St. Josef (Verden)
Die Kirche St. Josef im niedersächsischen Verden (Aller) ist die römisch-katholische Pfarrkirche. Sie befindet sich am Altstadt-Wallring und ist auch Mittelpunkt eines Dekanats des Bistums Hildesheim und besitzt den Rang einer Propsteikirche.
Geschichte
Im Mittelalter war Verden Sitz des katholischen Bistums Verden, das im Zuge der Reformation aufgelöst wurde.
Durch Angehörige der ortsansässigen Garnison und viele aus anderen Regionen des Reiches zugezogene Neubürger wurde im 19. Jahrhundert der Wunsch nach einer neuen katholischen Kirche in Verden dringender. Die Verwirklichung verzögerte sich jedoch durch den bismarckschen Kulturkampf.
Am 5. August 1894 wurde St. Josef nach einjähriger Bauzeit durch Bischof Wilhelm Sommerwerck geweiht. Der Entwurf stammte von Richard Herzig.
Nach kriegsbedingten Beschädigungen erfolgte bis in die 1950er Jahre ein Wiederaufbau. Insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg und dem starken Zuwachs der Gemeinde durch Vertriebene wuchs auch die Bedeutung der örtlichen Gemeinde, die in der Folgezeit verschiedene Einrichtungen wie einen Kindergarten und ein Altenpflegeheim in der Nachbarschaft der Kirche in Trägerschaft der Caritas aufbaute. Insbesondere Propst Clemens Burchardt war in dieser Zeit eine prägende Persönlichkeit der Gemeinde. Neben den früheren Heimatvertriebenen und deren Nachfahren bilden heute Spätaussiedler aus Polen und der ehemaligen Sowjetunion, Gemeindemitglieder italienischer Herkunft sowie Zugezogene aus Süd- und Westdeutschland die wichtigsten Gruppen innerhalb der Gemeinde.
Architektur
Die Kirche ist eine geostete, dreischiffige, neoromanische Basilika aus Backstein. Die Turmfassade (Stadtseite) ist zu einem Westriegel mit polygonalen Flankenabschlüssen erweitert. Bemerkenswert ist die aufwändige Ausmalung des Gebäudes. Sie wurde von Franz Müller und Eduard Goldkuhle, die der Düsseldorfer Malerschule entstammten, im Nazarenerstil geschaffen. Nach Übermalung in den 1950er Jahren wurde sie 1987 wiederhergestellt.
Orgel
Die Orgel wurde 2004 von der Orgelbaufirma Lothar Simon aus Borgentreich erbaut. Das Schleifladen-Instrument hat 22 Register auf zwei Manualen und Pedal. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen elektrisch.[1]
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- Koppeln: II/I, I/P, II/P
- Spielhilfen: 256-fache elektronische Setzeranlage
Glocken
Für die neugebaute St.-Josef-Kirche goss die renommierte Glockengießerei Otto aus Hemelingen/Bremen im Jahr 1894 zwei Bronzeglocken mit den Schlagtönen f′ und g′. Die f′-Glocke wurde im 1. Weltkrieg im Jahr 1928 durch eine neue f′-Glocke ersetzt, welche ebenfalls eingeschmolzen wurden. Nach der Kapitulation 1945 goss Otto neue Bronzeglocken mit den Tönen es′ und b′ geliefert. Die Otto-Glocken haben folgende Durchmesser: 1305 mm und 870 mm und wiegen 1350 kg und 420 kg. Die Glockenzier wurde wie bei anderen Otto-Glocken der fünfziger und sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts durch die Künstlerin Clara Kress gestaltet.[2][3]
Einzugsbereich
Der Einzugsbereich der Propsteigemeinde umfasst die Stadt Verden (Aller), die Gemeinde Kirchlinteln, den Ostteil der Gemeinde Langwedel, Rethem (Aller), Dörverden und Blender.
Einzelnachweise
- Informationen zur Orgel von St. Josef
- Gerhard Reinhold: Otto-Glocken. Familien- und Firmengeschichte der Glockengießerdynastie Otto. Selbstverlag, Essen 2019, ISBN 978-3-00-063109-2, S. 588, hier insbesondere S. 20, 96, 159, 404, 507, 531, 560.
- Gerhard Reinhold: Kirchenglocken – christliches Weltkulturerbe, dargestellt am Beispiel der Glockengießer Otto, Hemelingen/Bremen. Nijmegen/NL 2019, S. 556, hier insbes. S. 43, 48, 113, 375, 474, 492, 505, 514, urn:nbn:nl:ui:22-2066/204770 (Dissertation an der Radboud Universiteit Nijmegen).
Weblinks