Stiftung des Landes Mecklenburg-Vorpommern für Klimaschutz und Bewahrung der Natur – Stiftung Klima- und Umweltschutz MV
Die Stiftung des Landes Mecklenburg-Vorpommern für Klimaschutz und Bewahrung der Natur – Stiftung Klima- und Umweltschutz MV (Stiftung Klima- und Umweltschutz MV) wurde 2021 gegründet, zur Durchführung und Förderung von Maßnahmen und Projekten des Klimaschutzes und zur Bewahrung oder Wiederherstellung der Natur im Land Mecklenburg-Vorpommern (MV) und an sowie vor den Küsten des Landes Mecklenburg-Vorpommern sowie an und vor den Ostseeküsten der Ostseeanrainerstaaten. Die Stiftung hat ihren Sitz in Schwerin. Stiftungsvorstand und Kuratorium wird von der Ministerpräsidentin oder dem Ministerpräsidenten des Landes Mecklenburg-Vorpommern bestellt. Vorstandsvorsitzender der Stiftung ist aktuell der ehemalige Ministerpräsident von MV Erwin Sellering. Die beiden weiteren Vorstandsmitglieder sind der frühere CDU-Europaabgeordnete Werner Kuhn und Katja Enderlein, Tochter und Mitarbeiterin des Medizinunternehmers Dietmar Enderlein. Eine finanzielle Förderung von Projekten einzelner Bürgerinnen und Bürger sowie von Initiativen, Vereinen, Stiftungen und Unternehmen wie auch für wegweisender Beiträge aus der Wissenschaft ist möglich.[1] Es gab Vermutungen der Presse, dass die Stiftung die Fertigstellung der Pipeline Nord Stream 2, die von US-Sanktionen betroffen war, sicherstellen sollte.[2][3] Der Antrag der Landesregierung zur Stiftungs-Gründung führte extra auf: „die Gründung eines wirtschaftlichen Geschäftsbetriebes in der Stiftung mit dem Ziel, einen Beitrag zum Fortgang der Arbeiten an der Pipeline Nord Stream 2 zu leisten.“[4]
Vier Tage nach dem russischen Überfall auf die Ukraine kündigte die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, am 28. Februar 2022 die Auflösung der Stiftung an.[5]
Geschichte
Gründung
Anfang Januar 2021 wurde durch den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern mit der Mehrheit von SPD, CDU und Linkspartei die Gründung der Stiftung Klima- und Umweltschutz MV beschlossen. Umweltverbände wie NABU und WWF Deutschland kritisierten die Nord Stream 2 Pipeline und die Stiftung, da unter dem Deckmantel des Umweltschutzes der Klimaschutz untergraben und die Klimakrise weiter angeheizt werde.[6] Die Deutsche Umwelthilfe bezeichnete die Stiftung als „Fake-Stiftung“ und klagte gegen die Anerkennung der Stiftung durch die Stiftungsaufsicht.[7] Das Verwaltungsgericht Schwerin lehnte den Eilantrag gegen die Gründung der Stiftung aus formellen Gründen ab. Eine Klage der Deutschen Umwelthilfe wäre unzulässig, da sich das Verbandsklagerecht auf Umweltfragen beschränkt und nicht auf die Gründung von Stiftungen.[8]
Ende der Stiftung
Nachdem die Bundesregierung als Reaktion auf den Russischen Überfall auf die Ukraine am 22. Februar 2022 die Genehmigung der Pipeline stoppte, sollte auch die Klimastiftung ihre Arbeit vorerst einstellen.[9] Am 28. Februar 2022 erklärte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, sie wolle die Stiftung aufösen. Es soll geprüft werden, ob die von der Nord Stream AG aufgebrachten 20 Millionen Euro im Stiftungskapital für humanitäre Hilfe in der Ukraine verwendet werden können. Der Vorstandsvorsitzender der Stiftung Sellering hält eine Auflösung der Stiftung hingegen für rechtswidrig, da es rechtlich ausgeschlossen sei die Stiftung aufzulösen und das Stiftungsvermögen für andere Zwecke als den Klimaschutz auszugeben.[10]
Stiftungskapital
