Stefan-Morsch-Stiftung
Die 1986 gegründete Stefan-Morsch-Stiftung ist eine Stiftung, welche die erste deutsche Knochenmark- und Stammzellspenderdatei führt. Mittlerweile sind etwa 490.000 potentielle Stammzellenspender in der Datei verzeichnet. Der Stiftungssitz ist in der rheinland-pfälzischen Kreisstadt Birkenfeld.
Stefan-Morsch-Stiftung | |
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Zweck: | Knochenmark- und Stammzellspender registrieren und vermitteln[1] |
Vorsitz: | Susanne Morsch[2] |
Bestehen: | seit 1986 |
Stifter: | Hiltrud und Emil Morsch |
Sitz: | Birkenfeld |
Website: |
Geschichte
Im Jahr 1984 erkrankte Stefan Morsch aus Hoppstädten-Weiersbach an Leukämie. Eine Knochenmarktransplantation war seine einzige Überlebenschance. Doch keiner aus seiner Familie verfügte über die passenden Gewebemerkmale, um als Spender in Frage zu kommen. Die deutschen Ärzte glaubten noch nicht an den Erfolg einer Knochenmarkspende von einem unverwandten Spender, so dass eine Transplantation in den USA die letzte Hoffnung war. Durch Zufall entdeckte Vater Emil Morsch einen Zeitungsartikel über eine Knochenmarkstransplantation einer Achtjährigen. In diesem Bericht wurde auch eine Londoner Organisation genannt, die eine Liste mit Knochenmarkspendern führte. Emil Morsch nahm direkt Kontakt auf, aber die anfallenden Kosten von etwa 600.000 DM konnte die Familie nicht aufbringen. Aufrufe durch die Medien lösten eine Welle der Hilfsbereitschaft aus: Durch verschiedene Aktionen von Künstlern und Vereinen sowie Privatspenden kam die erforderliche Summe zusammen. Schnell war auch ein Spender gefunden – der 35-jährige Brite Terence Bayley. So wurde Stefan Morsch am 31. Juli 1984 in Seattle in den Vereinigten Staaten als erstem Europäer Knochenmark eines unverwandten Spenders transplantiert. Zwar glückte die Transplantation, doch der 17-Jährige starb am 17. Dezember 1984 an den Folgen einer Lungenentzündung.
Stefans letzter Wunsch war es, eine Stiftung zu gründen, um anderen Leukämiekranken bei ihrem Kampf gegen die Leukämie zu helfen. Seine Eltern, Hiltrud und Emil Morsch, gründeten so am 27. Januar 1986 die Stiftung, die sie nach ihrem Sohn benannten. Ihr Ziel war es, eine nationale Knochenmarkspenderdatei aufzubauen, um künftig schnellstmöglich passende Spender für Patienten zu finden.
Aufgabengebiete
Die Stiftung betreibt die erste Knochenmark- und Stammzellspenderdatei Deutschlands. Aus einem Pool von etwa 490.000[3] potentiellen Lebensrettern werden täglich passende Spender vermittelt. Sie ist Mitglied der Stiftung Knochenmark- und Stammzellspende Deutschland (SKD). Neben dem Betrieb der Spenderdatei versucht die Stefan-Morsch-Stiftung ebenso Patienten direkt zu helfen, wenn diese um Hilfe bitten. Das kann mit der Vermittlung von Kliniken und Ärzten geschehen, aber auch durch finanzielle Unterstützung. Ungedeckte Kosten des Patienten, die durch die Leukämie-Erkrankung entstanden sind und zu einer wirtschaftlichen Notlage geführt haben, werden von der Stefan-Morsch-Stiftung übernommen. Außerdem können zum Beispiel Zuschüsse für Flugkosten bei der Behandlung im Ausland gewährt werden.
Die Stiftung ist das gesamte Jahr über in ganz Deutschland unterwegs, um die Menschen über Knochenmark- und Stammzellspenden aufzuklären. Bei Typisierungsaktionen versucht sie gezielt potentielle Lebensretter für Patienten zu finden.
Abteilungen und Kooperationspartner
Im Jahr 1994 wurde die Klinik für Knochenmark-Transplantation am Klinikum Idar-Oberstein durch die Stiftung gegründet. Behandelt werden in Idar-Oberstein alle angeborenen und erworbenen Blutkrankheiten und Immundefekte, Thalassämie, alle Leukämien und die meisten onkologischen Erkrankungen.
1999 wurde mit finanzieller Unterstützung der Stiftung eine Transplantationseinheit am Campus Benjamin Franklin der Charité in Berlin eingerichtet. Seit 2002 erfolgen aufgrund dieser Initiative auf der „Stefan-Morsch-Station“ jährlich etwa 100 Übertragungen blutbildender Stammzellen, davon etwa die Hälfte von Fremdspendern.
Seit dem 1. Januar 2003 besteht das internationale Spendersuchzentrum der Stiftung, das weltweit nach passenden Spendern für Patienten der russischen Transplantationszentren in St. Petersburg und Moskau sowie des jordanischen Zentrums in Amman sucht. Im Jahr 2005 entstand die hauseigene Apheresestation, sodass die Stammzellentnahme nun in der Zentrale im rheinland-pfälzischen Birkenfeld durchgeführt werden kann. Die Betreuung von der Aufnahme in die Datei bis hin zur Spende liegt also allein in den Händen der Mitarbeiter der Stefan-Morsch-Stiftung, womit sie eine Rundumbetreuung garantieren kann.
Im Januar 2012 konnte aufgrund der finanziellen Unterstützung durch die Stiftung am Malteser Krankenhaus St. Franziskus-Hospital in Flensburg die Stefan-Morsch-Station eröffnet werden. Unter Leitung der Chefärztin Nadezda Basara werden seitdem im nördlichsten Krankenhaus Deutschlands Stammzelltransplantationen durchgeführt.
Außerdem verfügt die Stiftung über eines der modernsten HLA-Labore Europas. Hier können über verschiedenste Methoden in großer Zahl die Gewebemerkmale von Patienten und Spendern analysiert werden (HLA-Typisierung). Das HLA-Labor ist akkreditiert durch die amerikanische Fachgesellschaft ASHI (American Society for Histocompatibility and Immunogenetics) und durch die europäische Fachgesellschaft EFI (European Federation for Immunogenetics), eine Anerkennung als qualifiziertes Untersuchungslabor nach internationalen Standards und somit eine Voraussetzung für die Untersuchung klinisch relevanter Proben. Die molekularbiologische DNA-Typisierung geschieht über Hybridisierung mit Sonden (SSO-Methode), über Einsatz verschiedener PCR-Primer (SSP-Methode) oder über Sequenzierung (SBT-Methode).
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Die Stefan-Morsch-Stiftung - Über die Stiftung. Website der Stefan-Morsch-Stiftung. Abgerufen am 23. August 2020.
- Die Stefan-Morsch-Stiftung - Vorstand. Website der Stefan-Morsch-Stiftung. Abgerufen am 23. November 2017.
- Bericht in der Saarbrücker Zeitung. Abgerufen am 23. August 2020.