Streckmetall
Streckmetall ist die Bezeichnung für ein Blech, das reihenweise mit kurzen aufeinanderfolgenden, durchgehenden und gegen die der Nachbarreihe versetzten Schnitten versehen und anschließend senkrecht zu den Schnitten auseinandergezogen (gestreckt) wurde. An den Schnittstellen entstand beim Strecken je ein rautenförmiges Loch. Aus dem Blech wurde ein Netz mit rautenförmigen Maschen. Die Netz-Stege wurden etwas aus der Ebene heraus verdreht, so dass die Dicke des Streckmetalls größer als die des Ausgangsbleches ist.
Außer Streckmetall mit Rautenmaschen gibt es welches mit Langstegmaschen, Sechseckmaschen, Rundmaschen, Quadratmaschen und anderen, je nach Form des Schnittpartien des Werkzeugs.
Streckmetall ist auch unter dem Begriff Streckgitter bekannt. Es kann auch aus Kunststoff bestehen, also nicht-metallisch sein.
Eigenschaften
Bei heute produzierten Streckmetallen kann die Maschenlänge weniger als 1 mm betragen, die größten Maschen sind bis 400 mm lang. Der flächenmäßige Anteil der Öffnungen an der Gesamtfläche liegt zwischen 4 und etwa 90 Prozent.
Zur Beschreibung eines Streckgitters dienen vier Größen: Maschenlänge, Maschenbreite, Stegbreite und Stegdicke. Die Bezeichnung 62×23-7×3 besagt zum Beispiel: Maschenlänge 62 mm, Maschenbreite 23 mm, Stegbreite 7 mm, Stegdicke 3 mm. Maschenlänge und -breite werden nicht innerhalb einer Öffnung gemessen, sondern jeweils von Knotenmitte zu Knotenmitte (siehe DIN 791).
Streckmetall-Gitter erreichen eine beachtliche Festigkeit und Flächenstabilität, da Metalle in der Regel durch das Strecken („Kaltrecken“) verspröden, das heißt gegen Verbiegen widerstandsfähiger werden.
Bei der normalen Herstellung hat Streckmetall eine geriffelte, plastisch strukturierte Oberfläche. Es ist aber auch möglich, das Gitter flach zu walzen, so dass es flach wie zum Beispiel ein Lochblech ist.
Herstellung
Als Ausgangsmaterial dient Metallblech, laut neueren Tabellenbüchern zum Beispiel Stahlblech in Stärken von 1 bis 5 mm. Vor über 100 Jahren wurde laut Meyers Konversationslexikon Eisenblech von 0,6 bis 7 mm Stärke verwendet, daneben Bleche aus Kupfer, Messing und Aluminium.[1]
Das verwendete Stanzwerkzeug ist eine einige Millimeter dicke, einem Lineal ähnliche Stange mit einer geknickten Kante. Diese Kante wird von aneinander gereihten – bei rautenförmigem Streckmetall keilförmigen – Messern gebildet. Die Stange wird schräg nach unten ins Blech gedrückt, wobei der randnahe Teil des geschnittenen Materials von den stumpfkeiligen Messerspitzen gegen den Rand nach vorne geschoben und dabei gestreckt werden.
Der Blechstreifen bleibt bei der Bearbeitung in der Breite unverändert. Die beiden ersten Stege des entstehenden rautenförmigen Lochs müssen gedehnt werden, denn sie bleiben am Schnittrand der Ausgangs-Blechplatte ziemlich massiv angeschlossen. Das noch ungeschnittene Blech wird nur unwesentlich gestaucht. Die Länge und damit die Fläche vergrößert sich jedoch um das Zwei- bis Zwölffache. Im Gegensatz zu Lochblech entsteht kein Abfall.
Bei jedem Schneidehub wird die Messerstange um eine halbe Maschenbreite quer versetzt. Meyers Konversationslexikon (1899–1900) gibt an, dass damals nicht das Messer, sondern die Blechtafel verschoben wurde.
Verwendung
Schon vor über 100 Jahren war die Anwendung als Putzträger („Verputzblech“) im Bauwesen die verbreitetste. Auch viele der unten genannten Anwendungen waren schon bekannt. Streckmetall wurde bis 1989 bei den Grenzsperranlagen der DDR verwendet.
Streckmetall findet heute zum Beispiel Verwendung als:
- Putzträger im Bauwesen (siehe auch Rabitz)
- Verkleidung von Decken, Wänden, Geländer und Fassaden
- Eckschutzschienen
- Herstellung von Arbeitsfugen im Stahlbetonbau
- Stützgitter in Verbundwerkstoffen zur Übertragung von Scherkräften bei geringem Gewicht
- Zaun
- Komposter
- Sieb, z. B. Kompostsieb
- Gitter in Starterbatterien, z. B. für Kraftfahrzeuge
- Fettfilter, z. B. Wrasenabzug-Fettfilter
- Möbel, z. B. Bügeltisch, Stuhl, Papierkorb
- Stent in der Medizin (siehe Abbildung)
- Maschentransplantation in der Medizin (Hauttransplantation)
- Prüfung von Leuchten auf Beständigkeit gegen Staub, feste Festkörper und Wasser (nach der IEC 60598-1 § 9.2)
Streckgitter aus anderen Werkstoffen
Es gibt Füllstoff für Verpackungen, der in genau gleicher Form aus Wellpappe-Resten gestanzt wird. Die an sich steife Wellpappe wird dadurch füllig und formbar bei geringem Volumengewicht und füllt Hohlräume oder polstert den Inhalt von Versandkartons.
Nach ähnlichem Prinzip werden Girlanden für Dekorationszwecke hergestellt. Hier ist das Material Papier, das gestreckt wird und eine füllige Dekoration ergibt.
Wenn bei einer Hauttransplantation ein Defekt gedeckt werden muss, der größer als das Transplantat ist, wird das Transplantat mit einer Messerwalze mit einem rautenförmigen Schnittmuster versehen und gestreckt.
Einzelnachweise
- Meyers Konversationslexikon, Jahres-Supplement 1899–1900, 20. Band, Stichwort: Blechgitter (Streckmetall)