Sonnenplatz-Apotheke
Die Sonnenplatz-Apotheke ist eine ehemalige Apotheke und seit 2006 ein Apothekenmuseum in Tauberbischofsheim, Main-Tauber-Kreis, das sich im denkmalgeschützten Gebäude am Sonnenplatz 4 befindet.
Sonnenplatz-Apotheke (2010) | |
Daten | |
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Ort | Tauberbischofsheim, Main-Tauber-Kreis |
Art | |
Eröffnung | Mitte 2006 |
Betreiber |
Familie Doerthe und Henning Briegleb
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Website |
Geschichte
Apotheke am Sonnenplatz
1720 ließ der Weinhändler Johann Michael Schaffner das Gebäude am Sonnenplatz 4 errichten. Die Buchstaben „IMS“ am dortigen Türsturz deuteten zunächst auf den Apotheker Johann Henrich Staub und seine Frau Maria hin, allerdings war es zur damaligen Zeit unüblich, die Vornamen von Mann und Frau so zu verbinden. Des Weiteren bezieht sich das dortige Händlerzeichen auf den Weinhändler. Man geht davon aus, dass der Apotheker eher seinen Apothekermörser hätte anbringen lassen, wie es bei der Maria-Hilf-Kapelle der Fall ist.[1]
Der Bischofsheimer Oberamtmann hatte sich im 17. Jahrhundert beim Mainzer Erzbischofs erkundigt, ob es in wirtschaftlicher Hinsicht tragbar sei, in der kleinen Amtsstadt zwei Apotheken zu haben. Im Antwortschreiben des Mainzer Erzbischofs werden am 25. Februar 1658 zwei Apotheken mit den beiden Apothekern Nendwig und Engel in Bischofsheim erstmals urkundlich erwähnt.[2] Zudem wurde geraten, die Entwicklung der Apotheken erst einmal abzuwarten und dann zu entscheiden, ob zwei Apotheken zu viel sind.[3]
1671 musste der Apotheker Abel Nendwig erstmals den auch für spätere Apotheker erforderlichen Bischofsheimer Apothekereid vor dem Rat der Stadt ablegen. Dieser beinhaltet eine Reihe von Vorschriften, wie etwa Gehorsam gegenüber den Behörden, ständige Dienstbereitschaft oder Schweigepflicht, also bei „Gott dem Allmächtigen und seinen Heiligen treu, hold und gehorsamb zu sein, sambtlichen nutzen zu fördern und schaden zu lindern“. Nendwigs Nachfolger, der Apotheker und Ratsherr Johann Henrich Ludwig Staub, übernahm die Apotheke mit einer Schuldenlast von 1100 Gulden. Er ließ jedoch mit seiner Frau Maria Elisabeth im Jahr 1700 die Maria-Hilf-Kapelle in der oberen Hauptstraße erbauen. Sie stifteten 200 Gulden für sieben heilige Messen in dieser Kapelle. Die zukünftigen Inhaber ihres Hauses und ihrer Apotheke am Marktplatz verpflichteten sie dazu, die 200 gestifteten Gulden jährlich zu verzinsen und den Ertrag der Stiftung zuzuführen.[4]
Im Jahr 1702 wollte der Miltenberger Apotheker Johann Jost Gischeidt in Bischofsheim eine zweite Apotheke eröffnen, woraufhin Johann Henrich Ludwig Staub erheblichen Widerstand leistet, sodass nach dem mehrere Jahre andauerndem Streit keine zweite Apotheke eröffnete. Johann Henrich Ludwig Staub starb am 28. Januar 1721; sein Grabstein befindet sich in der Maria-Hilf-Kapelle. Sein Sohn Franz Adam Staub (* 1695) übernahm die Apotheke seines Vaters. Nach 1727 kaufte er in der oberen Vorstadt eine Scheune, bei der es sich womöglich um das heutige Gebäude hinter der Sonnenplatz-Apotheke handeln könnte, da hier, wie an der Kapelle, ein Maria-Hilf-Relief angebracht wurde.[5]
Die Verlegung der Apotheke in den Sonnenplatz 4 erfolgte erst 1810 durch Carl Augustin Hergt. Aus dieser Zeit stammt die heute ausgestellte Offizin im Empire-Stil mit Möbeln aus dunklem Kirschbaumholz eingerichtet.[6][7] Von 1958 bis 2012 war im Gebäude zudem ein Reformhaus untergebracht.[8]
Apothekenmuseum
Seit Mitte 2006 ist die Sonnenplatz-Apotheke ein Apothekenmuseum.[7]
Ausstellung
Neben Folianten zur Natur- und Pharmaziegeschichte werden Mörser, Waagen, Tiegel, Schalen für Moschuspräparate, Zäpfchenmaschinen, Pulverbläser sowie Destilier- und Filtriergeräte ausgestellt. Des Weiteren wird das Schriftstück mit dem „Apoteckhers Aydt“ (Apothekereid) gezeigt.[9] Auf dem Dachboden des Museums werden alte Apothekergefäße von 1750 bis 1810 sowie Geräte und Arzneimittel ab 1890 archiviert.