Das Land Mecklenburg-Vorpommern gab 200.000 Euro und von der Nord Stream 2 AG kamen 20 Millionen Euro für das Grundstockvermögen der Stiftung. Bei Betriebsaufnahme der Pipeline Nord Stream 2 soll die Stiftung jährlich weiter unterstützt werden. Bereits beim Bau der Ostseepipeline Nord-Stream-1-Pipeline kam es zur Gründung von zwei Stiftungen, die Projekte zum Schutz der Ostsee fördern.[11]
Die Stiftung erfüllt ihre Aufgaben aus den Erträgen des Grundstockvermögens, Erträgen eigener wirtschaftlicher Betätigung und aus Zuwendungen, soweit sie nicht ausdrücklich zur Aufstockung des Grundstockvermögens bestimmt sind.[12]
Stiftungszweck
Die Stiftungszwecke der Stiftung Klima- und Umweltschutz MV sind:
- „die Durchführung und Förderung von Maßnahmen und Projekten des Klimaschutzes und zur Bewahrung oder Wiederherstellung der Natur im Land Mecklenburg-Vorpommern und an sowie vor den Küsten des Landes Mecklenburg-Vorpommern sowie an und vor den Ostseeküsten der Ostseeanrainerstaaten;“
- „die Durchführung und Förderung von Maßnahmen zur Bewahrung und Verbesserung der ökologischen Situation in den genannten Regionen;“
- „die Förderung von Wissenschaft und Forschung im Bereich des Klimaschutzes und auf dem Gebiet einer klimaschonenden Energieversorgung im Land Mecklenburg-Vorpommern oder unter federführender Beteiligung von Wirtschaftsunternehmen, Hochschulen, Wissenschaftseinrichtungen oder Nichtregierungsorganisationen mit Sitz im Land Mecklenburg-Vorpommern;“
- „Förderung von Maßnahmen im Land Mecklenburg-Vorpommern zur Umsetzung der Belange des Klima- und Naturschutzes, vor allem auch bei allen Maßnahmen zur Sicherung der Energieversorgung, insbesondere bei der Systemstabilität durch Speicher- und Sektorenkopplungslösungen, wobei dies auch die Unterstützung von Wirtschaftsunternehmen mit Sitz im Land Mecklenburg-Vorpommern zur unternehmenseigenen Forschung in diesem Bereich, zur Herstellung von Prototypen, für Nullserien und für markteinführende Verbreitungsstrategien umfasst;“
- „die Förderung von Maßnahmen zur Sicherung der Artenvielfalt;“
- „die Förderung von Maßnahmen zur Sicherung des Gewässerschutzes und des Trinkwasserschutzes;“
- „Information, Beratung und Öffentlichkeitsarbeit zu Fragen des Klimaschutzes und der Bewahrung der Natur im Ostseeraum vorrangig in Mecklenburg-Vorpommern und in besonderen Fällen auch in den Ostseeanrainerstaaten;“
- „Erfahrungs-, Wissens- und Informationsaustausch sowie die Vernetzung zwischen im Klima- und Umweltschutz Engagierten, insbesondere in Mecklenburg-Vorpommern und mit den Ostseeanrainerstaaten;“
- „Aus-, Fort- und Weiterbildung im Bereich des Klima- und Umweltschutzes in Mecklenburg-Vorpommern;“
- „Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Organisationen, um im Rahmen des Stiftungszwecks gemeinsame Projekte und Vorhaben, die nach diesem Satzungszweck auch durch die Stiftung allein zulässig sind, zu verwirklichen;“
- „die Förderung und Unterstützung von Maßnahmen, Anstrengungen und wissenschaftlichen Untersuchungen im Land Mecklenburg-Vorpommern, die eine klimaschonende Sicherung der Energieversorgung zum Ziel haben.“[12]
Zur Erfüllung des Stiftungszwecks darf die Stiftung einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb errichten sowie Tochtergesellschaften in der Rechtsform von Personen- oder Kapitalgesellschaftern gründen, erwerben, sich daran beteiligen oder beauftragen.[12]
Projekte
Es laufen seit Gründung verschiedene Projekte. Das erste Projekt war „Buddeln für Bäume – Kinder pflanzen fürs Klima“ bei dem Kindertagesstätten in MV Bäume oder auch Sträucher auf ihrem Gelände pflanzen konnten und dafür bis zu 500 Euro erhalten konnten. Sofern die knapp 1000 Kitas in MV alle mitgemacht haben, beliefe sich die Fördersumme auf bis zu 500.000 Euro.[13]
