Siegfried Forstreuter

Siegfried Forstreuter, manchmal a​uch fehlerhaft Forstreuther (* 18. April 1914 Berlin; † 30. Oktober 1944 i​m Zuchthaus Brandenburg) w​ar ein deutscher Kommunist u​nd Widerstandskämpfer g​egen den Nationalsozialismus.

Von der Belegschaft der Zahnradfabrik Friedrich Stolzenberg & Co. auf dem damaligen Werksgelände in Berlin-Reinickendorf, Saalmannstraße 9, angebrachte Gedenktafel

Leben

Forstreuter, v​on Beruf Werkzeugdreher, w​ar Mitglied d​er KPD u​nd des Arbeitersportvereins „Fichte“. Aus d​er Ehe m​it Hildegard, geb. Wildbrett, d​ie er a​m 25. September 1937 geschlossen hatte, stammt e​in im September 1944 geborener Sohn.[1][2]

Für d​en mit i​hm seit d​er gemeinsamen Zeit b​eim Arbeitersportverein bekannten Heinz Rosenberg, d​em aufgrund seiner jüdischen Abstammung d​ie Deportation drohte, mietete Forstreuter 1942 e​inen Laden i​n Berlin-Neukölln an, w​o dieser s​ich verstecken konnte.[3]

Beide gehörten z​u einer v​on Anton Saefkow, Bernhard Bästlein u​nd Franz Jacob geleiteten Widerstandsgruppe g​egen die nationalsozialistischen Machthaber, d​ie in Berliner Rüstungsbetrieben g​egen den Krieg agitierte.[4]

Forstreuter h​atte Kontakte i​ns Heereszeugamt. Die d​ort tätigen, z​um Widerstand bereiten Arbeiter koordinierte e​r mit d​er Gruppe u​m Saefkow.[5]

Zusammen m​it Harry Harder, Karl Lüdtke u​nd Waldemar Hentze gehörte Forstreuter i​n der Zahnradfabrik Friedrich Stolzenberg & Co. GmbH i​n Berlin-Reinickendorf e​iner KPD-Betriebszelle u​m den Meister Max Sauer an. Die Betriebsgruppe w​ar Teil d​er Saefkow-Jacob-Bästlein-Organisation u​nd traf s​ich mehrfach m​it Saefkow u​nd anderen i​n den Wohnungen v​on Forstreuter, Harder u​nd Lüdtke z​u Diskussionen. Sie organisierte u​nter anderem Sabotageaktionen g​egen die Kriegsproduktion.[6]

Im Juli 1944 wurden Forstreuter, Lüdtke u​nd Harder verhaftet u​nd vom Volksgerichtshof z​um Tode verurteilt. Am 30. Oktober 1944 w​urde Forstreuter i​m Zuchthaus Brandenburg hingerichtet.[7]

Würdigung

  • 1946: Gedenktafel in Berlin-Reinickendorf, Saalmannstraße 9 (an der linken Seite von Haus 2)[8][9]

Literatur

  • Ursel Hochmuth: Illegale KPD und Bewegung „Freies Deutschland“ in Berlin und Brandenburg 1942–1945. Biographien und Zeugnisse aus der Widerstandsorganisation um Saefkow, Jacob und Bästlein. Schriften der Gedenkstätte Deutscher Widerstand Reihe A (Analysen und Darstellungen), Bd. 4. Verlag Hentrich und Hentrich, Berlin 1998, ISBN 978-3-933471-08-6.
  • Martin Schönfeld: Gedenktafeln in West Berlin. Schriftenreihe des Aktiven Museums Faschismus und Widerstand in Berlin e. V., Bd. 6. Berlin 1993.
  • Johannes Tuchel:  »...und ihrer aller wartet der Strick.«: Das Zellengefängnis Lehrter Straße 3 nach dem 20. Juli 1944. Schriften der Gedenkstätte deutscher Widerstand Reihe A (Analysen und Darstellungen), Bd. 7. Lukas Verlag 2014, ISBN 978-3-86732-178-5. Digitalisat

Einzelnachweise

  1. Namensregister für Buchstaben F. In: Widerstand in Berlin gegen das NS-Regime 1933 bis 1945 – Ein biographisches Lexikon. trafo Verlag, abgerufen am 3. August 2018.
  2. Hans-Joachim Fieber, Klaus Klein, René Mounajed, Günter Wehner: Widerstand in Berlin gegen das NS-Regime 1933 bis 1945. Ein biographisches Lexikon. Band 11, Erster Ergänzungsband, Buchstabe A – J. Trafo Verlag, Berlin 2005, ISBN 978-3-89626-350-6, S. 176.
  3. Heinz Rosenberg. In: Stolpersteine in Berlin. Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin Dr. Silvija Kavčič, abgerufen am 7. August 2017.
  4. Johannes Tuchel: »...und ihrer aller wartet der Strick.«: Das Zellengefängnis Lehrter Straße 3 nach dem 20. Juli 1944. In: Schriften der Gedenkstätte deutscher Widerstand Reihe A (Analysen und Darstellungen). Band 7. Lukas Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-86732-178-5, S. 179 f.
  5. Oskar Olschewski. In: Stolpersteine in Berlin. Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin Dr. Silvija Kavčič (Leitung), abgerufen am 7. August 2017.
  6. Karl Lüdtke, Siegfried Forstreuther, Harry Harder, Waldemar Hentze. In: Gedenktafeln in Berlin. Gedenkstätte Deutscher Widerstand, 2014, abgerufen am 3. August 2017.
  7. Annette Neumann: Betriebszellen der Saefkow-Jacob-Bästlein-Organisation. IG Metall Berlin, 22. Januar 2009, abgerufen am 3. August 2017.
  8. Forstreuter, Siegfried. In: Edition Luisenstadt. 7. Oktober 2009, abgerufen am 3. August 2017.
  9. Forstreuters Nachname wird auf der Gedenktafel fälschlicherweise mit Forstreuther angegeben.
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