St. Joseph-Stift (Bremen)
Das Krankenhaus St. Joseph-Stift, auch Krankenhaus St. Joseph-Stift Bremen, oft kurz St. Joseph-Stift, ist ein Akutkrankenhaus im Bremer Stadtteil Schwachhausen. Es gliedert sich in neun Fachgebiete. Das 1869 gegründete katholische Krankenhaus arbeitet von jeher nach christlichen Leitlinien in Medizin und Pflege.
Krankenhaus St. Joseph-Stift | ||
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Trägerschaft | St. Franziskus-Stiftung Münster, Münster, und Verein für das St. Joseph-Stift, Bremen | |
Ort | Bremen | |
Koordinaten | 53° 5′ 0″ N, 8° 50′ 6″ O | |
Geschäftsführer | Torsten Jarchow | |
Betten | 448 (2017[1]) | |
Mitarbeiter | 956 (2017[1]) | |
Fachgebiete | 9 (2017[1]) | |
Gründung | 1869 | |
Website | www.sjs-bremen.de | |
Lage | ||
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Organisation
Das Krankenhaus ist eine Einrichtung der St. Franziskus-Stiftung Münster mit Sitz in Münster und des Vereins für das St. Joseph-Stift mit Sitz in Bremen. Als eines von vier freigemeinnützigen Krankenhäusern ist das Krankenhaus St. Joseph-Stift Teil des Verbunds der Freien Kliniken Bremen. Die Leitung des Krankenhauses obliegt dem Direktorium aus der Geschäftsführung durch Torsten Jarchow, dem Ärztlichen Direktor Thomas Brabant und der kommissarischen Pflegedirektorin Antje Eekhoff (Stand 2019). Als akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Göttingen beteiligt sich das St. Joseph-Stift an der Ausbildung junger Ärzte. In Zusammenarbeit mit der Bremer Krankenpflegeschule der freigemeinnützigen Krankenhäuser bildet die Klinik junge Menschen zu Gesundheits- und Krankenpflegern aus. Die etwa 950 Mitarbeiter betreuen jedes Jahr mehr als 67.000 Patienten.[1]
Medizinische Schwerpunkte
Die medizinischen Schwerpunkte des St. Joseph-Stifts gliedern sich per Stand 2019 in folgende Fachabteilungen und Zentren:[2]
- Anästhesiologie und Intensivmedizin
- Augenheilkunde
- Chirurgie: Allgemein- und Viszeralchirurgie
- Darmkrebszentrum
- Frauenklinik mit Beckenbodenzentrum, Brustzentrum, Geburtshilfe, Gynäkologie und Zentrum für Mikroinvasive Chirurgie
- Geriatrie und Frührehabilitation
- HNO-Klinik: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf-, Hals- und plastische Gesichtschirurgie, Schlaflabor
- Innere Medizin: Medizinische Klinik
- Laboratoriumsmedizin: Institut für Laboratoriumsmedizin
- Naturheilkunde: Klinik für Naturheilverfahren
- Palliative Care-Dienst
- Proktologie
- Radiologie: Institut für Radiologische Diagnostik
- Therapiezentrum
- Zentrale Notaufnahme
- Zentrum für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie
- AltersTraumatologisches Zentrum (ATZ)
Geschichte
1869 wurde das Krankenhaus von Bremer Katholiken gegründet. Nach einer Typhusepidemie kamen vier Schwestern aus dem Krankenpflegeorden der Franziskanerinnen zu St. Mauritz bei Münster – nach Verhandlungen und Vertragsabschluss am 11. Mai 1869 – nach Bremen. Schon damals galt der Grundsatz, dass eine Krankenpflege erfolgen sollte, ohne einen Unterschied hinsichtlich der „Konfession und des Standes“[3] zu machen.
