Siegfried Ruhl

Siegfried Ruhl (* 26. April 1870 i​n Neustadt (Hessen); † 10. Februar 1962) w​ar ein hessischer Politiker (Zentrum, CDU) u​nd Abgeordneter d​es Hessischen Landtags.

Leben

Siegfried Ruhl l​egte 1891 d​as Abitur a​b und studierte Rechtswissenschaften i​n Marburg. 1894 arbeitete e​r als Referendar. 1894 b​is 1895 diente e​r als Einjährig-Freiwilliger b​eim Jägerbataillon Marburg. 1900 l​egte er d​as Assessorexamen a​b und w​urde 1904 Amtsrichter s​owie 1913 Amtsgerichtsrat. 1914 b​is 1918 leistete e​r Heeresdienst i​m Ersten Weltkrieg a​ls Bataillonsführer. Nach d​em Krieg w​ar er i​n der Arbeitsgerichtsbarkeit i​n Marburg tätig. Von 1923 b​is 1927 w​ar er nebenamtlicher Vorsitzender d​es arbeitsrechtlichen Schlichtungsausschusses Marburg u​nd ab 1927 stellvertretender nebenamtlicher Vorsitzender d​es arbeitsrechtlichen Schlichtungsausschusses Kassel s​owie seit 1927 referierendes richterliches Mitglied d​es Heeresversorgungsgerichts i​n Kassel. 1931 w​urde er Landgerichtsrat.

1934 w​urde Ruhl z​um Erbgesundheitsrichter i​n Marburg ernannt. Dagegen protestierte d​er Gau-Inspektor d​er NSDAP-Gauleitung Kurhessen i​n einem Schreiben a​n den Staatssekretär i​m Reichsjustizministerium Roland Freisler v​om 5. April 1934, d​a Ruhl bekannter Zentrumsmann s​ei und „sich i​n Prozessen g​egen Nationalsozialisten n​ie von e​iner guten Seite gezeigt hat“.[1]

1935 w​urde Ruhl i​n den Ruhestand versetzt wurde. 1939 b​is 1943 erfuhr e​r Wiederverwendung a​ls Beamter i​n Laufen (Oberbayern). Seit Januar 1946 w​ar er Richter u​nd mit d​er Verwaltung d​es Amtsgerichts Kirchhain (Bezirk Kassel) beauftragt.

Politik

In d​er Weimarer Republik w​ar Siegfried Ruhl i​m Zentrum a​ktiv und für s​eine Partei v​on 1923 b​is 1933 Stadtverordneter i​n Marburg. Nach d​em Krieg gehörte e​r zu d​en Gründern d​er CDU i​n Hessen. Er w​ar vom 15. Juli 1946 b​is zum 30. November 1946 Mitglied d​er Verfassungberatenden Landesversammlung Groß-Hessen u​nd dort Alterspräsident. Anschließend w​ar er i​n der ersten Wahlperiode v​om 7. November 1947 (als Nachrücker für Karl Reitz) b​is zum 30. April 1949 Mitglied d​es Hessischen Landtags, w​o er ebenfalls Alterspräsident war.

Ehrungen

Literatur

  • Albrecht Kirschner: Abschlussbericht der Arbeitsgruppe zur Vorstudie „NS-Vergangenheit ehemaliger hessischer Landtagsabgeordneter“ der Kommission des Hessischen Landtags für das Forschungsvorhaben „Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen“. Hrsg.: Hessischer Landtag. Wiesbaden 2013, S. 15, 40 (Download [PDF; 479 kB]).
  • Jochen Lengemann: Das Hessen-Parlament 1946–1986. Biographisches Handbuch des Beratenden Landesausschusses, der Verfassungsberatenden Landesversammlung und des Hessischen Landtags (1.–11. Wahlperiode). Hrsg.: Präsident des Hessischen Landtags. Insel-Verlag, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-458-14330-0, S. 368 (hessen.de [PDF; 12,4 MB]).
  • Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 318.

Einzelnachweise

  1. Albrecht Kirschner: Abschlussbericht der Arbeitsgruppe zur Vorstudie „NS-Vergangenheit ehemaliger hessischer Landtagsabgeordneter“ der Kommission des Hessischen Landtags für das Forschungsvorhaben „Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen“. Hrsg.: Hessischer Landtag. Wiesbaden 2013, S. 40 (Download [PDF; 479 kB]).
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