St. Jakob (Brandenburg an der Havel)
Sankt Jakob ist eine Kapelle in der Stadt Brandenburg an der Havel. Im Volksmund wird sie seit einer Umsetzung des Bauwerks Verrückte Kapelle genannt.
Lage
Die Jakobskapelle liegt 425 m westlich des Steintorturmes, der die westliche Ausfallstraße der Neustadt Brandenburg bewachte. Somit liegt die kleine Kapelle vor den Toren der mittelalterlichen Neustadt Brandenburg.
Entstehung
Die Jakobskapelle wurde etwa im Jahre 1320 errichtet. Ihr Turm wurde etwa 30 Jahre später angebaut. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Jakobskapelle als „Kapelle des heiligen Jakobus außerhalb der Mauern bei den Kranken“ 1349.[1]
Zu dieser Zeit führte die Heerstraße, ein bedeutender Ost-West-Fernhandelsweg von Magdeburg über Ziesar, Brandenburg an der Havel, Spandau, Frankfurt (Oder), nach Posen. Traditionell wurden im Mittelalter an solch bedeutenden Fernrouten Hospitäler mit dazugehörigen Kapellen vor die Stadttore gesetzt, um kranke Reisende versorgen zu können, ohne sie in die Stadt lassen zu müssen. Diese Präventivmaßnahme war dazu gedacht, eingeschleppte Epidemien in den befestigten Städten zu verhindern. Solche Kapellen wurden nicht selten Heiligen wie St. Jakob als Schutzpatron der Pilger und Reisenden, oder der Heiligen Gertrud geweiht.
Größe und Gestalt
Die Kapelle ist vollständig aus märkischem Backstein aufgeführt und erreicht eine Giebelhöhe von etwa 10 m. Die Turmspitze wird mit einer Höhe von 15,7 m angegeben. Ein schlichtes Tonnengewölbe trägt den Innenraum der Kapelle. Nur zwei Fenster lassen Licht ein: Ein Fenster in der Turmwand und ein Fenster in der gegenüberliegenden Giebelwand. Letztere wird von fünf gotischen Blindgaden geziert. An der südöstlichen Giebelwand befindet sich der Nachbau einer mittelalterlichen Kreuzigungsgruppe in Form einer Terrakottaplatte. Das Original wurde, um es vor Witterungseinflüssen und Vandalismus zu schützen, in der Kirche befestigt. Unter dem Turm befindet sich eine fünf bis sechs Meter hohe Eintiefung mit gotischem Bogen. Die ehemalige turmseitige Eingangstür hinter dieser Eintiefung ist vermauert.
Besonderheit
- An der südwestlichen Giebelwand erinnert eine Gedenktafel an die ingenieurtechnische Meisterleistung aus dem Jahre 1892, als die Kapelle um 11 m in einem Stück aus der Straßenfront der Jakobstraße nach Westen geschoben wurde, um einer Straßenerweiterung Platz zu machen. Aus diesem Grunde wird die Kapelle heute im Brandenburger Volksmund im Allgemeinen „Verrückte Kapelle“ genannt, wobei sich das Attribut auf das Verb „verrücken“ im Sinne von „bewegen“ bezieht.
- Am 19. Januar 2005 wurde die Jakobskapelle mit dem Titel „Denkmal des Monats“ im Land Brandenburg ausgezeichnet.
Literatur
- Friedrich Grasow: Brandenburg die tausendjährige Stadt – ein Gang durch die Kultur und Baukunst vergangener Jahrhunderte. Selbstverlag der Stadt Brandenburg, 1928.
Weblinks
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09145015 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
- Über die Jakobskapelle – ein Bericht des Preußischen Landboten