Spitaltor (Schweinfurt)
Spitaltor war der Name für drei einstige Stadttore in Schweinfurt. Das Innere Spitaltor, an der Mündung der Spitalstraße in den Albrecht-Dürer-Platz, wurde 1567 endgültig abgebrochen. Das Äußere Spitaltor, auch Basteiturm genannt, am westlichen Ende des Steinwegs (heute: Schultesstraße) wurde 1880 als letztes der fünf (äußeren) Schweinfurter Stadttore abgebrochen. Das Mittlere Spitaltor stand unweit östlich des Äußeren Spitaltors.[1]
Etymologie
Das Äußere Spitaltor war nach dem urkundlich seit 1364 belegten Hospital Heilig Geist benannt (auch: Bürgerspital), an der damaligen Spitalkirche zum Heiligen Geist, die von 1897 bis 1902 durch die heutige Heilig-Geist-Kirche ersetzt wurde.
Lagen
Die fünf Schweinfurter Stadttore, die alle im 19. Jahrhundert abgerissen wurden, waren (vom Süden am Main gegen den Uhrzeigersinn) Brückentor, Mühltor, Obertor, Spitaltor und Fischertor. Das Spitaltor bildete den westlichen Abschluss der Stadt (heutige Altstadt). Von hier führt die Straße über Oberndorf nach Karlstadt (heutige Bundesstraße 26) und Würzburg.
Es gab im Zusammenhang der Spitaltore insgesamt sieben Bauwerke der Stadtbefestigung, die aber zu keiner Zeit alle gleichzeitig standen. Nachfolgend sind sie von der inneren Altstadt nach Westen aufgeführt.
- Das Innere Spitaltor war der westliche Stadtausgang der ersten Stadtmauer, bis zur Stadterweiterung im 15. Jahrhundert (siehe: Altstadt, Stadterweiterung). Die Fundamente des Inneren Spitaltors unmittelbar östlich des Albrecht-Dürer-Platzes, am Ende der Spitalstraße, zwischen der südlichen Hausnummer 39 und der nördlichen Hausnummer 40, wurden aufgefunden und die Stelle gekennzeichnet.
- Das Vortor vor dem Mittleren Spitaltor stand 8 m vor der Länggseite der abgerissenen Spitalkirche zum Heiligen Geist.[2] Das Tor stand auf Höhe der linken Seite des Hauptportals der heutigen Kirche.[3]
- Der Innere Spitalturm lag zwischen dem Vortor und dem Mittleren Spitaltor, vor der nordwestlichen Ecke des Friedhofs,[2] der heutigen Grünanlage Alter Friedhof (genaue Lage siehe untere Bildgalerie).
- Das Mittlere Spitaltor lag vor dem nordwestlichen Bereich des Friedhofs[2] (genaue Lage siehe rechtes Bild).
- Das Äußere Spitaltor (auch: Äußerer Spitalturm oder Basteiturm; Lage siehe obige Koordinaten) folgte nur 25 m nach dem Mittleren Spitaltor und lag ebenfalls vor dem nordwestlichen Bereich des Friedhofs.[2] Es stand zwischen der heutigen Schultesstraße 17, mit der Musikschule (frühere Steinwegschule) und der Schultesstraße 19, mit dem Gebäude der Redaktion des Schweinfurter Tagblatts und der Volkshochschule (siehe rechtes Bild).[3]
- Die Spitaltorbrücke über den einstigen, westlichen Stadtgraben vor dem Äußeren Spitaltor wurde beim Bau des neuen Gebäudes für Schweinfurter Tagblatt und Volkshochschule wieder freigelegt. Die Brücke läuft auf 20 m Länge unter dem Gebäude hindurch und ist deshalb im heutigen Katasterplan wieder eingezeichnet.[4]
Geschichte
Das Innere Spitaltor wurde im Zweiten Markgrafenkrieg 1554 zerstört, bis 1555 wieder aufgebaut und 1567 endgültig abgebrochen. Das Äußere Spitaltor wurde ebenfalls im Krieg beschädigt, konnte aber im selben Jahr wieder passierbar gemacht werden. Neben diesem Tor errichtete man ein Jahr später (1555) einen stadteinwärts stehenden Wachtturm, den Inneren Spitalturm. Der Torturm des Äußeren Spitaltors wurde 1563/64 abgebrochen und durch ein neues Tor ersetzt. 1568 wurde vor dem Mittleren Spitaltor stadteinwärts eine weitere Mauer mit Torbogen errichtet (siehe: Lagen, Mittlere Spitalvortor), so dass nun diese Toranlage westlich des einstigen Inneren Spitaltors drei Tore umfasste, die die protestantische Reichsstadt vor feindlichen Angriffen in Richtung des rivalisierenden Hochstift Würzburgs schützen sollten. 1614/15 wurde das Äußere Spitaltor durch einen völligen Neubau im Renaissance-Stil ersetzt (auch Basteiturm genannt; siehe oberes Foto). Von ihm wurden bei Beerdigungen im benachbarten Friedhof (heute Grünanlage Alter Friedhof) bis 1874 Choräle geblasen.