Nach Anmeldung kann das Museum kostenfrei besichtigt werden.[7]
Literatur
- Eckart Roloff: Besuchen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Band 2. Süddeutschland. 1. Auflage. S. Hirzel Verlag, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-7776-2509-6.
- Alte Apotheken und pharmazie-historische Sammlungen in Deutschland und Österreich. Sonderausg Auflage. Nikol, Hamburg 2000, ISBN 978-3-933203-07-6.
- Franz Gehrig, Hermann Müller: Tauberbischofsheim: Beiträge zur Stadtchronik. Verein Tauberfränkische Heimatfreunde, Tauberbischofsheim 1. Januar 1997.
- Josef Heer: Tauberbischofsheim heute. 2. Auflage. Druckerei und Buchbinderei der Justizvollzugsanstalt Heilbronn 1983 (S. 45).
Einzelnachweise
- Franz Gehrig, Hermann Müller: Tauberbischofsheim: Beiträge zur Stadtchronik. Verein Tauberfränkische Heimatfreunde, Tauberbischofsheim 1. Januar 1997, S. 221/222.
- Stadt Tauberbischofsheim „Stadtgeschichte“ (Memento des Originals vom 26. Mai 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . online auf www.tauberbischofsheim.de. Abgerufen am 8. März 2017.
- Franz Gehrig, Hermann Müller: Tauberbischofsheim: Beiträge zur Stadtchronik. Verein Tauberfränkische Heimatfreunde, Tauberbischofsheim 1. Januar 1997, S. 345.
- Franz Gehrig, Hermann Müller: Tauberbischofsheim: Beiträge zur Stadtchronik. Verein Tauberfränkische Heimatfreunde, Tauberbischofsheim 1. Januar 1997, S. 345–347.
- Franz Gehrig, Hermann Müller: Tauberbischofsheim: Beiträge zur Stadtchronik. Verein Tauberfränkische Heimatfreunde, Tauberbischofsheim 1. Januar 1997, S. 347–348.
- Franz Gehrig, Hermann Müller: Tauberbischofsheim: Beiträge zur Stadtchronik. Verein Tauberfränkische Heimatfreunde, Tauberbischofsheim 1. Januar 1997, S. 351.
- Fränkisches Weinland: Museum Sonnenplatz-Apotheke. Online auf www.fraenkisches-weinland.de, abgerufen am 5. Februar 2017
- Eckart Roloff: Besuchen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Band 2. Süddeutschland. 1. Auflage. S. Hirzel Verlag, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-7776-2509-6, S. 75.
- Eckart Roloff: Besuchen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Band 2. Süddeutschland. 1. Auflage. S. Hirzel Verlag, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-7776-2509-6, S. 76.
Weblinks
- Museum Sonnenplatz-Apotheke mit einer Innenansicht und Kontaktadresse für die Besichtigung auf der Website fraenkisches-weinland.de