St. Ulrich (Geislingen)
Die katholische Pfarrkirche St. Ulrich in Geislingen im Zollernalbkreis wurde in den Jahren 1927/1928 unter Einbeziehung einiger Elemente des Vorgängerbaus erbaut. Ihr Innenraum ist ein Beispiel der eher selten anzutreffenden expressionistischen Architektur.[1]
Lage
Die Pfarrkirche liegt auf einer kleinen Anhöhe an zentraler Stelle im Ort, wo sich die Brückenstraße, die Vorstadtstraße und die Schlossstraße treffen.
Baugeschichte
Die Kirche wurde zwischen Juni 1927 und Oktober 1928 von den Rottenburger Architekten Hans Lütkemeier (1898–1960)[2] und Martin Schilling (1896–1991)[3] an der Stelle der zu klein gewordenen Dorfkirche erbaut. Von dieser blieb der Turm aus dem 15. Jahrhundert erhalten. Das spätmittelalterliche Gewölbe des Chors der alten Kirche wurde abgetragen und in der neuen Kirche wieder verwendet. Auch Teile der Ausstattung (die Plastiken von St. Ulrich, St. Martin, St. Barbara, St. Katharina sowie Grabmonumente) wurden von der alten Kirche übernommen. 1984/1985 fand eine Renovierung statt, bei der der Chorraum verändert wurde.
- Westfassade
- Langhaus von Westen
- Innenraum
- Chor von 1927/28 mit dem wieder eingebauten gotischen Deckengewölbe
Beschreibung
Äußerlich schlicht, wurde der Bau in Anpassung an den alten Turm in Bruchsteinmauerwerk ausgeführt. Ein Fries aus demselben Material unter der Traufe des großen Walmdachs ist der einzige Schmuck. Die Westfassade wird von drei nebeneinanderliegenden Spitzbögen gebildet, in denen die Eingangstüren angeordnet sind. Darüber sind zwei Steinplastiken angebracht.
Der langrechteckige Innenraum macht den Eindruck einer Saalkirche. Er wird überspannt von einem großen, nicht allzu hohen Tonnengewölbe, das in einer nur angedeuteten Spitze ausläuft und auf beidseitig sieben schmalrechteckigen Pfeilern ruht. Diese Pfeiler sind in der Mitte durchbrochen und lassen so rechts und links des Hauptschiffs einen Gang entstehen, der an ein Seitenschiff erinnert. Zwischen den Pfeilern spannen sich in Querrichtung spitzbogige Tonnengewölbe auf, so dass die Seitenwände auch wie eine Reihung von Seitenkapellen wirken. Das gesamte Gewölbe und die seitlichen Wölbungen sind mit einer auffälligen trapezförmigen Rippenstruktur überzogen, deren Felder in mehreren Grün- und Grautönen ausgemalt sind, die Pfeiler hingegen sind in einem blassen Blau gehalten.
Der Chor ist etwas schmaler als das Langhaus. Er hat eine Länge von drei Jochen und eine halbrunde, ebenfalls aus drei Jochen bestehende Apsis und steht auf Pfeilern. Das spätmittelalterliche Netzgewölbe, das den Hauptraum des Chors überspannt, wurde vom Vorgängerbau übernommen. Die Außenwand steht etwas vor den Pfeilern, so dass sich ein Chorumgang bildet.
Im Gegensatz zum blau-grünen Farbton des eher dunklen Kirchenschiffs ist der Chor in leuchtenden gelb-orangen Tönen bemalt, so dass von ihm ein Strahlen ausgeht. Die Außenwand des Chors ist in einem Rosaton gehalten, was diese Wirkung unterstreicht. So ergibt sich im Innenraum ein expressionistischer Eindruck, der in einem gewissen Gegensatz zum ruhigen Äußeren steht.
Orgel
Die Orgel wurde 1990 von Orgelbau Fischer & Krämer erbaut. Das Schleifladeninstrument hat 40 Register auf drei Manualwerken und Pedal. Die Disposition lautet:
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Weblinks
Einzelnachweise
- Seelsorgeeinheit Am Kleinen Heuberg – Beschreibung der Ausstattung (Memento vom 9. Juli 2016 im Internet Archive)
- Wolfgang Urban: Katholische Pfarrkirche St. Michael in Denkingen. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2008, S. 4.
- Wolfgang Urban: Katholische Pfarrkirche St. Michael in Denkingen. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2008, S. 4.