Ein weiteres Projekt der Stiftung ist die Förderung der Anlage von Seegraswiesen mit Gewöhnlichem Seegras durch das Maritimen Kompetenzzentrums für industrienahe Forschung in der Meerestechnik (MariKom) mit einer Fördersumme von 185.000 Euro. Beim Projekt soll geprüft werden ob mit Seegras ähnlich wie bei der Verlegung von Rollrasen verfahren werden kann. Dazu sät man Seegrassamen in ein Grundgerüst aus natürlichen Materialien ein und zieht die Seegras-Keimlinge auf. Später sollen die Seegrasrasen auf den Meeresboden ausgebracht und dort verankert werden.[14]
Stiftungsschiff Blue Ship
Am 1. Juli 2021 kaufte die Stiftung den 5600-Tonnen-Frachter Blue Ship. Heimathafen offiziell Limassol auf Zypern. Die dänische Seeschifffahrtsbehörde erteilte dem Schiff die Genehmigung zu Steinschüttungsarbeiten an der Pipeline Nord Stream 2 in dänischen Gewässern. Für den Geschäftsbetrieb des Schiffes stellte Gazprom einen Geschäftsführer in Hamburg ein. Der Stiftungs-Vorstandsvorsitzende Sellering sagte zum Betrieb des Schiffes: „Da dies die aus unserer Sicht völkerrechtswidrigen Sanktionen gegen die Pipeline berührt, liegt es in der Natur der Sache, dass die Stiftung keinerlei Angaben dazu macht, welche Schritte zu Erreichung dieses zeitweiligen satzungsmäßigen Nebenzwecks notwendig sind und ergriffen werden.“ Nach Beendung des Baus von Nord Stream 2 lag das Schiff beschäftigungslos im Fährhafen Sassnitz auf Rügen.[15][16]
Einzelnachweise
- Homepage Stiftung Klima- und Umweltschutz MV. Abgerufen am 6. Februar 2022.
- Martin Machowecz, Martin Nejezchleba: Welchen Zweck hat die Stiftung? Die Zeit, 13. Januar 2021, abgerufen am 16. Februar 2021.
- Die Stiftung „Klima- und Umweltschutz Mecklenburg-Vorpommern“ im Lichte der US-Sanktionsgesetzgebung gegen „Nord Stream 2“. In: Deutscher Bundestag. Abgerufen am 17. Februar 2022.
- ANTRAG der Landesregierung; Zustimmung des Landtages gemäß § 63 Absatz 1 LHO; hier: Errichtung der „Stiftung Klima- und Umweltschutz MV“. In: LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN. Abgerufen am 17. Februar 2022.
- In die neue Zeit spiegel.de, 28. Februar 2022.
- Stiftung zur Unterstützung von Nord Stream 2 darf gegründet werden. Zeit Online, abgerufen am 18. August 2021.
- Klima-Stiftung: Deutsche Umwelthilfe klagt gegen Anerkennung. In: NDR. Abgerufen am 19. Februar 2022.
- Umwelthilfe scheitert mit Klage gegen Klimaschutz-Stiftung MV. In: NDR. Abgerufen am 19. Februar 2022.
- Ukraine-Konflikt: MV-Klimastiftung soll Arbeit ruhen lassen, NDR-Meldung vom 22. Februar 2022, abgerufen am 22. Februar 2022
- Schwesig kündigt Ende der umstrittenen "Klimaschutzstiftung" in MV an, NDR-Meldung vom 28. Februar 2022, abgerufen am 28. Februar 2022
- „Stiftung Klima- und Umweltschutz MV“ geplantWir sind Müritzer - Das lokale Netzwerk an der Müritz
- Satzung der Stiftung Klima- und Umweltschutz MV. Minister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin 7. Januar 2021 (klimastiftung-mv.de [PDF; 1,1 MB; abgerufen am 6. Februar 2022]).
- Umstrittene Klimastiftung MV startet erstes Projektwelt.de vom 23. Juni 2021
- Umstrittene Klimastiftung MV fördert Seegras-Aufforstung in der OstseeOstseezeitung vom 27. November 2021
- [Schwesigs Umweltstiftung hilft mit eigenem Schiff bei der Fertigstellung von Nord Stream 2]Redaktionsnetzwerk Deutschland vom 24. November 2021
- Geisterschiff „Blue Ship“ ankert in Mukran auf RügenSVZ.de vom 22. Februar 2022