Spalentor
Das Spalentor ist ein ehemaliges Stadttor der Stadt Basel und als Nachfolgebau des 1838 abgerissenen Spalenschwibbogens ein früherer Bestandteil der Basler Stadtmauer. Es ist eines der drei Stadttore, welche heute noch existieren, und steht unter Denkmalschutz. Es gilt als eines der schönsten Stadttore in der Schweiz.
Geschichte
Im Oktober 1356 verwandelte ein grosses Erdbeben das alte Basel in einen Trümmerhaufen. Die damaligen Basler gingen daran, ihre Behausungen neu aufzubauen. Sie umgaben ihre neuerstandene Rheinstadt gleich mit einem hohen Mauergürtel und einem Wassergraben davor, wobei sie die Vorstädte in den Mauerring miteinbezogen. Die Ringmauer verstärkten sie mit über 40 Wehrtürmen; 7 davon waren Tortürme und das Spalentor ist einer davon. Es blickt hinaus auf den grossen Anmarschweg, der von Frankreich her zur Rheinstadt führte, und schützte die Spalenvorstadt hinter dem Tor.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts hemmte die Stadtmauer das Wachstum Basels und wurde als einengend und überholt betrachtet. So ging man daran, die Ringmauer niederzulegen, und die meisten Türme, Tore und Mauer wurden abgebrochen und verschwanden aus dem modernen Stadtbild. Dabei wurde neben dem St. Johanns-Tor und dem St. Alban-Tor auch das Spalentor verschont. Seit dem Abbruch der Stadtbefestigung steht das Tor frei.
Name
Absolut zweifelsfrei ist der Ursprung des Namens «Spalen» nicht geklärt. 1231 ist in der Region zum ersten Mal das Wort «Spalon» nachgewiesen, das wahrscheinlich vom lateinischen palus herrührt, das so viel wie Pfahl oder Palisade bedeutet. Ab etwa 1220 begann sich das Siedlungsgebiet vor die seinerzeitige Stadtmauer, die später «innere Stadtmauer» genannt wurde, auszudehnen. Die so entstandene «Vorstadt» wurde aber nicht schutzlos gelassen, sondern durch eine hölzerne Palisade gesichert. Daraus ergab sich vermutlich der Name der damaligen Vorstadt und heutigen «Spalen»-Quartiers.
Die These wird durch Beispiele aus der Region untermauert. So wird 1383 bei Wentzweiler ein «Spalacker», 1339 bei Zumersheim ein «Spalengarten» und bei Blotzheim eine «Hofstatt an dem Spalen» erwähnt. All diese Beispiele deuten auf Areale hin, die mit einem Hag aus Pfählen umfriedet gewesen sind.[1]
Tor und Ausstattung
Die Mauern des Spalentors haben stadtauswärts eine Dicke von zwei Metern und stadteinwärts immer noch eine solche von 1,60 m. Das Tor besitzt zwei Fallgatter in der Durchfahrt, die heute nur noch für Fussgänger zugänglich ist. Zwei runde, 28,15 m hohe Türme flankieren das insgesamt 40,3 m hohe Spalentor, und die beiden Rundtürme besassen bis zu einem Sturm im Jahr 1842 jeweils pyramidenförmige Zeltdächer. Das spitze Dach des Tores selbst ist mit bunten Ziegeln bedeckt, und das Zusammenspiel des viereckigen Torturms mit den angebauten Rundtürmen, die wie zwei Wächter neben dem Durchgang dastehen, machen das Besondere dieses Tores aus. Das Tor wurde 1473/74 durch ein von Jakob Sarbach erbautes niedriges Vortor ergänzt und besass ursprünglich eine Fallbrücke über den Stadtgraben. Unter dem Graben befinden sich Wasserkanäle, in denen gebadet werden konnte.
Das Spalentor ist mit viel Skulpturenschmuck an der Fassade verziert. Direkt über dem Torbogen erkennt man ein aus rotem Sandstein gehauenes und von zwei Löwen umrahmtes Baslerwappen. Die Zifferblätter der Uhren stammen vom Vorgängerbau (siehe Einleitung).
Das Spalentor wurde 1933 vom Kanton Basel-Stadt mit Bundeshilfe restauriert und unter Denkmalschutz gestellt.
- Das Spalentor von der Spalenvorstadt aus gesehen
- Detail der Skulpturen an der vorderen Seite
Literatur
- C. H. Baer: Kunstdenkmäler des Kantons Basel Stadt. Band 1, Birkhäuser Verlag, 1932/71, S. 244–284.
- Hans Eppens: Baukultur in alten Basel. Verlag Frobenius, Basel 1974, S. 46–47.
- Peter Habicht, Christoph Matt: Das Spalentor und die Vorstadt. Die Geschichte eines Basler Wahrzeichens. Christoph Merian Verlag, Basel 2015, ISBN 978-3-85616-656-4.
- Annie Hagenbach: Basel im Bilde seiner Maler. Verlag B.Wepf, Basel 1939. (Beitrag 43 mit stadtseitiger Ansicht des Tores.)
- Guido Helmig, Christoph Ph. Matt in: Jahresbericht 1989 der Archäologischen Bodenforschung BS, Katalog der landseitigen Äusseren Grossbasler Stadtbefestigungen. ISBN 3-905098-10-5, S. 93–96 mit vergleichendem Plan S. 83.
- Guido Helmig: Jahresbericht 1985 der Archäologischen Bodenforschung BS. In: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde, S. 182–187.
- Rudolf Kaufmann: Basel das alte Stadtbild. Birkhäuser Verlag, 1936. (Beiträge 13 bis 15 mit Fotos des Tores mit Vorbauten (Beitrag 13) und ohne Vorbauten, doch mit Stadtmauer (Beitrag 14) sowie mit direkt angebautem Haus (Beitrag 15).)
- Eugen A. Meier: Basel Einst und Jetzt. 3. Auflage. Buchverlag Basler Zeitung, 1995, ISBN 3-85815-266-3, S. 184–185. (Mit und einer feldseitigen Illustration.)
- Emil Major: Bauten und Bilder aus Basels Kulturgeschichte. Verlag Peter Heman, Basel 1986, S. 59, 62–63.
- Claudio Miozzari: Brünzeln im Spalentor. Das Basler Baudenkmal wird 2012 umfassend renoviert. In: Basler Stadtbuch 2011, S. 119–121.
- C.A. Müller: Die Stadtbefestigung von Basel. 1956, S. 39–41.
- Carl Roth: Das Spalentor. In: Basler Jahrbuch 1936, S. 1–30.