St. Anna im Felde
Die römisch-katholische Filialkirche St. Anna im Felde erhebt sich auf einer von einem Bach umflossenen Anhöhe südöstlich der niederösterreichischen Ortschaft Pöggstall. Die denkmalgeschützte Kirche (Listeneintrag) ist ein spätgotischer Hallenbau mit steilem Dach, hochgotischem Chor und spätgotischem Nordturm. Sie gehört zur Pfarre Pöggstall und somit zum Dekanat Maria Taferl. Sie wurde um 1135/1140 durch das Stift Kremsmünster gegründet und 1179 erstmals urkundlich erwähnt. Bis zur Pfarrerhebung 1330 war sie eine Filiale von Weiten. 1810 wurde die Pfarrfunktion auf die ehemalige Schlosskirche übertragen. Danach wurden etwa zwanzig Jahre lang in St. Anna im Felde noch gelegentlich Messen gelesen, dann folgten mehrere Jahrzehnte der Verwahrlosung und des Verfalls. Seit Ende des 19. Jahrhunderts gibt es wieder Anstrengungen zur Erhaltung der Kirche.
Äußeres
Das Aussehen der Kirche ist durch ihre Bruchsteinmauern und ihr mächtiges Schopfwalmdach geprägt. Das Langhaus ist durch Strebepfeiler mit Wasserschlägen, seine zwei- bis dreibahnigen Spitzbogenfenster mit reichem Fischblasen- und Dreipassmaßwerk, zwei reich verstäbte Schulterbogenportale des späten 15. Jahrhunderts mit Säulchen über diamantierten und gedrehten Sockeln und ein die Westwand durchbrechendes, zweibahniges Maßwerkfenster zwischen hohen Strebepfeilern gegliedert.
Der Chor ist bedeutend schmäler und niedriger als das Langhaus und im Vergleich zu diesem leicht nach Norden verschoben. Seine Spitzbogenfenster liegen zwischen Strebepfeilern und verfügen über reiches zweibahniges Maßwerk. Der durch ein Satteldach gedeckte Turm wurde Ende des 15. Jahrhunderts erbaut. Er hat Schlitzbogenfenster sowie kleebogige Schallfenster in tiefen Laibungen. Südlich des Chors liegt eine Kapelle aus derselben Bauzeit wie der Turm, mit Pultdach und hohen, dreibahnigen Maßwerkfenstern. Die ebenfalls pultgedeckte Sakristei nördlich des Chores wurde vermutlich im 17. Jahrhundert angebaut und hat rechteckige Fenster.
An der Ostwand der Kapelle wurde 1929 eine Wandmalerei Christus am Ölberg vom Anfang des 16. Jahrhunderts freigelegt und restauriert. An der Nordwand des Chores befindet sich das Fragment einer weiteren Wandmalerei, das allerdings zum Teil vom Sakristeidach verdeckt wird. Darauf ist eine Darstellung des hl. Christophorus aus der Zeit um 1500 zu sehen.
Inneres
Das Langhaus ist eine flach gedeckte Halle mit einer 1965 erneuerten Holzdecke und wird durch zwei Säulen in zwei Schiffe unterschiedlicher Breite gegliedert. Der Torso der spätgotischen Westempore ist in der Breite der drei Schiffe in drei profilierten Spitzbögen geöffnet. Zu den ehemaligen Emporenaufgängen im Nordwesten und Südwesten führen profilierte Rechteckportale. Ein spitzbogiger Triumphbogen führt zum stark eingezogenen, einjochigen Chor in Fortsetzung des breiteren Schiffes. Dieser hat einen Fünfachtelschluss und Kreuzrippengewölbe mit zwei skulpturierten Schlusssteinen. Vom Chor aus führt ein hoher spitzbogiger Scheidebogen zur etwas niedrigeren südlichen Seitenkapelle, die durch zarte Sternrippen gewölbt ist. Im Süden des Chorschlusses befindet sich eine zweiteilige Sessionsnische mit kräftigem Maßwerk; im Nordosten eine rechteckige Sakramentsnische mit einem von Türmchen flankierten, krabbenbesetzten Dreieckgiebel mit Blattdekor. Die übrigen Chorschrägen haben korbbogige Nischen. Im Norden des Chores gelangt man durch ein Korbbogenportal ins Erdgeschoß des Turms. Von dort aus führt ein Schulterbogenportal zur einjochigen, kreuzgratgewölbten Sakristei.[1]
Auf Wandmalereien des 14. Jahrhunderts ist im Langhaus der Zug der Hl. Drei Könige dargestellt; im Chor Christus am Ölberg, Christus vor Pilatus, Dornenkrönung, Geißelung und Kreuztragung. Die Malereien sind stark beschädigt.
Einrichtung
Die Einrichtung stammt großteils aus der Pfarrkirche und wurde im 19. Jahrhundert hierher übertragen. Der Hochaltar verfügt über ein neugotisches Retabel mit spätgotischen Relieffiguren aus der Zeit um 1480: Maria mit Kind, flankiert von Barbara und Katharina; seitlich Maria Magdalena und Anna selbdritt. An seiner Rückseite befindet sich ein eingemauertes Marmorgesims mit einem Reliefwappen Chunrat Höltzlers aus dem Jahr 1450. Die Kanzel hat einen von Säulchen gegliederten Korb und auf dem Schalldeckel eine reiche Fialenbekrönung.
Zur weiteren Ausstattung zählen unter anderem zahlreiche bemerkenswerte Grabdenkmäler, die 1953 aus der Pfarrkirche übertragen wurden.
Friedhof
Der die Kirche umgebende Friedhof wurde 1840 und im 20. Jahrhundert nach Süden erweitert. Er ist von einer Bruchsteinmauer umgeben und im Nordosten durch ein rundbogiges Tor zugänglich. Dieses hat ein reich profiliertes Gewände und einen rechteckigen Mittelaufsatz mit einer Segmentbogennische.
Weblinks
Literatur
- Herbert Neidhart: Die Wandmalereien in der Kirche St. Anna im Felde. In: Das Waldviertel 70, 2021, S. 134–140.
- DEHIO Niederösterreich nördlich der Donau. Berger, Wien 2010, ISBN 978-3-85028-395-3, S. 888–890.