Springer (Schach)
Der Springer (auch Pferd, „Ross“ oder „Rössel“, Unicode: ♘ U+2658, ♞ U+265E) ist eine Figur beim Schachspiel. Zusammen mit dem Läufer gehört er zu den Leichtfiguren bzw. Offizieren.
Schachfiguren | |
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König | |
Dame | |
Turm | |
Läufer | |
Springer | |
Bauer |
In der Grundstellung einer Schachpartie hat jede Partei zwei Springer. Der weiße Königsspringer steht zu Beginn des Spiels auf dem Feld g1, der schwarze auf g8; der weiße Damenspringer auf dem Feld b1, der schwarze auf b8. Die Besonderheit des Springers liegt darin, als einzige Schachfigur über Figuren „springen“ zu können, wenn man von der Rochade absieht, bei der der Turm einmalig den König überspringt.
Zugmöglichkeiten und Wert
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8 | 8 | ||||||||
7 | 7 | ||||||||
6 | 6 | ||||||||
5 | 5 | ||||||||
4 | 4 | ||||||||
3 | 3 | ||||||||
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Der Zug des Springers erfolgt von seinem Ausgangsfeld immer zwei Felder waagrecht und dann ein Feld senkrecht oder umgekehrt. Die offizielle FIDE-Beschreibung dafür lautet: Der Springer darf auf eines der Felder ziehen, die seinem Standfeld am nächsten, aber nicht auf gleicher Reihe, Linie oder Diagonale mit diesem liegen.
Mit diesem Rösselsprung ist der Springer in der Lage, alle Felder des Brettes zu betreten (vgl. dazu auch längster kreuzungsfreier Springerpfad), aber manche Wege sind zeitaufwendig, beispielsweise der von einer Schachbrettseite zur anderen. In der Mitte des Brettes hat ein Springer die Möglichkeit, auf maximal acht andere Felder zu ziehen, am Rande des Brettes sind es vier und in einer Ecke des Brettes nur zwei Felder (siehe Graph).
Der Wert eines Springers entspricht mit drei Bauerneinheiten in etwa dem eines Läufers. Seine tatsächliche Stärke hängt aber immer von der Position auf dem Brett ab, so kann er in geschlossenen Stellungen – durch seine besondere Zugmöglichkeit – dem Läufer überlegen sein. Das Umgekehrte gilt für zwei Springer im Vergleich zum Läuferpaar; beide Läufer zusammen gelten in offenen Stellungen stärker als zwei Springer.
Ein Springer steht in der Regel dann gut, wenn er viele Zugmöglichkeiten hat und nur schwer angegriffen werden kann (siehe auch Ewiger Springer). Ein Sprichwort sagt außerdem: „Ein Springer am Rand bringt Kummer und Schand.“
Der Springer in den drei Spielphasen
In der Eröffnung
Der Springer ist neben dem Bauer die einzige Figur, die schon in der Grundstellung gezogen werden kann, da er über andere Steine hinwegspringen kann. 1. Sg1–f3 ist nach 1. e2–e4 und 1. d2–d4 der dritthäufigste Eröffnungszug in Meisterpartien.
Generell gilt die Faustregel, dass man die Springer (wie auch die Läufer) möglichst früh in der Partie entwickeln sollte. Die natürlichen Entwicklungsfelder sind f3 und c3 für Weiß bzw. f6 und c6 für Schwarz. Von diesen Feldern nehmen sie direkt Einfluss auf die Zentrumsfelder. Nicht ganz so oft, aber immer noch häufig, werden Springer auf den Feldern e2 oder d2 bzw. e7 oder d7 positioniert. Dort sind sie zwar etwas weniger aktiv, blockieren aber die f- bzw. c-Bauern nicht.
Relativ häufig werden die Springer in der Eröffnung von Läufern gefesselt, aber selten getauscht, denn dadurch würde ein Spieler das Läuferpaar aufgeben.
Im Mittelspiel
Der Springer gilt vor allem in geschlossenen Stellungen dem sonst meist stärkeren Läufer ebenbürtig oder überlegen. Er kann seine Kraft umso besser entfalten, je näher er dem Zentrum steht. Besonders stark ist er auf so genannten Vorpostenfeldern, wo er zwar durch eigene Bauern gedeckt ist, aber nicht mehr durch gegnerische Bauern angegriffen werden kann. Auf Feldern vor einem rückständigen gegnerischen Bauern oder vor einem Isolani fungiert er zudem als effiziente Blockadefigur.