Der Innere Spitalturm wurde 1870 und das Äußere Spitaltor 1880 abgebrochen, obwohl das Tor dem Verkehr nicht im Wege stand.[1]
Beschreibung
Äußeres Spitaltor
Das Tor stand aus strategischen Gründen nicht auf der Straßenachse des Steinwegs, da sich hier eine Bastei befand,[2] sondern südlich (auf oberen Bild rechts). Dadurch verließ man aus Richtung Würzburg die Straßenachse über eine kurvige Umgehungsstraße durch das Tor und gelangte danach wieder auf die Hauptachse.[2]
Innerer Spitalturm
Der Innere Spitalturm (am Äußeren Spitaltor) war stadtauswärts aus strategischen Gründen halbrund und zur Stadtseite flach. Der Wachturm besaß nach außen nur kleine Fensterluken. Zur Stadtseite hatte er größere Fenster und eine Uhr und bildete den städtebaulichen Abschluss des breiten Steinwegs, in ähnlicherweise wie der Turm des Obertors am Kornmarkt.
- Bastei am einstigen Äußeren Spitaltor,
an der Lieferanteneinfahrt zur
Galeria Kaufhof - Freigelegte Spitaltorbrücke über den einstigen Wassergraben. Die Brücke läuft unter dem Redaktionsgebäude des Schweinfurter Tagblatts hindurch
- Pfarramt an der Heilig-Geist-Kirche.
Der Innere Spitalturm stand ca. 5 m von der Ecke der Gartenmauer entfernt, in Richtung Schultesstraße[3] - Steinweg mit (von links): Tor zum Friedhof, Inneren Spitalturm und Spitalkirche[6]
- Abbruch der Spitalkirche 1896, vom Steinweg gesehen (vgl. linkes Foto)
Siehe auch
Einzelnachweise
- Paul Ultsch: Damals in Schweinfurt. Buch- und Idee-Verlags-GmbH, Schweinfurt, ISBN 3-9800480-1-2, S. 13 ff.
- BayernAtlas: Historische Karte, Katasterplan Blatt Schweinfurt (zwischen 1833 und 1852), Planausschnitt Bereich Äußeres- und Mittleres Spitaltor. Abgerufen am 3. Oktober 2019.
- Vgl. im BayernAtlas die Katasterpläne (sind in den oberen Zoomstufen) der Layer Historische Karte und Topografische Karte
- BayernAtlas: Topografische Karte, Katasterplan, Planausschnitt um die freigelegte, wieder eingezeichnete Spitaltorbrücke. Abgerufen am 4. Oktober 2019.
- Matthias Merian: Topographia Germaniae; Band 9: Topographia Franconiae, Plan der Reichsstadt Schweinfurt, 2. Auflage, Frankfurt am Main 1656 ff.
- Bildlegende mit falscher Angabe: 1615 wurde nicht der Spitalturm sondern das links daneben liegende (nur mit der Turmspitze am linken Bildrand sichtbare) neue Spitaltor erbaut