Sylvain Maréchal
Sylvain Maréchal (eigentlich Pierre-Sylvain Maréchal; * 15. August 1750 in Paris; † 18. Januar 1803 in Montrouge) war ein französischer Dichter, Philosoph und Schöpfer des Maréchal-Kalenders. Er gilt als Spätaufklärer, Vertreter des Atheismus und Vordenker des Anarchismus.
Leben
Sylvain Maréchal, der Sohn eines Weinhändlers, studierte Rechtswissenschaften in Paris und wurde später Anwalt. Der Erfolg seiner Idyllensammlung Bergeries, die er im Alter von 20 Jahren veröffentlichte, ermöglichte ihm die Arbeit als Hilfsbibliothekar im Pariser Collège Mazarin. Durch seine Arbeit in der Bibliothek eignete er sich erhebliches Wissen an und schätzte besonders die Werke von Jean-Jacques Rousseau, Voltaire, Helvétius und Denis Diderot.
Maréchal entwickelte die Idee eines agrarischen Sozialismus mit kollektivem Eigentum an Gütern. Sein Ideal eines Kultes der Vernunft und seine Kritik an der Religion und dem Absolutismus führten schließlich zur Entlassung aus dem Collège. Er wurde später zu vier Monaten Gefängnis verurteilt, nachdem er den Almanach des Honnêtes Gens herausgegeben hatte. Darin entwickelte er den sogenannten Maréchal-Kalender, einen säkularen Kalender, bei dem er die Namen von christlichen Heiligen durch berühmte Persönlichkeiten der Geschichte ersetzte. Nach seiner Festnahme wurde er vorsichtiger und publizierte nur noch anonym, um der Strafverfolgung zu entgehen.
Er unterstützte die Französische Revolution enthusiastisch und setzte sich besonders für die Armen ein. Maréchal nahm an der Verschwörung um Gracchus Babeuf teil, aber entkam später der Bestrafung. Als Herausgeber der Zeitung Révolutions de Paris setzte er sich für die Befreiung des Menschen von jeder Form der Sklaverei ein und sah die Religion als Instrument der Regierungen zur wirtschaftlichen Ausbeutung der Menschen. Im Manifeste des Égaux schrieb er dazu:
„Verschwindet endlich, ihr empörenden Unterschiede zwischen Reich und Arm, Gross und Klein, zwischen Herr und Sklave, Herrscher und Beherrschtem.“
Da Sylvain Maréchal seine Texte anonym publizierte, konnte er sich bis zu seinem Tod 1803 weiterhin unbehelligt dem Schreiben widmen.
Werke
- Bergeries. 1770.
- Chansons anacréontiques. 1770.
- Essais de poésies légères suivis d'un songe. 1775.
- Fragments d'un poème moral sur Dieu. 1780.
- Dieu et les prêtres. 1781.
- Fragments d'un poème philosophique. 1781.
- L'Âge d'Or. 1782.
- Livre échappé du déluge. 1784.
- Almanach des Honnêtes Gens. 1788.
- Apologues modernes, à l'usage d'un dauphin. 1788.
- Dame Nature à la barre de l'Assemblée nationale. 1791.
- Jugement dernier des rois. 1793.
- Manifeste des Égaux. 1801.[1]
- Pensées libres sur les prêtres. 1798.
- Le Lucrèce Français. 1798.
- Culte et lois d'une société d'hommes sans Dieu. 1798.
- Les Voyages de Pythagore. 1799.
- Dictionnaire des Athées anciens et modernes. 1800. (Nachdruck, hrsg. v. Jean-Pierre Jackson, Editions Coda, Paris 2008)
- Pour et contre la Bible. 1801.
Literatur
- Erica Joy Mannucci: Finalmente il popolo pensa : Sylvain Maréchal nell'immagine della rivoluzione francese. Guida Editori, Napoli 2012, ISBN 978-88-6666-181-8.
Notizen
- Deutsch in Fritz Kool (auch: Frits K.), Werner Krause (Hrsg.): Die frühen Sozialisten. Bd. 2: Dokumente der Weltrevolution. (= Wissenschaftliche Reihe). Deutscher Taschenbuchverlag dtv, München 1972, ISBN 3-423-04102-1. Einl. Peter Stadler; zuerst Walter, Olten 1967; wieder Büchergilde Gutenberg 1968; dt. Auszüge in Martin Morgenstern, Robert Zimmer (Hrsg.): Staatsbegründungen und Geschichtsbedeutungen. Reihe Treffpunkt Philosophie, 4: "Politische Philosophie". Bayerischer Schulbuch Verlag BSV, München 2001, ISBN 3-7627-0325-6 & Patmos, Düsseldorf 2001, ISBN 3-491-75641-3, S. 44f.