Wegen seiner ungewöhnlichen Zugart kann ein Springer alle gegnerische Figuren (außer den Springern) angreifen, ohne von ihnen selbst bedroht zu sein. Darauf beruht das taktische Motiv der Gabel, die besonders von Springern angewendet wird. Bei einer Gabel werden zwei gegnerische Steine gleichzeitig von einer Figur (z. B. von einem Springer) angegriffen. Besonders verheerend wirkt sich hier das "Familienschach" aus, eine Springergabel, die gleichzeitig König und Dame bedroht und fast unweigerlich zum Damenverlust führt.
Ein bekanntes durch den Springer ausgeführtes Mattmotiv ist das erstickte Matt. Ein weniger bekanntes Mattmotiv ist das Libellenmatt.
Schachweltmeisterschaft 1985, 16. Partie
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3 | 3 | ||||||||
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Das Partiebeispiel soll illustrieren, wie sehr die Stärke eines Springers davon abhängt, wo er auf dem Schachbrett positioniert ist.
Der schwarze Springer auf d3 ist gedeckt und dominiert offensichtlich die gesamte weiße Stellung. Gleichzeitig stehen beide weißen Springer am Rand und haben keine einzige legale Zugmöglichkeit, die nicht sofort zu Materialverlust führt. Obwohl Karpow mit den weißen Steinen einen Mehrbauern hat, steht er positionell klar schlechter. Es folgte
- 30. f2–f3 Df6xd6 31. f3xg4 Dd6–d4+ 32. Kg1–h1 Sd7–f6
Der zweite Springer greift ins Geschehen ein.
- 33. Tf1–f4 Sf6–e4 34. Dd2xd3
In seiner Verzweiflung gibt Weiß sogar seine Dame für den Springer auf d3.
- 34. … Se4–f2+
Familienschach!
- 35. Tf4xf2 Lg6xd3 36. Tf2–d2 Dd4–e3 37. Td2xd3 Tc8–c1 38. Sa4–b2 De3–f2 39. Sb1–d2 Tc1xd1 40. Sb2xd1 Te8–e1+
Karpow gab auf, weil das Matt nach 41. Sf1 Txf1 42. Lxf1 Dxf1# unausweichlich ist.
Im Endspiel
Ein Springer allein reicht zum Mattsetzen nicht aus. Auch mit zwei Springern lässt sich das Matt nicht erzwingen, sondern nur bei schlechtem Spiel des Gegners erreichen. Mattsetzen mit Springer und Läufer ist möglich. Es erfordert aber präzises Spiel, um nicht an der 50-Zug-Regelung zu scheitern.
In Endspielen mit Bauern ist der Springer dem Turm klar unterlegen. Der Läufer ist etwa gleich stark wie der Springer. Welche Figur sich in einem konkreten Fall durchsetzt, hängt von der jeweiligen Position ab.
Andere Sprachen
In den meisten Sprachen wird er sinngemäß als „Pferd“ (etwa italienisch „cavallo“), „Reiter“ (französisch „cavalier“) oder „Ritter“ (englisch „knight“), bezeichnet.
Geschichte
Obwohl die Gangart des Springers im Vergleich zu den anderen Schachfiguren recht ungewöhnlich ist, gehört er zu den wenigen, deren Gangart sich im Laufe der Schachgeschichte nicht verändert hat. Schon im indischen Chaturanga zieht er so wie heute. Auch in vielen Schachvarianten anderer Länder kommt eine Figur vor, die ebenso oder fast so wie ein Springer zieht. Im chinesischen Xiangqi muss das Feld, das orthogonal ans Ausgangsfeld und diagonal ans Zielfeld grenzt, frei sein, d. h. der chinesische Springer kann nicht so springen wie im westlichen Schach. Das (unbeförderte) Pferd im japanischen Shōgi zieht (und springt) wie der westliche Springer, mit dem Unterschied, dass es nur vorwärts ziehen kann, auf eine Nachbarlinie und zwei Reihen nach vorn.
Sonstiges
Beim Springerproblem geht es darum, eine Tour mit einem Springer über das Schachbrett zu finden, bei der jedes Feld genau einmal betreten wird. Bei einer „perfekten“ Lösung beendet der Springer seinen Weg genau einen Zug entfernt vom Ausgangspunkt, sodass die Tour quasi unendlich fortgesetzt werden könnte.
Das Rösselsprungrätsel macht sich die Gangart des Springers zunutze, um etwa Silben, den namensgebenden Rösselsprüngen folgend, zu Sätzen anzuordnen.
Andere Arten von Springern
In historischen Schachvarianten und im Märchenschach kommen weitere Arten von Springern mit anderen Schritten vor. Eine Übersicht findet sich im Artikel (a,b)-Springer.