Storchenturm Lahr
Der Storchenturm Lahr, auch Burg Lahr genannt, ist der erhaltene Rest einer mittelalterlichen Wasserburg und das Wahrzeichen der Stadt Lahr. Er trägt seinen Namen von den Störchen, die bis in die 1960er Jahre dort regelmäßig brüteten und in den Feuchtwiesen um die Stadt Nahrung fanden.
Storchenturm Lahr | ||
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Der Storchenturm in Lahr | ||
Alternativname(n) | Burg Lahr | |
Staat | Deutschland (DE) | |
Ort | Lahr | |
Entstehungszeit | zwischen 1220 und 1235 | |
Burgentyp | Niederungsburg | |
Erhaltungszustand | zwei Türme, Mauerreste | |
Ständische Stellung | Adlige | |
Geographische Lage | 48° 20′ N, 7° 52′ O | |
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Geschichte
Die Lahrer Burg ist womöglich von den Herren von Geroldseck zwischen 1220 und 1235 errichtet worden. Im Jahr 1250 jedenfalls wurde Walter I. von Geroldseck mit seinem Sohn „in seiner Burg zu Lahr“ durch Konrad von Freiburg festgesetzt. Nach der Geroldsecker Hausteilung von 1277 wurde sie Stammburg der Unteren Herrschaft. 1426 starb die Lahrer Linie der Geroldsecker aus, woraufhin die Burg Lahr nacheinander hauptsächlich an verschiedene Linien des Hauses Nassau ging (Nassau-Saarbrücken, Nassau-Weilburg, Nassau-Usingen). Die Burg überstand den Dreißigjährigen Krieg ohne Schäden, wurde jedoch am 15. September 1677 von den Franzosen unter François de Créquy zerstört und bei einem Erdbeben am 3. August 1728 derart geschädigt, dass sie nach Kauf durch die Stadt Lahr 1757 bis auf den heutigen Storchenturm abgetragen wurde. Letzterer fungierte noch bis 1861 als Gefängnis.
Anlage
Die Niederungsburg war eine regelmäßige Rechteckanlage mit vier runden Türmen in den Ecken und folgte damit dem bekannten spätstaufischen Typus wie er auch in Sizilien mit dem Castello Ursino in Catania und dem Castello Maniace in Syrakus existiert. Er kommt aus dieser Zeit in Deutschland sonst nur noch beim benachbarten Schloss Dautenstein in Seelbach und bei der Burg Neuleiningen vor.
Der Storchenturm war der Nordturm der Anlage und beherbergt heute eine kleine Ausstellung zur Geschichte der Wasserburg. Von seiner Aussichtsplattform bietet sich ein schöner Rundblick über die Altstadt und auf die Vorberge.
Der Ostturm wurde in den 1980er Jahren freigelegt und befindet sich im Untergeschoss des ehemaligen Cafés Kopf (Marktstraße, nicht mehr zu besichtigen). Die Fundamente des Südturms wurden in den 1960er Jahren beim Bau des Kaufhauses freigelegt und beseitigt, der Westturm wurde 2003 unter einer Betondecke vergraben.
Im Juni 2011 wurde der Storchenturm gesperrt, da Sandsteinteile herabzufallen drohten und Risse im Mauerwerk entdeckt wurden. Nach einer aufwändigen Sanierung, bei der die Statik des Turms stabilisiert und umfangreiche Sandsteinrestaurierungen vorgenommen wurden, ist er im September 2016 wiedereröffnet worden.[1]
Literatur
- Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden. Tübingen 1908, Siebter Band – Kreis Offenburg; S. 43–56 (Digitalisat der UB Heidelberg).
- Karl Meurer: Die Tiefburg zu Lahr. In: Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden, 21. Heft: Burgen und Schlösser Mittelbadens, 1934, S. 496–507 (Digitalisat der UB Freiburg).
- Karl List: Die Tiefburg Lahr — ein staufisches Schloß. In: Nachrichtenblatt der Denkmalpflege in Baden-Württemberg, Band 9, Nr. 3-4, 1966, S. 80–91 (Digitalisat der UB Heidelberg).
- Karl List: Die Tiefburg Lahr. In: Hugo Schneider (Hrsg.): Burgen und Schlösser in Mittelbaden. Schriftenreihe: Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden, Band 64. Verlag des Historischen Vereins für Mittelbaden, Offenburg 1984, ISSN 0342-1503, S. 313–319 (Digitalisat der UB Freiburg).
Weblinks
- Eintrag zu Lahr in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts
- Lahr, Storchenturm bei landeskunde-online.de
Einzelnachweise
- Der Storchenturm ist wieder für Besucher geöffnet (Memento vom 16. September 2016 im Internet Archive), Badische Zeitung, 12. September 2016, abgerufen am 14. September 2016.