T’Andernaken
T'Andernaken, al op den Rijn (auch: Tandernaken, al op den Rijn) war einst ein sehr bekanntes Volkslied in West- und Südeuropa, ursprünglich in Mittelniederländisch verfasst. Es handelt von der Unterhaltung zweier Mädchen, die in Andernach am Rhein während ihres sehr persönlichen Gespräches vom Liebhaber einer der beiden belauscht werden.
Originaltext der sechsstrophigen Version in Mittelniederländisch
Als kompletteste Version findet sich das Lied im Antwerps Liedboek – Een schoon liedekens Boeck (Antwerpener Liederbuch – ein schönes Liedchenbuch) von 1544 unter der Nummer 149 als Een oudt liedeken (Ein altes Liedchen).
T'Andernaken, al op den Rijn |
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Deutsche Übersetzung
Zu Andernach nah' am Rheine |
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Geschichte
Die Melodie des Liedes überdauerte die Zeiten in monophonischen wie polyphonischen Quellen, aber der weltliche Liedtext ist nur aus Textquellen bekannt. T'Andernaken war ein international sehr bekanntes Lied in der Zeit von den 1430er bis in die 1540er Jahre, überliefert in (mittel)niederländischen, italienischen, deutschen und englischen Quellen niederländischer, deutscher und englischer Renaissance-Komponisten mit jeweils eigenen (Instrumental)fassungen wie Ludwig Senfl (1534), Erasmus Lapicida (1504), Jacob Obrecht (1501), Pierre de la Rue (1500), Alexander Agricola, Antoine Brumel, Paul Hofhaimer und Petrus Alamire. Selbst der musikalische englische König Heinrich VIII. verfertigte eine Variation darüber (~1515).[2]
Es existieren verschiedene Textversionen mit sechs und mit zwanzig Strophen, darin in der 20-Strophen-Version auch die Schönheit der Stadt Andernach geschildert wird. Der Niederländer Tijling (Tÿling, Tyling) gilt als erster Komponist, der die Melodie T'Andernaken in Satz gebracht hat. Er lebte um die Mitte des 15. Jahrhunderts, darüber hinaus ist nichts von ihm bekannt. Sein Werk findet sich in einem der Trienter Codices (ca. 1433–1445). Ein überliefertes Manuskript für Blasinstrumente vom Hofe Alberts von Preußen, in dem das Wort Krumbhörner sich als Bassstimme findet, gibt Hinweise auf den Instrumentensatz zum Spielen der textlosen polyphonischen Versionen des Liedes. Ein Tonsatz von Paul Hofhaimer vereinigte drei Stimmen in einer Tabulatur für Orgel. Ein si-placet-Altus (lat. si placet – wenn beliebt) in Mensuralnotation wurde der Tabulatur von Hans Kotter angefügt, die der Kommentar als von einandern darzu zuschlagen charakterisiert: „von anderem dazu (separat) zu spielen“.[2] Die erste Strophe von Tandernaken findet sich in einem niederländischen Quodlibet.
Einzelnachweise
- Florimond van Duyse: Het oude Nederlandsche lied. Tweede deel. Martinus Nijhoff / De Nederlandsche Boekhandel, Den Haag und Antwerpen 1905; Sp. 1050–1054
- Jan Willem Bonda: De meerstemmige Nederlandse liederen van de vijftiende en zestiende eeuw (Die mehrstimmigen niederländischen Lieder des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts). Uitgeverij (Verlag) Verloren, Hilversum 1996; ISBN 90-6550-545-8 (ISBN 0-393-09530-4), S. 89–90 und 596–598
Weblinks
- Diskographie auf amazon.com
- Diskographische Sucherbenisse für T’Andernaken auf medieval.org
- Lapicida Erasmus: Tandernaken: Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project
- Melodie und zwei komplette Textversionen von Tandernaken, wie von Florimond van Duyse veröffentlicht, der erste aus dem Antwerpener Liederbuch, der andere von einem Manuskript aus der Sammlung der Amsterdamer Universitätsbibliothek
- Suchergebnisse für Tandernaken auf der liederenbank.nl-Seite