472/the-witch-next-door-der-film-der-black-panther-entthronte
- The Wretched. In: boxofficemojo.com. Abgerufen am 16. August 2020.
- The Wretched. In: molinsfilmfestival.com. Abgerufen am 28. April 2020.