Die Schwestern waren in der Hansestadt angesehen und schon bald reichten die bescheidenen zugewiesenen Räumlichkeiten nicht mehr aus, sodass sie ein größeres Haus erwarben. Der Kaufvertrag wurde allerdings abgelehnt, so dass sich 1870 der Verein für das Joseph-Stift gründete, der sich den Bau eines Spitals zum Ziel gesetzt hatte. Nachdem der Verein über mehrere Jahre die Kranken in verschiedenen Häusern betreut hatte (1870: Mittelstraße 8; 1873: Neustadtsdeich 42),[4] begann man 1878 in den noch unbebauten Wiesen mit dem Bau des Krankenhauses an der damaligen Schwachhauser Chaussee (heute Schwachhauser Heerstraße Nr. 54). Es wurde zum großen Teil aus Spenden finanziert und entstand nach Plänen des Architekten Heinrich Flügel (1849–1930).[5]
Der Backsteinbau wurde 1881 fertiggestellt; das Krankenhaus besaß 60 Betten und verfügte mit einer Klinik für Augenkrankheiten bereits über eine Spezialabteilung. Dieser folgte 1893 eine Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten und fünf Jahre darauf errichtete der Arzt Dr. Georg Brautlecht (1869–1945) das sogenannte Strahlenkabinett im Krankenhaus, was bedeutete, dass Bremen, nur drei Jahre nach Röntgens Entdeckung, die erste deutsche Stadt war, die über ein Röntgeninstitut in einem klinischen Betrieb verfügte.[6]
Reste des neogotischen Altbaus von Architekt Flügel bilden heute noch einen Teil des Krankenhauses. Die zugehörige Kapelle an der Ecke Schubertstraße/Schwachhauser Heerstraße wurde von 1901 bis 1902 durch die Bremer Architekten Friedrich Wellermann und Paul Frölich grundlegend umgestaltet und prägt die Ecksituation des Gebäudekomplexes an der Straßenecke zur Schwachhauser Heerstraße. Beide Gebäude wurden 2021 unter Denkmalschutz gestellt.[7]
Das Krankenhaus wurde in den folgenden Jahren immer wieder umgebaut und vergrößert, beispielsweise 1908 um ein Isolierhaus mit 80 Betten. 1910 verfügte es über 140 Betten und 1931 konnte es bereits über 485 Patienten stationär aufnehmen, die von 80 Schwestern betreut wurden.
Von 1905 bis 1937 wirkte hier Dr. Heinrich Gross (1869–1954) als leitender Arzt der Chirurgie. Er führte eine moderne, aseptische Chirurgie in Bremen ein.[8] Die Heinrich-Gross-Straße in Bremen-Obervieland wurde nach ihm benannt.
Im Ersten Weltkrieg diente das Haus als Lazarett wie auch im Zweiten Weltkrieg, in dem es durch Luftangriffe beschädigt wurde. Danach begann der Wiederaufbau, wobei zudem mehrere Nebengebäude neu errichtet wurden.
Seit 1986 ist das St. Joseph-Stift akademisches Lehrkrankenhaus der Georg-August-Universität Göttingen. Der heutige Haupteingang befindet sich in der Schubertstraße.
Joseph-Quartier
Auf dem Gelände des Krankenhauses befinden sich die Ambulante Klinik am St. Joseph-Stift, das medicum bremen sowie das Caritas-Zentrum Bremen. Die niedergelassenen Fachärzte und medizinischen Dienstleister arbeiten in Kooperation mit dem Krankenhaus und verbreitern so das medizinische Leistungsspektrum in Vorsorge und Therapie.
Literatur
- Eugen de Porre, Willy Hunold: 100 Jahre St. Joseph-Stift 1869–1969. Hrsg.: St. Joseph-Stift Bremen. Selbstverlag, Bremen 1969.
- Helgard Warns (Red.): Das St. Joseph-Stift in Bremen. Von der Privatheilanstalt zum leistungsfähigen Krankenhaus der Gegenwart. Hrsg.: Verein für das St. Joseph-Stift. Selbstverlag, Bremen 1994 (Dokumentation).
- Frank Hethey: Einst und jetzt. Bremen-Schwachhausen (= Einst und Jetzt. Nr. 36). Culturcon-Medien, Berlin 2014, ISBN 978-3-944068-30-5, Kap. Um 1910. St. Joseph-Stift, S. 26–27.
- Sonja Klanke: In dieser Bremer Klinik begann eine medizinische Revolution. In: butenunbinnen.de. 10. März 2019 (mit Video, 3:31 min).
- Thomas Kuzaj: St.-Joseph-Stift: Bremens erstes katholisches Krankenhaus wird 150 Jahre alt. In: kreiszeitung.de. 13. März 2019 .
Weblinks
- Website des Krankenhauses St. Joseph-Stift Bremen
- Facebookauftritt des Krankenhauses St. Joseph-Stift Bremen
- Website der Freien Kliniken Bremen
- Website der Bremer Krankenpflegeschule der freigemeinnützigen Krankenhäuser e. V.
Einzelnachweise
- St. Franziskus-Stiftung Münster: Krankenhaus St. Joseph-Stift Bremen – Jahresbericht 2017. In: jahresbericht.st-franziskus-stiftung.de. 2018, abgerufen am 4. Mai 2019.
- Krankenhaus St. Joseph-Stift Bremen: Unsere Kompetenzen: Übersicht. In: sjs-bremen.de. 2019, abgerufen am 4. Mai 2019.
- §1 des Vertrages zwischen dem Kirchenvorstand von St. Johann und der Schwesterngenossenschaft (Warns 1994, S. 19)
- Warns 1994, S. 13–31.
- Rolf Gramatzki: Heinrich Flügel und der staatliche Hochbau in Bremen. In: Bremisches Jahrbuch, Bd. 85, 2006, S. 205–206.
- Warns 1994, S. 52–59.
- Denkmaldatenbank des LfD
- Warns 1994, S. 61.